Thalmässing
Premiere für einen 120-köpfigen Dekanatschor

Reformationsgedenken in Weißenburg stand im Zeichen der "singenden Gemeinde" - Luther selbst als Vorreiter

02.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:51 Uhr
  −Foto: Leykamm

Thalmässing/Greding (HK) Im vergangenen Jahr stand das Gedenken an die Reformation ganz im Zeichen von deren 500-jährigen Jubiläum und damit von Martin Luther selbst. Heuer rückte etwas in den Fokus, das ihm selbst einst sehr viel bedeutete: der Gesang in der Gemeinde. Demgemäß gab es im Vorfeld der zentralen Reformationsfeier im Dekanat Weißenburg einen Dekanatschortag.

Rund 120 Sängerinnen und Sänger aus zehn Chören fanden sich am Reformationstag im Kulturzentrum Karmeliterkirche ein und füllten damit fast die komplette vordere Hälfte des ehemaligen Gotteshauses aus.. Insgesamt besuchten etwa 350 Besucher die Veranstaltung, bei der sich der Dekanatskantor und Kirchenmusikdirektor Michael Haag wohl ganz in seinem Element fühlte. Zehn Dutzend Sangesfreudige auf einmal zu dirigieren und am Klavier zu begleiten, ist auch für ihn keine alltägliche Sache.

Ein entsprechend gewaltiger Kanon durchzog zu Beginn das imposante Gebäude, in dem die Alfershausener Pfarrerin Beate Krauß die Begrüßung für die erkrankte Dekanin Ingrid Gottwald-Weber übernahm. "Wir sind eine singende Gemeinde - mit den Chören mitten unter uns", stellte Krauß unter dem Eindruck des in dieser Art erstmals zusammengestellten Dekanatschors fest. Zwischen jenem wuchtigen Klangkörper und der Orgel als dem anderen (die nicht zum Einsatz kam) wirkte der improvisierte Altar aus Tisch, zwei Kerzen und Altartuch richtig schlicht. Für die Gegenwart Gottes ist aber auch kein Prunk nötig, so die Botschaft. Es können auch tiefe Männerstimmen sein, die ins Dunkel der Nacht entführen, in dem der Schöpfer ebenso präsent ist wie am lichten Tag, wie es die hohen Damenstimmen besangen.

Am Anfang der Zeit war der Herr schon da und er ist es auch jenseits der Sterne. So intonierte es der Dekanatschor als Ganzes, bevor der stellvertretende Dekan Frank Zimmer, Pfarrer in St. Gotthard Thalmässing, über die Bedeutung von Musik und Gesang im Glaubensleben predigte. Ersteres habe schon Luther als Kunst "nahe der Theologie" eingestuft. In der Bibel sei schon auf den ersten Seiten von einem Mann namens Jubal zu lesen, dem "Vater der Blasinstrumente". Zudem fänden sich schon im Alten Testament Stellen, in denen Instrumente bewusst in den Dienst Gottes gestellt worden seien: die Posaunen von Jericho oder Miriams Pauke. Die menschliche Stimme indes sei an sich das elementarstes Musikinstrument.

Die Bedeutung des Gesangs werde auch im Neuen Testament hervorgehoben. Auch heutzutage bilde er einen "speziellen Ausdruck von Glaubenshinhalten", der gerade jenen Zeitgenossen, die sich mit der Institution Kirche schwer tun, Zugang zum Glauben an Jesus und Gott eröffne. Frei nach Luther sei es mit dem Gesang auch möglich, "den Sorgen des Alltags ein Schnippchen zu schlagen". Auch bei den Fürbitten im Rahmen des Reformationsgedenkgottesdienstes spielten die Chöre eine wichtige Rolle und unterstrichen sie mit Liedstrophen. Passend zur Aussage Zimmers betete Krauß zudem, dass Gott "die Klagen in fröhlichen Reigengesang verwandeln möge". Zur Festigung des Glaubens und zum Wachsen neuer Hoffnung. Zum Segen erhob sich dann der Dekanatschor zu einem letzten gemeinsamen Lied, wofür er einen großen Schlussapplaus erntete. Es sei toll, dass die Vielfalt der Sangesgruppen an der Feier "nicht nur hörbar, sondern auch sichtbar ist", so Krauß. Ohne seine Chöre wäre das Dekanat um einiges ärmer, befand sie. Das gilt natürlich auch für die Organisten oder die Posaunenchöre. Beide Gruppen sollen an den kommenden Reformationsfeiern gewürdigt werden. Diesmal nun waren es die Chöre des Dekanats, die in Person der Chorleiter eine Ehrung samt "geheimnisvollem Umschlag" in Empfang nehmen durften. Sie selbst hätten "Treue und Durchhaltevermögen und Liebe zur Kirche wie zur Musik bewiesen", lobte die Pfarrerin. Den Mitgliedern der Chorgruppen bescheinigte sie Hingabe und die Bereitschaft "an sich arbeiten zu lassen."

Ihr erster Dank galt jenen Chören und ihren Leitern, die beim Dekanatschor mitgewirkt haben. Es waren die Kantorei St.Andreas Weißenburg (unter der Leitung von Michael Haag), die Kirchenchöre aus Alfershausen-Heideck (Fritz Klehr), Burgsalach (Gudrun Kamm), Ettenstatt (Willi Satzinger) und Thalmässing (Roland Enzenhöfer), der liturgische Chor St.Gotthard-Thalmässing (Georg Horndasch), die Singkreise aus Alesheim (Heidi Stöhr), Höttingen (Elfriede Fackelmeier) und Weißenburg (Anneliese Dinkelmeyer) sowie der Liederkranz Nennslingen (Hans-Jürgen Kamm).

Darüber hinaus gibt es im Dekanat noch elf weitere geistliche Chöre zu verzeichnen. In der Region West sind dies der Gesangverein Alesheim (Lydia Reisinger), das Chörle Ellingen (Claudia Hruschka), die Ensembles Himmel und Erde Emetzheim (Jutta Pauer) und Rhythm & Joy aus Pleinfeld (Elena Roeder). Aus der Jura-Felchbachtaler Region gilt es den Kirchenchor Bergen (Gerhard Pöschl) und die Hausner Stimmen Weiboldshausen (Sandra Löffler) zu nennen. Im Osten des Dekanats erheben der Kirchenchor Eysölden (Heinz Hartl), der Projektchor Offenbau (Martin Enzenhöfer) und die ThalmäsSingers (Doris Vöhl, geborene Polinski) ihre Stimmen. Und aus Weißenburg gesellen sich auch noch der der Gospelchor (Monika Hümmer) und die Vocalisten (Michael Haag) dazu.

Ein gemeinsamer Chor aus Burgsalach und Nennslingen setzte schließlich den klingenden Schlusspunkt unter die Veranstaltung. Allein schon die Namen der Gruppen deuteten bei dieser die Vielfalt des Chorangebots im Dekanat an, weswegen Haag herzlich zum Mitmachen einlud, da hier für jeden was dabei sei: "Wir freuen uns auf Sie - und wir brauchen Sie."

Jürgen Leykamm