Meister Marios Geschichte. Von Rafik Schami, Illustrationen von Anja-Maria Eisen, Hanser-Verlag, 88 Seiten, 12,90 Euro, ab 8 Jahren.
Es waren einmal ein König und eine Königin, die hießen Tutnix und Willnix. Eigentlich waren sie glücklich. Und doch hatten sie ein Problem: Ihr Sohn, Prinz Machtnix, hatte einfach kein Interesse an Prinzessinnen – dabei war er schon über 30. Und als er sich dann endlich verliebte, tat er das ausgerechnet in das Bauernmädchen Hatnix. Das schreit geradezu nach allerlei königlichen Verwirrungen. Und nach einem Happy End. Mit diesem Märchen rührte der Puppenspieler Mario die Menschen zu Tränen. Es spielte es in vielen Städten. Und das Publikum jubelte.
Seinen Marionetten wurde das allabendliche Rührstück aber bald langweilig. „Es ist zum Kotzen! Immer dieselbe Rolle“, schimpfte etwa Hatnix. „Ich will einen Räuber oder Fischer spielen, etwas Großes machen und Machtwas heißen“, forderte Machtnix. So lange maulten und zankten sie vor sich hin, bis die erste Marionette sich eine Schere schnappte, die Fäden durchschnitt und davonlief.
Man kennt Rafik Schami als Erzählkünstler mit überbordender Fantasie und deshalb darf man sich auch bei „Meister Marios Geschichte“ auf eine so verrückte wie komische Geschichte freuen – mit einem ernsten Kern. Denn es geht um Freiheit, Mut und Rebellion. Es geht um Freundschaft und Verantwortung. Rafik Schami kleidet die großen Themen schalkhaft in eine Geschichte für Kleine. Und man wünscht sich, man könnte Marios Truppe einmal wirklich erleben. So lange lesen wir! Entzückt!
