Preissprünge sind das Problem

08.11.2007 | Stand 03.12.2020, 6:21 Uhr

"Die Betriebstankstelle ist Gold wert." Spediteur Ralf Jäger (rechts) ist froh, dass seine Lkw-Fahrer zu Hause tanken. - Foto: Luff

Hilpoltstein (HK) Trotz Bahnstreik im Güterverkehr hat es die Hilpoltsteiner Spedition Greiner derzeit nicht leicht. Da es weit und breit sowieso keinen Güterbahnhof mehr gibt, treibt ihr der Streik kaum Kunden zu. Dafür schlagen die horrenden Spritpreise voll durch.

"Seit Jahresbeginn hat sich auch für uns der Diesel um 25 Prozent erhöht", sagt Ralf Jäger, Inhaber der Spedition. Dabei hat sein Unternehmen noch den Vorteil einer eigenen Zapfsäule und zahlt deshalb weniger als Otto Normalverbraucher. Bei einer durchschnittlichen Abnahme von 70 000 Litern Diesel pro Monat lassen auch die Mineralölkonzerne mit sich handeln. Die Kehrseite der Medaille: In einer derartigen Größenordnung machen sich auch kleinere Preisschwankungen sofort in der Bilanz bemerkbar. Immerhin macht der Posten Spritpreise rund 35 Prozent der Gesamtkosten der Spedition aus, nach den Gehältern ist er der dickste Batzen.

Gut für die Spedition Greiner, dass sich ihr Zielgebiet auf einen Umkreis von etwa 400 Kilometern erstreckt, mit einer Tankfüllung kommen die 35 Lastzüge an ihren Bestimmungsort und wieder zurück – umschauen ist erlaubt, getankt aber wird zu Hause. "Dadurch ist die eigene Betriebstankstelle Gold wert."

Doch auch mit ihr müsse er – wie jeder Autofahrer – versuchen, den besten Tagespreis zu ergattern. Problematisch seien die enormen Sprünge, Im Gegensatz zu früher bewegten sich die Differenzen zum Teil bis zu fünf Cent pro Tag. Einmal bestellt, gilt der Preis für die Lieferung. "Und ich tanke 30 000 Liter auf einmal", sagt Jäger. Der Zeitraum, in dem er abwarten kann, ob sich der Dieselpreis nicht doch nach unten bewegt, sei begrenzt, "spätestens nach zwei Wochen muss ich tanken."

Jäger ist froh, dass das Jahr nicht mehr allzu lange dauert, denn mit seinen Hauptkunden schließt er Jahreskontrakte ab. Nachverhandlungen seien unter bestimmten Voraussetzungen zwar möglich, aber schwierig. "Würde solch eine Preissteigerung im März passieren und wir müssten ein Dreivierteljahr durchhalten, dann wäre es schon problematisch." So aber setzt er darauf, zum neuen Jahr an der Preisschraube drehen zu können. "Teurer muss es werden", stellt er unmissverständlich klar.

Schon jetzt müsse er genauestens disponieren, in Zeiten, in denen Spritpreise am oberen Limit stehen, kann sich eine Spedition Leerfahrten kaum leisten. Greiner habe in jüngster Vergangenheit auch Touren abgelehnt, erzählt Jäger, dann, wenn sich in der Nähe des Zielorts keine weitere Verwendung für den Lastzug findet: "Wirtschaftlichkeitsrechnungen werden immer wichtiger." Wenn der Kunde ein gewisses Preisniveau nicht akzeptiere, komme man eben nicht zueinander. Im Gegensatz zu den Jahreskontrakten ist das Tagesgeschäft frei vereinbar, es würden marktübliche Preise gefordert.

Die ziehen branchenweit voraussichtlich durch den Bahnstreik an – in Hilpoltstein allerdings wird sich nach Jägers Einschätzung nichts ändern. "Das ist regional sehr unterschiedlich, für uns rechne ich mir gar nichts aus." Die Firma Klingele sei nach dem Rückzug der Bahn ohnehin auf den Gütertransport per Lkw umgestiegen.

Zudem könne niemand prognostizieren, wie lange der Streit und damit der Streik bei der Bahn andauere. "Ist es zum Beispiel nur der Freitag, dann können die Firmen das locker mal überbrücken", zeigt sich Jäger überzeugt.

Auch sein Unternehmen sei wirtschaftlich in der Lage, die derzeitigen Preisschwankungen beim Sprit gut aufzufangen, so Jäger. "Wir stehen gesund da."