Projekt Jurahaus – außer Spesen nichts gewesen?

28.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:52 Uhr

Zum Artikel „Reden, reden, reden“ (HK vom Freitag, 21. August):

Im Jahr 2004 stellte der Jurahausverein die ersten Anträge für die „Inwertsetzung der Hauslandschaft Jurahaus“ zur Aufnahme in das europäische Förderprogramm Leader. Kernstück des Vorhabens war die Erfassung des Bestands an Jurahäusern als Voraussetzung für deren Erhalt. Weitere Inhalte des Projekts sollte die Ausweisung von Rad- und Wanderwegen zu Jurahausensembles sein, sodass diese in den Ortschaften auch für Touristen auffindbar und als Alleinstellungsmerkmal des Altmühljura wahrnehmbar wären. Als Drittes sollten Nutzungskonzepte entwickelt und die Eigentümer entsprechend beraten werden, vor allem für öffentlich nutzbare Gebäude: Museen, Gasthäuser, Beherbergungsbetriebe.

Als vielversprechendes Konzept für letzteres wurden allmählich die in Italien „Alberghi dispersi“ genannten Hotels bekannt, bei denen die Gästezimmer auf mehrere kleinere Häuser aufgeteilt sind – eine Chance für die Orte, in denen Gästezimmer fehlen, um Leerstände zu nutzen. Hintergrund war für den Jurahausverein die von Tourismusforschern erkannte Wirkung touristischer Wertschätzung regionaler Hauslandschaften auch auf die einheimische Bevölkerung. Das ganze Projekt war überregional angelegt, um das Verbreitungsgebiet der Jurahäuser über mehrere Bezirke zu erfassen, von der EU war eine Förderung in Höhe von 2,6 Millionen Euro zu erwarten.

Nachdem die ersten Anträge akzeptiert worden waren, übernahm der Naturpark Altmühltal die Trägerschaft des Projekts mit den beschriebenen Inhalten, prädestiniert dafür als Tourismusverband mit eben dieser überregionalen Struktur.

Muss man nun, nach dem Ende des Projekts und der Bilanz der Koordinatorin, die vier Jahre lang extra dafür eine Halbtagsstelle bekleidete, konstatieren: Außer Spesen nichts gewesen? Jurahauspfade gibt es nicht – sie sollen nun erst von den Naturparkführern erarbeitet werden. Aber nachdem die Mittel verbraucht sind, werden wohl nur Führungen übrig bleiben – für durchreisende Rad- und Autotouristen kaum von Interesse. Ganze 43 Jurahäuser – durchwegs seit langem bekannt – sind „erfasst“, von sicherlich über tausend im betroffenen Gebiet. Was war das Ziel, wenn Frau Orth von „Reden, reden, reden“ spricht? Offenbar ist es damit nicht gelungen, die 25 beteiligten Gemeinden zu einer Mitarbeit bei der Erfassung ihrer Jurahäuser zu bewegen. Wäre es in diesen vier Jahren nicht sinnvoller gewesen, ein paar Architekturstudenten mit dem Erfassungsbogen, den der Jurahausverein vor vier Jahren mit Frau Orth erarbeitet hat, loszuschicken, um die Gemeinden abzuklappern? Dann wäre der Bestand wohl heute bekannt, und die Gemeinden könnten effektiv über Nutzungsmöglichkeiten beraten werden.

Nutzungskonzepte? Außer einer verbesserten Werbeplattform („Zu Gast im Denkmal“) für bereits etablierte gastronomische Betriebe ist wohl kaum etwas übrig geblieben. Von einem „Run“ auf Jurahäuser und deren massenhafte Instandsetzung ist uns nichts bekannt. Immerhin gibt es inzwischen zwei Museen, in Eichstätt und Dietfurt, die sich dem Thema Jurahäuser schwerpunktmäßig widmen. Diese allerdings mussten ohne Zuwendung durch das Projekt auskommen: Als der Jurahausverein wegen eines Zuschusses für die Einrichtung seines Museums „Das Jurahaus“ nachfragte, wurde ihm beschieden, es sei kein Geld mehr vorhanden.

Wofür also wurden die erheblichen Mittel verbraucht? Zusätzlich zu den Geldflüssen aus dem EU-Topf zahlte jede der 25 Gemeinden jährlich 800 Euro ein. Eine Wechselausstellung und eine Halbtagsstelle für vier Jahre? Hat niemand rechtzeitig gemerkt, dass die Erfassung der Jurahäuser durch die Gemeinden nicht funktioniert und damit die Basis für weitere Maßnahmen fehlt?

Der Jurahausverein ist zutiefst enttäuscht vom Ende dieses vierjährigen Projekts, in das wir große Hoffnungen gesetzt haben, und das nun kaum handfeste und auffindbare Ergebnisse vorweisen kann. Eine vertane Chance!

Eva Martiny

Jurahausverein Eichstätt