Hilpoltstein
Punk, Metal und ein kleines Skelett

Rock hinter der Burg lockt zahlreiche Zuschauer – Mit den ersten Klängen ist Schluss mit dem Regen

24.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:19 Uhr

So muss Rock hinter der Burg aussehen: Die unverwüstlichen Mauern halten selbst Metal-Klängen stand und liefern die richtige Atmosphäre – unter anderem für die Freystädter Band Sense of Ember und den „Surfern“ von Monokini (im Uhrzeigersinn) - Foto: Holland

Hilpoltstein (HK) Wenn Scheinwerfer die Hilpoltsteiner Burg in mystisches Licht tunken, ein kleines Skelett aus einem Turmfenster guckt und der Bass die Wiese davor zum Beben bringt, dann ist es wieder so weit: Hinter der Burg wird gerockt – und das heftig.

Zugegeben, Angst hatten sie am Samstagabend alle ein bisschen. Die Jungs und Mädels vom AK Jugend, dem Jugendreferat der Stadt Hilpoltstein und Musiker der Bands: Immer wieder gehen bange Blicke Richtung Himmel. „Als ich heute den Wetterbericht gesehen habe, habe ich gedacht: ‚Da kommt eh keiner’“, gesteht Max Kayr von der Frey-städter Band Sense of Ember. Und wirklich trübt beim Soundcheck von Knockout Concept, der ersten Band des Abends, noch ungemütlicher Nieselregen die Stimmung.

Doch das Wetter meint es gut mit Musikern und Tanzfreudigen: Pünktlich um 19.30 Uhr, als Knockout Concept zu spielen beginnt, versiegt der Regen – und die Zuschauer kommen. Und das nicht zu knapp. Bereits an die 90 Zuschauer tummeln sich um 20 Uhr vor der Burg – für die erste Band des Abends kein schlechter Wert. „Ich dachte nicht, dass schon so viele kommen“, gibt Markus Felber, der Schlagzeuger der Band, zu. Neben Markus Felber gibt es noch Marcel Meyer am Bass, den Leadgitarristen Julian Schöll, Sänger Julian Hofbeck an der Rhythmusgitarre und den Shouter Ralph Sattler. Die Band aus Freystadt macht eine Mischung aus Postcore und Metal. Gegründet haben sie sich vor etwas über einem Jahr, ihr Bühnendebüt hatten sie voriges Jahr, ebenfalls bei Rock hinter der Burg. Damals sind sie kurzfristig für die andere Band von Julian eingesprungen. Auch dieses Jahr sind sie die Alternative für eben diese Band. „Wir sind fast ein bisschen eine Lückenfüllerband“, sagt Ralph lachend. Doch ob Lückenfüller oder nicht – verstecken müssen sie sich nicht. Vor allem Julians Stimme überzeugt und auch die Shouter-Fähigkeiten von Ralph sind beeindruckend. Auch wenn sich dabei unweigerlich die Frage aufdrängt: Hat man von so viel Geschrei am nächsten Tag nicht Halsweh? „Das ist alles Übungssache“, verrät Ralph. „Außerdem wärmt man die Stimme davor auf.“

„I am Eggnog Yoohoo – I say hello to you!“ Wer The Yoohoos, die um 20.30 Uhr die Bühne betreten, nicht kennt, dem wird es leicht gemacht: Im ersten Lied stellen sie sich alle der Reihe nach vor – und das in feinstem Poppunk. Danach geht es allerdings weniger realitätsbezogen zu: Die Lieder von den Yoohoos handeln von Dinosauriern, kleinen Aliens und allgemein viel Weltall. „Putzig abgespaced und charmant traurig“, beschreibt Eggnog Yoohoo alias Christopher Tretbar seine Lieder selbst. Begleitet wird der Thalmässinger von Vanilla Yoohoo alias Birgit Dorner am Bass und Koko B. Yoohoo alias Normen Frank am Schlagzeug. Für das Trio ist der Auftritt am Samstagabend eine Premiere.

Obwohl es die Band bereits seit 2005 gibt und sie sich selbstironisch als „Old School“ beschreiben, waren sie noch nie bei Rock hinter der Burg. Mittlerweile hat es die Band, die ursprünglich aus Thalmässing und Hilpoltstein kommt, allerdings auch ein wenig zerstreut. Vanilla lebt in München, Koko in Nürnberg, Eggnog in Bamberg. Trennen wollen sie sich trotzdem noch lange nicht: „Der Rock ’n’ Roll hält uns zusammen“, sagt Christopher – und bringt sie sogar um die Welt. So geht es im September sogar an die Westküste der USA.

Als dritte Band des Abends betreten Sense of Ember die Bühne. Und obwohl die fünf Musiker aus Freystadt ihre Lieder als „Mädchen Metal“ bezeichnen, bildet sich trotzdem zum ersten Mal an dem Abend ein Pogokreis vor der mittlerweile gut gefüllten Bühne. Wessen Haare lang genug sind, übt außerdem fleißig Headbanging. Als Vorbild kann man sich da Franz Baur nehmen. Der Bassist lässt regelmäßig seine Haare kreisen, während er gleichzeitig sein Instrument spielt. Doch die Formation rund um den Sänger Max Kayr überzeugt nicht nur mit koordinativen Meisterleistungen, sondern vor allem musikalisch. „Endlich einmal wieder eine Rockband, die gut klingt“, sagen sie von sich selbst – und damit haben sie Recht.

Ein kleines Wunder haben A Tale of Golden Keys am Samstagabend vollbracht. Egal ob langhaarige Metaler oder nietenbesetzte Punker – sie alle standen da und lauschten andächtig den atmosphärischen, intensiven Klängen von Piano, Gitarre, Bass, Orgel und Schlagzeug, dem Wechsel von Laut und Leise und dem intensiven Gesang. Nicht enden wollen deshalb auch die Zugaberufe, als die Band von Hannes Neunhoeffer, Florian Dziajlo und Jonas Hauselt geht. Zeit bleibt dafür leider keine mehr, denn die letzte Band des Abends steht noch aus und um 24 Uhr muss alles vorbei sein.

Zuvor nehmen aber noch die Jungs von Monokini ihre begeisterten Zuschauer auf eine musikalische Reise. Weg vom tristen und kalten Wetter in Hilpoltstein – hinein ins karibische Surffeeling. „Surfmusik“ nennt sich der musikalische Genuss, den Ronald Bauer, Christopher Tretbar, Bernhard Krach, Andreas Schmidt und Sebastian Förschl bieten. Ganz ohne Gesang – dafür mit Surfbrett und Longboard. Letzteres wird sogar hergenommen, um – sehr zur Begeisterung der Zuschauer – mit ihm ein wenig über die Bühne zu fahren und gleichzeitig zu spielen. Die 1999 gegründete Band weiß eh, wie sie ihr Publikum zum Toben bringt. Da wird herumgesprungen, sich auf den Boden geworfen und sogar in der Menge vor der Bühne gespielt.