Dietfurt
Prinz Karneval stirbt im Feuer

Fasching unter Weinen und Wehklagen zu Grabe getragen - Junge Frau im Sarg

14.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:49 Uhr
Vor dem Dietfurter Rathaus geht Prinz Karneval am Dienstagabend in Flammen auf. Damit ist der Chinesenfasching 2017/18 endgültig Geschichte. −Foto: Palm

Dietfurt (DK) Der Dietfurter Fasching 2017/18 ist tot. Unter entsetzlichem Wehklagen wurde er in der Gestalt von Prinz Karneval am Dienstagabend zu Grabe getragen.

Bereits am Vormittag zog der Leichbitter, der mit bürgerlichem Namen Christian Linz heißt, los und verkündete bei den Geschäften und in den Wirtschaften, dass der Fasching in den letzten Zügen liege. Seit 1987 hat er die Aufgabe inne, als altes Mütterchen verkleidet mit Rock, Kopftuch und einer Kirm am Rücken, wehklagend die letzten Stunden der Gaudi zu beweinen. Er fordert die Leute auf, dem Fasching ein letztes Geleit zu geben und um 23.30 Uhr bei der Scheippl-Brücke Prinz Karneval zu Grabe zu tragen. Mit lautem Klagen, Jammern und Weinen ging der Leichbitter durch die Stadt und schaute sogar beim Kinderfasching vorbei.

Am Abend schloss sich dem Leichbitter der Begräbnisverein an. Dieser besteht aus zwei Pfarrern, die von Erich Moser und Martin Huber verkörpert werden, und Ministranten, die in langen weißen Gewändern den Zug begleiten. Viele der Ministranten sind schon seit langen Jahren dabei. Einer davon ist Heiner Freihart, der schon an die 25 Jahre im Trauerzug mitmarschiert. Ihm werden alljährlich in den Wirtschaften nach und nach die Haare abrasiert. Ein Symbol dafür, dass es dem Faschingsprinzen nun endgültig an den Kragen geht.

Ein Sarg mit einer vorerst echten Leiche, gespielt von einer jungen Frau, wurde von Wirtschaft zu Wirtschaft gebracht. Heuer wurde der Tod von Jenny Seider verkörpert. Dabei wurde immer wieder der scheidende Fasching beweint. Die Pfarrer wussten manche Geschichten vom Fasching zu berichten und brachten diese auf witzige Weise in gereimter Form dar. Zum Dichten hatten sich im Vorfeld Christian Linz, Erich Moser, Stefan Baumer und Martin Huber getroffen.

"Kurz vor Ende der Narretei, sprechen wir die Chinesen-Litanei. Viel ist in letzter Zeit passiert und g'scheng, wir rufen alle so is gwen. Tschei mitschi Tscheng!" Die Zuhörer riefen und sangen mit und hatten ebenfalls lustige Anekdoten parat. Oft bogen sich die Zuhörer vor Lachen und der Begräbnisverein erntete viel Beifall.

Für manche ging der Unsinnige Donnerstag heuer nicht so gut aus, auch das war den beiden Geistlichen zu Ohren gekommen: "Der eine geht ins traute Heim, der andere traut sich nicht mehr heim." Unterbrochen wurden die Geschichten von Werbeblöcken, in denen einheimische Geschäfte oder Gaststätten auf lustige Weise beworben wurden.

Am Ende verließen die Pfarrer und die Ministranten mit lautem Gebimmel und Kille Wau-Rufen die Wirtschaft und zogen weiter zur nächsten Gaststätte, um auch den dort wartenden Maschkerern die Faschingsnachrichten zu überbringen.

Pünktlich um 23.30 Uhr trafen sich dann alle an der Scheippl-Brücke, um den Trauerzug zu begleiten. Mit Kerzen und lautem Gebimmel ging es durch die Stadt bis zur Frauenkirche. Dort wurde umgedreht und zum Rathaus zurückmarschiert. Hier warteten die "Trauernden", um den Fasching zu beerdigen.

Mit einer Litanei und lautem Wehklagen verabschiedeten sich die Priester Erich Moser und Martin Huber vom närrischen Treiben. Das letzte Mal erklangen die Chinesen-Hymne "Tschei Mitschi Tscheng" und der dreimalige Ruf Kille Wau. Der gestorbene Kaiser Boo-Da-Washy, der am Faschingsdienstag Geburtstag gehabt hätte, wurde nochmals mit einem "Waschi Hei Hei" gewürdigt und auch der amtierende Kaiser Fu-Gao-Di wurde in die Rufe aufgenommen. Mit einem Gongschlag pünktlich um Mitternacht wurde der Faschingsprinz in Gestalt einer Strohpuppe entzündet.

Conny Brunnhüber war eigens aus Rednitzhembach nach Dietfurt gekommen, um diesem Spektakel beizuwohnen. Er berichtete, dass ihm Kollegen immer wieder vom Dietfurter Fasching erzählt hätten. So habe er sich dieses Jahr frei genommen, um den Fasching vom Unsinnigen Donnerstag bis zum Faschingsdienstag mitzuerleben. Wenn er gerade nicht im Fasching unterwegs gewesen sei, habe er eine Wanderung um Dietfurt gemacht. "Meine Kollegen haben nicht übertrieben. Der Fasching in Dietfurt ist einmalig. Auch die Landschaft ist klasse. Ich bin froh, dass ich auch heute noch dabei sein konnte." Mit einem Lächeln verschwand Brunnhüber in der Menge und machte sich zum Fischessen auf, mit dem traditionell der Faschingsdienstag endete.