Praktischer Sondermüll

Kommentar

16.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:11 Uhr

Nach dem Glühbirnenverbot hat sich die Europäische Union nun der guten alten Plastiktüte zugewandt. Brüssel will die Mitgliedsstaaten verpflichten, bis 2020 den Verbrauch des praktischen Helferleins auf 90 pro Einwohner und Jahr zu verringern.

Deutschland liegt heute schon deutlich darunter.

Plastiktüten sind treue Begleiter der Konsumenten. Generationen haben ihren Einkauf in ihnen verstaut - und zu Hause angekommen diente die Kunststofftasche als reißfester Müllbeutel. Doch genau da beginnen die ökologischen Probleme. Jährlich werden weltweit etwa eine Billion Plastiktüten verwendet und nach meist kurzer Nutzungsdauer wieder entsorgt. Für jede wurden 40 Gramm kostbaren Erdöls verbraucht, und jede benötigt Jahrhunderte, um zu verrotten. Tausende Tonnen Plastik - die auch von Einkaufstüten stammen - vergiften inzwischen die Ozeane dieser Welt.

Als Retter präsentiert sich nun der Handel. Europaweit wollen immer mehr Konzerne den Plastiktütenverbrauch begrenzen, indem sie 20 Cent pro Stück verlangen. So soll die Umwelt geschützt und zugleich ein komplettes Verbot, das in Deutschland bereits diskutiert wird, vermieden werden.

Bringen wird das wohl nur wenig. Es steht zu befürchten, dass die Liebhaber der umweltschädlichen Tüten auch weiterhin an der Kasse zugreifen werden. Die angedachten Centbeträge werden nur wenige Kunden abschrecken. Sicherlich wären höhere Preise nötig, um ein Umdenken zu bewirken.

Das Traurige ist aber, dass als echte Alternative nur ein komplettes Verbot infrage kommt. Das würde zwar die Umwelt schützen, aber letztlich auch eine weitere Zwangsmaßnahme à la Glühbirnenverbot bedeuten. Und das kann kein Verbraucher wollen.