Eichstätt
Putzkammerlösung schlägt Treppenauge

04.12.2009 | Stand 03.12.2020, 4:26 Uhr

Im Auge der Treppe: Per Holzkonstruktion stellt das Stadtbauamt die Ausmaße eines möglichen Aufzugs im Treppenhaus des Rathauses dar. - Foto: kno

Eichstätt (kno) Die Diskussion um den Einbau eines Aufzugs in das Rathaus ist – zumindest was den Standort angeht – ein Stück weiter gekommen: Der Hauptausschuss einigte sich einhellig auf die so genannte Putzkammerlösung. Sehr zum Missfallen von Stadtbaumeister Albert Dischinger.

Drei Varianten waren’s, die letztlich noch in der Ausscheidung waren: Der Aufzug kommt entweder mittig in Treppenhaus, also ins "Treppenauge", oder in den vorderen Flur (was aber rasch wieder verworfen wurde), oder es greift die billigste, die von Dischinger so bezeichnete "Putzkammerlösung": Hier würde der Lift seinen Anfang in der Putzkammer im Erdgeschoss nehmen und durch das Vorzimmer des Oberbürgermeister und den Kopierraum des Stadtbauamts nach oben ins Dachgeschoss gleiten. Dafür wären etwa 227 000 Euro fällig, die Flurvariante würde 245 000 Euro kosten, während Modell "Treppenauge" mit rund 280 000 Euro am teuersten wäre. Letzteres ist der Favorit des Stadtbaumeisters. Die Putzkammerlösung dagegen würde einen "maximalen Substanzverlust" bedeuten, warnte Albert Dischinger, weil vier Decken inklusive eines historischen Gewölbes "durchstanzt" werden müssten.

Das drang allerdings nicht so recht durch: Die Diskussion drehte sich nämlich fast ausschließlich um die Kosten, wobei CSU-Fraktionschef Achim Janssen zunächst einmal bemerkte, "ein Aufzug kostet Geld", um dann die angedachte Verlagerung des Standesamtes vom Bummerlbräu ins noch auszubauende dritte Obergeschoss des Rathauses ins Spiel zu bringen. Beide Projekte hingen "untrennbar" zusammen, aber: "Für beides haben wir gegenwärtig kein Geld." Allerdings sei solch ein Aufzug wiederum ein bleibender Wert.

Auf eine schnelle Lösung drängte Manuela Knipp-Dengler (Grüne), ebenso wie Eva Gottstein (FW), die meinte, "wir brauchen einen Aufzug" und dabei das Erscheinungsbild betonte, für das "50 000 Euro mehr oder weniger keine Rolle spielen dürfen". Max Pfuhler (SPD) sprach sich für die Putzkammerlösung aus, wobei er auch nicht so recht wusste, wie sie zu finanzieren sei, und Willi Reinbold (ÖDP) liebäugelte zunächst mit der Treppenhausvariante, weil bei ihr am wenigsten in die Bausubstanz eingegriffen werde.

Auf diesen Umstand hatte auch Albert Dischinger gesetzt: So solle doch das Landesamt für Denkmalpflege darüber entscheiden, ob die Putzkammervariante überhaupt möglich sei. Das wiederum rief Oberbürgermeister Arnulf Neumeyer auf den Plan, der deutlich machte, dass er sich in seinem Hoheitsgebiet nur ungern fremd bestimmen lassen möchte. Wenn das Landesamt die billigste Lösung ablehne, soll es "halt die Kohle bringen", um die Treppenhausvariante zu ermöglichen.

Also rang sich das Gremium letztlich einstimmig zum Putzkammermodell durch, allerdings eher – wegen der noch offenen Finanzierung – als Absichtserklärung. Der Stadtrat wird sich in seiner Sitzung am 17. Dezember dann noch einmal mit dem Thema befassen.

In diesem Zusammenhang merkte Stadtkämmerer Herbert Rehm an, dass die Einkommensteuerbeteiligung der Stadt laut aktueller Prognose für 2009 auf 4,8 Millionen Euro sinken werde. Der ursprüngliche Ansatz lag bei 5,6 Millionen Euro, zwischenzeitlich war er dann bereits auf 5,1 Millionen Euro nach unten korrigiert worden. Außerdem müsse die Stadt – ungeplant – 250 000 Euro an Gewerbesteuern zurückzahlen.