Stauf
Posthumer Protest der Kelten

Der Landkreis erhält im Kampf gegen die B 131 n unerwartete Schützenhilfe – SPD lud zum Ortstermin

25.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:25 Uhr

Ein Termin an Ort und Stelle: Helga Schmitt-Bussinger, Martin Burkert, Ursula Klobe, Anette Lederhos, Öffentlichkeitsbeauftragte der SPD im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, Bürgermeister Georg Küttinger und Gredings Bürgermeister Manfred Preischl (von links) diskutieren über die B 131 n - Foto: Leykamm

Stauf (HK) Das Grenzsteinfeld zwischen Stauf und Schwimbach war nun schon Zeuge etlicher Treffen des Protests gegen eine drohende Bundesstraße 131 neu, lässt sich dort beim Blick ins Thalachtal doch auch der Sezierschnitt durch die Landschaft am schmerzhaftesten erahnen.

Nun erhielt der Protest gegen die Maßnahmen bei einem Ortstermin der SPD unerwartete Schützenhilfe aus sehr alter Zeit. Denn das Land um Stauf gibt es als Wohnraum schon recht lange, worauf Kreisheimatpflegerin Eva Schultheiß verwies. Die Region sei schon seit der Jungsteinzeit quer durch die Epochen hindurch besiedelt. Was nicht nur geschichtlich von Interesse ist, sondern laut Schultheiß auch eine bislang unterschätzte Bedeutung für große Straßenbauprojekte habe. „Hier gibt es keine Hügel und Hangterrassen ohne Bodendenkmäler“, wie sie betonten. Was nichts anderes heißt, als dass im Falle einer Verwirklichung der neuen Bundesstraße umfangreiche archäologische Grabungen nötig würden, die drastische Verzögerungen und nicht minder exorbitante Kostensteigerungen nach sich ziehen dürften. „Ein wichtiger Hinweis“, nahm diesen Martin Burkert dankbar an, der im Bundestag dem Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur vorsitzt und die Anregung der Kreisheimatpflegerin genau dort sowie im Plenum einbringen will. In Sachen B 131 n war Burkert nun schon das zweite Mal da. Seine Position ist klar: „Wenn es nach mir geht, fliegt das Projekt raus!“ Nämlich aus dem Bundesverkehrswegeplan, in den es laut Antrag aus Bayern aufgenommen werden soll. Auf die oberste Prioritätenliste werde es die Straße aber ohnehin nicht schaffen. Aus einem ganz einfachen Grund: „Uns fehlt das Geld hinten und vorne“, so Burkert zur Situation des Straßenbaus auf Bundesebene: Zudem ist die Infrastruktur in die Jahre gekommen, weswegen die Überschrift nun lauten müsse: „Wir reparieren Deutschland!“ Bei der Vergabe der Gelder gelte deswegen: Sanierung vor Ausbau und Ausbau vor Neubau. Und der nur da, wo zwingend notwendig und wirtschaftlich darstellbar. Großprojekte, über die Uneinigkeit herrsche, sollten überhaupt nicht weiterverfolgt werden.

Disharmonie bezüglich der B 131 n gibt es in der Tat: Im Nachbarlandkreis Weißenburg-Gunzenhausen hofft man auf eine bessere Autobahnanbindung durch die Bundesstraße. Im Landkreis Roth hält man den immensen Schaden für Natur, Landwirtschaft, Wohnqualität und Tourismus für wenig Nutzen und hohe Kosten dagegen. Deswegen müsse das vordringliche Ziel sein, das Projekt gar nicht erst in den endgültigen Bundesverkehrswegeplan gelangen zu lassen, stellte die Thalmässinger SPD-Ortsvereinsvorsitzende Ursula Klobe klar. Sie ist auch Initiatorin eines Aktionsbündnisses gegen die neue Bundesstraße, das derzeit fleißig Unterschriften sammelt. Im September soll die Petition an Verkehrsminister Alexander Dobrindt übergeben werden.

Der Kreisvorsitzende des Bundes Naturschutz, Michael Stöhr, nagelte die Bundesregierung auf ihre eigenen Worte fest. Für die Trasse bestehe keine infrastrukturelle Notwendigkeit und das Kosten-Nutzen-Verhältnis sei denkbar schlecht. Das gelte etwa für die Autobahnauffahrt bei Kleinhöbing, die allein schon sechs Millionen Euro kosten würde, so Bürgermeister Georg Küttinger. Fünf Kilometer weiter sei aber schon eine solche Auffahrt, die Verbindung dorthin werde zudem gerade ausgebaut. Schützenhilfe gab es vom Gredinger Bürgermeister Manfred Preischl.

Einhellig erklang schließlich der Appell an Landtagsabgeordnete Helga Schmitt-Bussinger, sie möge sich doch dafür einsetzen, dass der Landtag den Antrag auf Aufnahme der B 131 n den Bundesverkehrswegeplan wieder zurückziehe. Die Parlamentarierin sicherte zu, dies zu tun und dabei auch das neue Heimatministerium in die Pflicht zu nehmen. Eine Hoffnung auch für den Kleinhöbinger Landwirt Friedrich Meier, der im Falle eines Falles gezwungen wäre, mit seinen Maschinen direkt vom Hof über die Bundesstraße zu tuckern. Schlimmer noch: Seine Kinder müssten sie regelmäßig queren. An ihre Kinder dachte am Ortstermin auch Ortssprecherin Cordula Meier, als sie ausrief: „Die Straße können wir nicht hinnehmen!“ Mit der B 131 n gebe es „keine Chance, dass die jungen Leute hierbleiben“.