Eichstätt
Preziosen aus historischer Zeit

Sonderausstellung auf der Willibaldsburg zeigt von 2. April bis 28. Juni Werke Eichstätter Uhrmacher

23.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:30 Uhr

Tischuhr von Wilhelm Koebele aus dem 17. Jahrhundert - Foto: Bayerisches Nationalmuseum München

Eichstätt (EK) „Das wird ein absolutes Highlight!“: Der Vorsitzende des Historischen Vereins Eichstätt, Albert J. Günther, schwelgt in Superlativen, wenn er an die neue Sonderausstellung denkt, die am 1. April auf der Willibaldsburg eröffnet wird. Sie heißt „Faszination Eichstätter Uhren“.

Auch wenn es selbst der heimischen Bevölkerung kaum bekannt ist: Das Fürstbistum Eichstätt hat seit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges viele bemerkenswerte Uhrmachermeister in Lohn und Brot gehabt – und auch nach der Säkularisation blühte diese Handwerkskunst weiter. Museen und vor allem Privatsammler in aller Welt zahlen heute auf Versteigerungen fünfstellige Summen für solche Preziosen von Eichstätter Uhrmachern aus dem 17. bis 19. Jahrhundert.

Der Historische Verein hatte zwar in einem Sammelband von 2002 einen Überblick über die über 30 Uhrmachermeister Eichstätts in historischer Zeit zusammengefasst – eine umfassende Ausstellung mit historischen Eichstätter Uhren selbst hatte es aber bis dato noch nicht gegeben. Die hat jetzt der Eichstätter Stadtheimatpfleger und promovierte Volkskundler Rainer Tredt im Auftrag des HV auf die Beine gestellt.

Monate hat Tredt mit kräftiger Unterstützung des Solnhofener Uhrenexperten und emeritierten Physikprofessors Werner Frank geforscht, Kontakte geknüpft und so ermöglicht, dass nun über 40 Exponate aus verschiedenen Museen und aus Privatbesitz in Eichstätt zu sehen sein werden. Die Ausstellung war schon im Vorfeld auf sehr großes Interesse in der Fachwelt gestoßen, nachdem Tredt vorigen Herbst einen Rechercheaufruf in der Fachzeitschrift „Classic-Uhren“ gestartet hatte. Letztlich konnte Tredt nun über 40 Eichstätter Uhren aus aller Welt als Leihgabe für die Schau in Eichstätt zurückholen – mit unheimlich großem organisatorischen und finanziellen Aufwand, denn einige der Exponate benötigen einen Spezialtransport.

Doch die Mühe ist es wert, betont Albert J. Günter: „Das ist eine einmalige Gelegenheit, einen Querschnitt der Eichstätter Uhrmachergeschichte zu zeigen.“ Günther ist sehr glücklich darüber, dass es möglich geworden sei, „die Vielfalt und Klasse der Eichstätter Uhrmacher“ darzustellen. Diese Ausstellung sei wirklich etwas ganz Hochkarätiges und Besonderes, schwärmt Günther – und die Resonanz der Fachwelt gibt ihm recht.

Der 79-jährige Diplom-Physiker Werner Frank ist auch Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Chronometrie in Nürnberg. Er gilt international als ausgewiesener Fachmann und hatte vor einigen Jahren unter anderem mitgewirkt, die historische Zeitdienstanlage der päpstlichen Sternwarte im Castell Gandolfo wieder in Betrieb zu bringen. Frank kennt viele historische Zeitmesser aus aller Welt und spricht den damaligen Eichstätter Uhrmachern großes Können zu: „Die Eichstätter müssen seinerzeit schon europaweit Kontakt gehabt haben. In ihrer technischen Perfektion können sich auch durchaus mit den englischen Meistern mithalten.“ Im Dienste der Fürstbischöfe hätten die Kunsthandwerker auch kreativer arbeiten können als in den Zünften: „Dort ging es traditioneller zu, innovative Ideen waren eher bei Hofe gefragt“, erklärt Frank die große Vielfalt der historischen Uhren aus Eichstätter Handwerkskunst.

Er wird im Rahmenprogramm der Ausstellung auch einen Vortrag über die „Zeitmessung im Wandel der Zeiten“ halten und dabei auch die Eichstätte Uhrmacher des 17. und 18. Jahrhunderts in einen Gesamtkontext stellen. Uhren dieser Zeit seien, so erklärt er, vor allem Luxusobjekte und Statussymbole.

Diese „Preziosen Eichstätter Uhrmacher aus historischer Zeit“, wie der Untertitel der Schau lautet, sind von 2. April bis 28. Juni im Sonderausstellungsraum der Willibaldsburg zu sehen. Einen kleinen Vorgeschmack auf das, was sie auf der Burg erwartet, sollen Interessenten auch in der Schalterhalle der Sparkasse in der Gabrielistraße bekommen. Die Ausstellung, die laut Günther gut 30 000 Euro kosten dürfte, konnte nur mit Unterstützung der Sparkassenstiftung, des Städtischen Kulturfonds und der Willibald-Schmidt-Stiftung realisiert werden.