Münchsmünster
"Potenzial der Auwälder nicht außen vor lassen"

Interessengemeinschaft IgeL zieht Schlüsse aus dem Juni-Hochwasser und plädiert gegen den Polder

16.10.2013 | Stand 02.12.2020, 23:33 Uhr

Martin Schuh: Hinweis auf die Bedeutung der Grabensysteme - Foto: zur

Münchsmünster (zur) Solidarität mit den Opfern der jüngsten Hochwasserkatastrophe bekundeten die Vertreter der Interessengemeinschaft IgeL in einer ungewohnt emotionalen Sitzung.

Im Bestreben nach mehr Schutz mache ein Polder Katzau aber keinen Sinn, so die Gegner des Projekts. Vor rund 60 Zuhörern im Nebenzimmer des Gasthofs Rauscher analysierte Martin Schuh die Ereignisse Anfang Juni. Die wirklichen Probleme für Münchsmünster und seine Nachbargemeinden waren indes nicht der Donau, sondern der Ilm geschuldet, wie Schuh ausführte. Weil die Abens infolge einer Dükerung am Randkanal nicht „nicht mehr auf Neustadt fließen kann“, sei die Ilm ihre Last nicht losgeworden und habe sich bei Gaden derart gestaut, dass sie „fast rückwärts lief“. In bisher nie gekanntem Ausmaß sei man von der Ilm „regelrecht überrollt worden“, bestätigte Bürgermeister Andreas Meyer (CWG). Obwohl die Gemeinde Münchsmünster sechs Brunnen zur Regulierung eingesetzt habe, „drückte das Grundwasser kräftig nach“, so der Rathauschef - was die regelmäßig kontrollierten Messstellen eindeutig belegten. An der Bahnüberführung habe man das Phänomen sogar mit bloßem Auge beobachten können, berichtete Meyer.

Stelle man sich nun vor, in diesem sensiblen Raum werde ein Polder Katzau geflutet, dann seien „die zu erwartenden Schäden unabsehbar“, gab er sich überzeugt. Nicht nur im Bereich der erweiterten Kläranlage drohe eine Verseuchung der Umwelt, die sensiblen Industrieanlagen wären womöglich im Mitleidenschaft gezogen und ganz sicher würden die Häuser der Anwohner nicht unbeschadet davonkommen.

Was er heuer beobachtet habe, mache ihm für die Zukunft „richtig Angst“, gestand auch Bernhard Sammiller, Rathauschef aus Pförring. Bei der sachlichen Suche nach Lösungen müsse man auch im Blick haben, dass derzeit die Industrie durch ihren Bedarf eine bedeutende Rolle bei der Regulierung des Grundwassers spiele. Das sah auch Meyer so, der in dem von der IgeL schon seit Jahren von den Behörden geforderten Grundwassergutachten ebenso wie sein Amtskollege den Wegfall von Betrieben und daraus resultierende Folgen berücksichtigt wissen möchte.

Dass ein Polder Katzau nicht die richtige Lösung für einen sinnvollen Hochwasserschutz wäre, darin war man sich auch mit Gemeinderatsvertretern aus dem Neustädter Ortsteil Schwaig einig, für die Günter Schweiger das Wort ergriff. Stattdessen gelte es, wie Meyer betonte, gemeinsam mit der IgeL die umliegenden Kommunen „mit ins Boot zu nehmen“ und für die Problematik zu sensibilisieren. Faktoren eines wirkungsvollen Hochwasserschutzes sind für Schuh die optimale Ausnutzung der technischen Möglichkeiten vorhandener Stauwerke und der sinnvolle Einsatz von Retentionsräumen. An Ort und Stelle komme dem Grabensystem, das entsprechend gepflegt werden müsse, eine wichtige Funktion bei zu. Der Kiesabbau sei hingegen „kritisch“ zu betrachten. Besonders aber dürften die Auwälder, die laut Schuh von Ökologen als die „sinnvollsten Systeme des natürlichen Hochwasserschutzes“ gepriesen werden, mit ihrem Rückhaltepotenzial nicht unberücksichtigt bleiben. Allein jene des Wittelsbacher Ausgleichsfonds könnten 20 Millionen Kubikmeter Wasser speichern – ohne dass dadurch Landwirtschaft oder Anwohner geschädigt würden. Diese Areale zu nutzen, sei vernünftiger, als geschätzte 22 Millionen Euro in einen Polder zu investieren, der mit einem Fassungsvermögen von 7,2 Millionen Kubikmeter gerade mal eine Scheitelabsenkung von rund zehn Zentimetern bringe, hob er hervor.