Ingolstadt
Prozess um Übergriff in Kirche

Asylbewerber soll Wellheimer Mesnerin sexuell bedrängt haben

25.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:30 Uhr

In der Wellheimer Pfarrkirche soll ein Nigerianer im vergangenen Dezember die Mesnerin unsittlich berührt haben. - Foto: Auer

Ingolstadt/Wellheim (DK) Der Fall ist schon wegen seines Tatorts erstaunlich: In der Wellheimer Pfarrkirche soll ein Asylbewerber die Mesnerin sexuell bedrängt haben. Der Angeklagte passt bei oberflächlicher und negativer Betrachtung genau in das Bild, das unzählige Angstmacher und Hetzer in sozialen Netzwerken immer wieder zeichnen.

Angeblich wahllos und zügellos soll sich der Nigerianer hier an Frauen herangemacht haben, sie bedrängt und auch begrapscht haben.

Das ging von einfachen Berührungen und kleinen Zudringlichkeiten bis hin zu den zwei Fällen aus der Anklage: Am 20. Dezember soll der Mann die Mesnerin in der Sakristei der Wellheimer Pfarrkirche unsittlich berührt haben. Und an Silvester soll er in einem Eichstätter Altenheim bei einer jungen Mitarbeiterin auch massiver zudringlich geworden sein. Als sie sich wehrte, habe er sie sogar geohrfeigt - wozu er sich vor Gericht aber nicht äußern wollte; wie beim Rest auch.

Doch ganz so einfach und holzschnittartig ist dieser Fall dann doch nicht, wie er gemacht werden könnte. Denn bei den Übergriffen geht die Staatsanwaltschaft von sexueller Belästigung aus, was doch eine ganz andere Dimension als zum Beispiel versuchte Vergewaltigung ist - aber natürlich trotzdem nichts über deren psychische Folgen für die Opfer aussagt. Davon konnte die Mesnerin der Wellheimer Kirche gestern berichten, die ausführlich schilderte, wie Samstagfrüh plötzlich ein großer, dunkelhäutiger Mann an der Seite des Hilfsorganisten im Pfarrhof stand und auf Englisch wohl nach "Church and money" (Kirche und Geld) fragte. Da das Gotteshaus ohnehin offen war, führte sie ihn hinein. Allein mit ihr in der Sakristei, ließ er offenbar die Hosen rutschen, umfasste und betatschte die dick eingepackte Frau - allerdings nicht im Genitalbereich, wie sie bestätigte. "Das war natürlich ein riesiger Schreck", sagte die Geschädigte trotzdem. Sie konnte sich damals losreißen, während der mutmaßliche Täter durch das Hauptportal verschwand. "Anfangs wollte ich überhaupt nicht mehr in die Kirche rauf", sagte sie. Aber das habe sich inzwischen gelegt. Auch ihr Umgang mit den restlichen Asylbewerbern im Ort sei nachhaltig gestört gewesen. "Ich habe in jedem das Böse gesehen." Aber auch hier habe sich alles normalisiert.

Die Mesnerin hatte nach dem Sakristei-Erlebnis keine Anzeige erstattet. Als einen Grund nannte die Frau, dass sie damals mit Blick auf den Tatort Kirche die Öffentlichkeit gefürchtet habe. Doch als der Wellheimer Ortspfarrer Wochen später im Internet bei Hetzartikeln das "Gefällt mir"-Häkchen setzte und dadurch in die Diskussion geriet, kamen auch die Belästigungsvorwürfe strafrechtlich ins Rollen. Der mutmaßliche Täter war schnell ermittelt. 22 Jahre soll er alt sein, was dem Augenschein nach nicht stimmen kann. Sogar "auf Mitte 30" schätzte ihn gestern vor Gericht der Amtsarzt des Eichstätter Landratsamtes, dem eine interessante Rolle zukommt: Denn er hatte Mitte Januar nach mehreren sexuell motivierten Belästigungen die vorläufige Unterbringung des Flüchtlings in der Psychiatrie beantragt. Schon von Mitte November bis Anfang Dezember war der geistig verwirrt wirkende Mann in München-Haar in Behandlung. "Er sei Christ und höre die Stimme Gottes, die er verbreiten will", berichtete der Amtsarzt von der Untersuchung des Angeklagten. "Außerdem brauche er dringend eine Frau", habe es damals geheißen.

Der Prozess wird morgen fortgesetzt. Dann sagt das mutmaßliche Opfer aus dem Altenheim aus. Außerdem wird das Urteil erwartet.