Scheyern
Premiere geglückt

Scheyerer Sommerkonzerte starten furios in die neue Saison – Neuer Kirchenmusiker Markus Rupprecht gibt sein Debüt

18.06.2013 | Stand 03.12.2020, 0:01 Uhr

Einen glänzenden Auftakt für die dritte Auflage der Scheyerer Sommerkonzerte lieferten Chor, Orchester und Solisten unter ihrem neuen Dirigenten Markus Rupprecht. - Fotos: Steininger

Scheyern (PK) Einen glänzenden Auftakt der Scheyerer Sommerkonzerte haben die Zuhörer in der Basilika erlebt. Mit dem neuen Kirchenmusiker Markus Rupprecht ist eine nahtlose Fortsetzung der glänzenden Konzertreihe auf hohem Niveau gewährleistet.

Mit der lapidaren Feststellung „Es ist Sommer“ spielte Abt Markus Eller einerseits auf die Witterung der vergangenen Wochen an und andererseits auf den Beginn der Sommerkonzerte, die – nomen est omen – von strahlendem Sonnenschein vor der Basilika begleitet wurden. Das allerdings mag etliche Zuhörer bewogen haben, endlich mal Sonnenstrahlen zu tanken – trotzdem war das Mittelschiff der Basilika zu drei Vierteln besetzt. Einen „bunten Strauss barocker, musikalischer Christlichkeit“ kündigte der Abt an, mit dem Scheyerns neuer Kirchenmusiker Markus Rupprecht sein Debüt geben werde (siehe Infokasten rechts).

Und das ist, vorweg gesagt, ganz und gar gelungen. Den ganzen Zauber barocker Musik hörbar machten der glänzend aufgelegte Chor, das Orchester und professionelle Solisten, die alle Gelegenheit hatten, sich einzeln, im Duett, Terzett oder als Quartett auszuzeichnen. Vorab aber, quasi als Einstimmung, spielte das Basilikaorchester die „Sonata VII a cinque“ aus „Sonatae tam aris quam aulis servientes“, frei übersetzt „Sonaten, die dem Altar wie auch dem Hof dienen“. Damit wollte der Komponist Heinrich Ignaz Franz Biber im Jahr 1676 Musik für den geistlichen wie auch für den weltlichen Gebrauch schaffen. Reizvoll dabei die weitgehend authentische Instrumentierung mit alten Trompeten, die optisch eher an Fanfaren erinnerten, oder das „Violone“, das aussah wie ein Kontrabass, aber im Gegensatz dazu mit sechs anstatt mit vier Saiten gestrichen wird. Ein festlicher Auftakt mit strahlendem Blech und virtuosen Streichern, unterstützt von einer Truhenorgel.

Die „Marienvesper“ aus dem Jahr 1703 des gebürtigen Münchners Johann Christoph Pez wurde erst im Jahr 2005 wiederentdeckt und inklusive des Scheyerer Konzertes weniger als zehnmal insgesamt aufgeführt, weiß Markus Rupprecht zu berichten. Dabei sei diese „bayerische Musik“ vielseitig, bildhaft und mit prägendem Einfluss auf spätere Klassiker bis hin zu Mozart. Und vor allem hörenswert, denn das Stück ist gekennzeichnet durch viele Solisten und stetem Wechsel mit dem Chor, dessen jüngster Sänger übrigens ganze zwölf Lenze zählte. Beim Solistenquartett musste anstelle der erkrankten Altistin Ulrike Malotta kurzfristig Theresa Holzhauser einspringen, die nur wenige Tage Zeit hatte, sich in das Repertoire einzuarbeiten, was ihr aber bestens gelang. Zusammen mit ihrer Kollegin in den hohen Lagen, der Sopranistin Helen Rohrbach, dem Tenor Sibrand Basa und dem Bassisten Christian Eberl glänzte das Quartett intonationssicher immer wieder von Neuem, kongenial unterstützt vom Basilikachor, der einen stimmgewaltigen Hintergrund bildete und sein Können eindrucksvoll unter Beweis stellte. Das aber bedingte eine Verschnaufpause, die die Streichergruppe des Orchesters mit Benedikt Anton Aufschnaiters Streichersuite „Serenade Nr. 5 in F-Dur“ aus „Concors discordia“ ausfüllte bis zum unbestreitbaren Höhepunkt des ganzen Konzerts. Den eröffnete Christine Beitzhofer mit markanten Schlägen auf die beiden Kesselpauken, bis das Publikum vertraute Klänge hörte: Das Präludium aus Marc-Antoine Charpentiers „Te Deum“ hat als jahrzehntelange Eurovisionshymne wohl jeder noch im Ohr, aus einer Zeit, als Europa noch Grenzen kannte. Dabei stammt die Komposition aus der Ägide Ludwig XIV, der als Sonnenkönig in die Geschichte einging – so schließt sich der Kreis. Hier steigerten sich Chor, Solisten und Orchester zu einem großartigen Finale, das vom Publikum mit einem nicht enden wollenden Beifall belohnt wurde. Das veranlasste Markus Rupprecht sogar zu zwei Zugaben, die erste aus dem Mittelteil des Werkes und die zweite noch einmal mit der Eurovisionshymne, die dann noch eine Spur festlicher klang als beim ersten Mal. Und dem neuen Kirchenmusiker dürfte ein Stein vom Herzen gefallen sein, wobei seine Schweißperlen auf Stirn und Wangen nicht etwa von Premierenangst herrührten, sondern von seinem engagierten Einsatz am Dirigentenpult. Alles in allem ein hervorragend gelungener Auftakt, der noch viel Schönes verheißt. Und vor allem eine Fortsetzung konzertanter Aufführungen auf hohem Niveau, für die Christian Bischof in den vergangenen Jahren Maßstäbe setzte, deren Beibehaltung zweifelsohne gelingen wird.