Projekt bietet Hilfe bei Sprachstörungen

07.05.2009 | Stand 03.12.2020, 4:58 Uhr

Münchsmünster (zur) Die "kooperative Sprachförderung" ist erfolgreich angelaufen. Es handelt sich um ein in dieser Form für den Landkreis Pfaffenhofen einzigartiges Projekt der Grundschule Münchsmünster in Zusammenarbeit mit der Förderschule Geisenfeld.

Die Fördermaßnahme richtet sich an Mädchen und Buben mit Sprachdefiziten und Verhaltensproblemen, deren Entwicklungsstand keine eindeutige Zuordnung zu Förder- oder Grundschule zulässt.

Indem man das "pädagogische Inseldenken überwindet" und Fachkompetenzen bündelt, könne man ein optimal auf das einzelne Kind zugeschnittenes Konzept ermitteln, ist die designierte Rektorin der Adolf-Rebl-Schule Geisenfeld, Ruth Plaumann, überzeugt. Zudem wirke sich der Erfahrungsaustausch positiv auf beide Schulen aus.

In Fürstenfeldbruck hatte die Pädagogin ähnliche Modelle kennengelernt, und so rannte Schulamtsdirektor Vitus Schwärzer mit der Idee, im Landkreis einen "Paradigmenwechsel bei der Frühförderung" herbeizuführen, bei ihr offene Türen ein. Oberbayernweit gebe es eine Reihe ähnliche Versuche, von denen sich der in Münchsmünster dadurch abhebe, dass man "uns kein Modell von oben übergestülpt hat", so Schwärzer. Man habe so die Freiheit, flexibel auf individuelle Anforderungen reagieren zu können – sowohl was die angesetzte Stundenzahl als auch was die Zahl der Schüler angehe.

Als idealer Standort für das Modell war schnell die Grundschule Münchsmünster mit den beiden überschaubaren Einstiegsklassen ausgemacht. Rektor Michael Hanna scheute den "gewaltigen organisatorischen Aufwand" nicht, führte intensive Gespräche mit Kollegen und Eltern, warb um Vertrauen.

Etwa 40 000 Euro jährlich für fünf zusätzliche Wochenstunden des mobilen sonderpädagogischen Dienstes und fünf normale Lehrerstunden wurden genehmigt. Für die Fahrtkosten der betroffenen Schüler (derzeit zwei aus Geisenfeld und vier aus Vohburg) kommen die Kommunen auf. "Jeder Cent, den wir hier ausgeben, ist sinnvoll angelegt", gibt sich der Schulamtsdirektor überzeugt, denn Kinder die wegen falscher Weichenstellungen zu Problemfällen werden, "verursachen ein Vielfaches an Kosten".

Konkret stützt sich die Fördermaßnahme auf die Arbeit von Gabriele Linn (mobiler sonderpädagogischer Dienst) und Judith Dumann (Grundschule). Linn ist für die "detektivische Suche" nach Ursachen für Sprach- und Verhaltensdefizite und nach dem idealen Konzept für Förderung und Therapie zuständig. Das bedeute mit Blick auf problematische soziale und familiäre Hintergründe oft auch, "dem Kind emotional den Rücken stärken". Es heißt darüber hinaus: das Vertrauen der Eltern gewinnen.

Judith Dumann übernimmt die gezielte Förderung – mal parallel zum Unterricht, mal direkt während der Unterrichtsstunde. Man übt in enger Absprache mit der Lehrkraft Hören, Lautbildung, Wortschatz und Grammatik und hilft den Betroffenen, den Anschluss ans Geschehen nicht zu verlieren.

Sprachliche Defizite wirken sich auf alle schulischen Fächer aus, weshalb nicht früh genug mit deren Behebung begonnen werden kann. In diesem Sinne möchte Schulamtsdirektor Schwärzer langfristig nicht nur das Modell erweitern, sondern auch mit dem Kindergarten vernetzen. "Aber das braucht Zeit, und man muss mit überschaubaren Strukturen beginnen", meint der Schulamtsdirektor.