Manching
Programmatisches zum Stabwechsel

28.09.2010 | Stand 03.12.2020, 3:38 Uhr

Die Zeit der großen Beschaffungen scheint bei der Bundeswehr zu Ende zu gehen. Schon jetzt gehört bei der WTD 61 auch die Erprobung von kleinen, unbemannten Fluggeräten zum Alltag. Der Übergang von Großprojekten wie der Eurofighter-Einführung (hinten eine Trainingsmaschine) zu den sogenannten UAVs wurde gestern mit den Ausstellungsstücken in der neuen Eurohawk-Halle der WTD symbolisiert.

Manching (DK) Die Manchinger WTD 61 bereitet sich auf neue Anforderungen im Zuge des abermaligen Strukturwechsels bei den Streitkräften vor. Das ist gestern beim Übergang des Direktorenpostens von Walter Storz auf Herbert Hauck mehrfach betont worden.

Schon Walter Storz war bei seinem Dienstantritt in Manching vor dreieinhalb Jahren mit der Aufgabe konfrontiert worden, die WTD an die Anforderungen einer Strukturreform anzupassen – mit Zielvorgaben für 2010. Eben dort angekommen, müssen sich die Flugtester des Bundes aber erneut auf Veränderungen einstellen. Wie aus fast allen Reden beim gestrigen Festakt zum Stabwechsel in der WTD-Führung hervorging, werden von den anstehenden Etat- und Personalkürzungen beim Militär Weiterungen bis in alle Verästelungen der Wehrverwaltung hinein erwartet.
 

Besonders klar machte das der neue Chef in seiner Antrittsrede: Recht forsch kündigte der eben ernannte Direktor Herbert Hauck seinen Mitarbeitern neue Prioritäten an. Den aktuellen Anforderungen der Truppe, die zunehmend von Auslandseinsätzen diktiert werden, sei auch im Erprobungsbetrieb alles andere unterzuordnen, betonte der neue Hausherr. Er wolle seinen Gestaltungsspielraum im Rahmen der Vorgaben voll nutzen und dabei auch überkommene Strukturen bei der WTD in Frage stellen. Hauck: "Es wird keine Schongebiete geben."

Künftig werde die Dienststelle sicher nicht mehr alle Prüfungsaufgaben selber machen können und mehr die Kooperation mit den Institutionen anderer Nationen und mit der Industrie suchen müssen. Der neue Direktor beschwor seine Mitarbeiter bereits in dieser Begrüßungsrede, den Weg zu Neuerungen mitzugehen. Wer dies nicht wolle, so Hauck überaus deutlich, solle lieber "den Weg frei machen".

In der Eurohawk-Halle

Das der Applaus insbesondere der WTD-Angehörigen angesichts solcher Worte nicht überaus herzlich und lang ausfiel, bedeutete einen kleinen Stimmungsknick bei dieser Feierstunde, die sich auch wegen der zahlreichen Grußworte – unter anderem vom amtierenden Landrat Anton Westner, von Manchings Bürgermeister Herbert Nerb und von Cassidian-Chef Bernhard Gerwert – auf satte 140 Minuten ausdehnte.

Die WTD hatte erstmals in ihre neue Eurohawk-Halle gebeten, die durch aufwendigen Umbau einer früheren Feldwerft entstanden ist und in der in den nächsten Monaten der erste Eurohawk der Bundeswehr stationiert werden soll – ein unbemanntes Flugzeug, das in Manching mit spezieller Sensorik für die Seeaufklärung ausgestattet und auch erstmals getestet werden soll.

Dass eine Hauptaufgabe der Erprobungsstelle künftig im Bereich der so genannte UAVs (steht für Unmanned Aerial Vehicles, also unbemannte Luftfahrzeuge) liegen wird, ist ein offenes Geheimnis. Die WTD dokumentierte diesen Paradigmenwechsel gestern auch mit der Hallendekoration, zu der aktuelle Muster der Truppe wie der Eurofighter und der Kampfhubschrauber Tiger ebenso herangezogen worden waren wie einige bereits einsatzfähige kleinere Drohnen und Versuchträger sowie Studien aus dem UAV-Bereich, allen voran Barracuda und Talarion von Cassidian/EADS.

Ein Jahr über Soll

Den offiziellen Behördenleiterwechsel nahm der Präsident des Koblenzer Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB), Harald Stein, vor. Er würdigte dabei die Verdienste von Walter Storz, der vor wenigen Tagen 66 Jahre alt geworden ist und auf eigenen Wunsch ein Jahr länger an der Spitze der WTD stand als es die Altersregelung vorsah. Storz habe bei der Dienststelle "in einer Phase der Veränderung Kontinuität sichergestellt" und dabei große Führungsqualität und Menschlichkeit bewiesen, sagte der BWB-Präsident.

Walter Storz stammt aus Konstanz und hat als studierter Nachrichtentechniker seit 1972 eine facettenreiche Laufbahn bei der Wehrverwaltung gehabt. Unter anderem war er mehrfach verantwortlich in internationale Rüstungsprojekte im Lenkflugkörperbereich eingebunden und einige Jahre auch für Rüstungsfragen in der Brüsseler Natozentrale zuständig gewesen.

In seiner Abschiedrede dankte Storz mehrfach für die gute Unterstützung auf seinem letzten Dienstposten in Manching. wo er eine "sehr schöne Zeit erlebt" habe. Auch er stellte seine bisherigen Mitarbeiter auf gebotene Änderungen bei den Abläufen im Erprobungsbetrieb ein: "Wir brauchen mutige Entscheidungen." Storz will jetzt im Ruhestand mit seiner Frau nach Berlin ziehen, wo die Familie schon länger ein Haus besitzt.

Der neue WTD-Direktor Herbert Hauck wird in Kürze 60 Jahre alt und wurde in Oberhausen in der Südpfalz geboren. Er war ursprünglich Elektromechaniker und schaffte es auf dem zweiten Bildungsweg zum Diplomphysiker. Schon früh auf die Fachrichtung Luft- und Raumfahrt festgelegt, hat er sich in der Wehrverwaltung vor allem im Bereich der Drehflügler (Hubschrauber) einen Namen gemacht. Auch er war bereits mehrfach in internationalen Entwicklungsprojekten engagiert und zuletzt (für nur wenige Monate) im Verteidigungsministerium eingesetzt.