Ingolstadt
Pur oder als Marmelade

Ernährungsnetzwerk Ingolstadt geht mit Kindern aufs Bio-Erdbeerfeld - und die sind begeistert

05.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:26 Uhr
Erdbeeren pflücken: Luisa, Julia und Max (von links) hat?s gefallen. Sie lernten, dass man Erdbeeren nur im Sommer essen sollte. −Foto: Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Sommerzeit, Erdbeerzeit: Ob pur, als Marmelade, Erdbeermilch oder Erdbeereis - die Frucht ist für Kinder wie gemacht. Das dachte sich auch das Ernährungsnetzwerk Ingolstadt, eine Gruppe, die sich das Thema gesunde Ernährung im Kindesalter auf die Fahnen geschrieben hat. Und lud aufs Bioland-Erdbeerfeld in Hundszell.

Kindern schon im Kindergartenalter für das Thema Ernährung sensibilisieren. Das war die Idee von Elfriede Imhof. Die Ingolstädter Allgemeinärztin mit Schwerpunkt Ernährungsmedizin hat deshalb vor etwa 15 Jahren den Verein Ernährungsnetzwerk Ingolstadt gegründet. "Eine bessere, gesunde Ernährung ist der Schlüssel für mehr Lebensqualität. Ein natürliches Essverhalten, kombiniert mit regelmäßiger Bewegung ist also essenziell für Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Zufriedenheit im Leben. Unsere Region bietet dafür eine reiche Vielfalt an frischen, ökologischen und ausgereiften Lebensmitteln", heißt es auf der Homepage des Ernährungsnetzwerks Ingolstadt. Verbraucher, Landwirte und Gärtner sowie Fachleute für Ernährungs- und Produktionsfragen haben sich hier zusammengeschlossen, um eine Lanze für regionale Produkte zu brechen. Regional, saisonal und kurze Wege, so die Devise.

Erdbeeren im Winter im Supermarkt kaufen? Für Renate Heckl kommt so etwas nicht in die Tüte. Die Hauswirtschaftsmeisterin kennen viele Ingolstädter noch von ihrer früheren Tätigkeit beim Verbraucherservice Bayern. Jetzt kümmert sie sich als Vorstandsmitglied des Ernährungsnetzwerks Ingolstadt um die Kleinen - zusammen mit der Hauswirtschaftsmeisterin Dagmar Förster-Schultz, die in ihrer "Kochinsel" auch Kinderkurse gibt. Im Herbst etwa lag der Schwerpunkt beim Kürbis, im Winter waren Plätzchen angesagt. Auch der Fasching wurde in der "Kochinsel" kindgerecht kulinarisch umgesetzt. Und jetzt eben das Thema Erdbeeren.

Für Max, Hannes, Niklas, Julia und Luisa ist es ein echtes Abenteuer, gemeinsam mit Dagmar Förster-Schultz und Renate Heckl auf dem Feld von Rebekka Roth-Meyer und Martin Meyer in Hundszell Erdbeeren pflücken zu gehen. Drei Eimer haben sie zusammenbekommen, von denen ein Teil beim anschließenden Picknick gleich verzehrt werden. Der fünfjährige Max hat schon öfter Erdbeeren gepflückt, wie er stolz erzählt. "Zuhause haben wir ein Naschbeet", erklärt seine Mutter Yvonne Hartmann. Hannes (6) hat an diesem Tag ein besonderes Geschmackserlebnis. Er hat die erste Erdbeere seines Lebens verzehrt. "Und, wie hat sie geschmeckt?", will die Frau vom DK wissen. Die Antwort ist kurz und knapp: "Lecker." Süß sei die Frucht gewesen, verrät er auf Nachfrage doch noch. Der dreijährige Niklas isst Erdbeeren "am liebsten pur". Aber auch "als Marmelade zur Brotzeit" ist die Frucht bei den Kleinen gefragt, genau wie auf Pfannkuchen. Zu trinken gibt's an diesem heißen Nachmittag mitgebrachte Holunderblütenschorle und Zitronenwasser mit Melisse. Die Kosten für Erdbeeren und Getränke übernimmt - wie für alle Veranstaltungen - der Verein.

Regelmäßig lädt das Ernährungsnetzwerk zum Kinderkochkurs in die "Kochinsel". Ob Pizzalutscher mit Gemüsesticks oder Karottenmuffins - den Kindern schmeckt es, so begeistert, wie sie von den Kochaktionen erzählen. Förster-Schulz freut sich, dass die Buben und Mädchen neben Kohlrabi und Zwiebeln selbst Avocados gekannt und gegessen haben. "Nur Ingwer wollten sie nicht." Max' Mutter Yvonne Hartmann ist von dem Angebot begeistert. "Ich find's super. Die Kinder essen jetzt Sachen, die sie vorher nicht gegessen haben."

Die Arbeit des Ernährungsnetzwerks hat sich also gelohnt. Doch wie vielen Vereinen mangelt es auch diesem an Nachwuchs. "Wir stehen kurz vor der Auflösung", sagt Renate Heckl. Aber vielleicht findet sich ja doch jemand, der die Initiative langfristig weiterführt.

Ruth Stückle