Nürnberg
Prozess um falsche Polizeibeamte: Ergaunertes Geld

08.07.2019 | Stand 02.12.2020, 13:34 Uhr
"Landgericht Nürnberg-Fürth" steht auf einem Schild am Eingang des Gerichts-Gebäudes. −Foto: Daniel Karmann/Archiv

Im Prozess um geprellte Senioren hat eine 27 Jahre alte Angeklagte ein Teilgeständnis abgelegt. Vor dem Landgericht Nürnberg räumte das mutmaßliche Mitglied einer Betrügerbande ein, regelmäßig ergaunerte Senioren-Gelder in Empfang genommen zu haben. Dabei sei ihr klar gewesen, „dass da was Illegales läuft“, sagte sie zum Prozessauftakt am Montag. Einzelheiten seien ihr nicht bekannt gewesen. Auch sei ihr klar gewesen, dass ihr Bruder „drin hängt“; sie habe sich aber nicht getraut, genauer nachzufragen.

Die Angeklagte arbeitete nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft für die von der Türkei aus operierende Bande als Finanzlogistikerin: Sie kümmerte sich um die Kosten der Abholer, nahm von diesen die Beute entgegen und zahlte ihnen ihre Anteile aus. Für das am Montag begonnene Verfahren sind sieben Verhandlungstage angesetzt.

Die Machenschaften der Bande beschäftigen seit Monaten Ermittler. Die Betrüger gaukelten den meist arglosen Senioren in Telefonanrufen aus einem Callcenter im türkischen Izmir vor, in der Nähe ihrer Wohnung seien Einbrüche geschehen und die Täter seien auf freiem Fuß. Daher sollten sie Geld und Wertgegenstände in Sicherheit bringen. Daraufhin händigten mehr als ein Dutzend Geschädigte den vermeintlichen Polizeibeamten hohe Beträge, Schmuck und Goldmünzen aus.

Die Anklage listet 13 Geschädigte auf, die zusammen fast 670 000 Euro einbüßten. Eine 90-jährige Nürnbergerin traf es am härtesten: Nachdem sie für den vermeintlichen Polizisten 40 000 Euro in bar vor ihre Wohnungstür gelegt hatte, erhielt sie zwei Tage später einen zweiten Anruf. Der Anrufer behauptete dieses Mal, ein Sparkassenmitarbeiter stecke mit den angeblichen Einbrechern unter einer Decke. Daraufhin holte die Frau aus ihrem Bankschließfach Goldbarren im Wert von 100 000 Euro und übergab sie einem angeblichen Polizisten.

dpa