Ingolstadt (DK) Den Gang zum Ermittlungsrichter musste gestern ein 45-jähriger Polizeihauptmeister antreten – diesmal nicht als Vorführbeamter, wie er es in seinem Beruf bereits wiederholt getan hatte, sondern als Beschuldigter.
Wie berichtet, wird der Ingolstädter der Hehlerei, Strafvereitelung im Amt und Steuerhinterziehung sowie des Geheimnisverrats beschuldigt. Der Mann soll zusammen mit drei 35, 44 und 53 Jahre alten Komplizen gestohlene Autoteile über das Internet verkauft haben. Die Polizei geht von mehreren 100.000 Euro Schaden aus.
Das Quartett war am Montag festgenommen worden. Polizei, Staatsanwaltschaft und Steuerfahndung waren mit über 50 Leuten angerückt und hatten acht Privathäuser und Büros durchsucht und eine ganze Lastwagenladung an Beweismaterial sichergestellt. Betroffen war auch eine Kundendienstwerkstatt bei Audi, wo einer der Tatverdächtigen beschäftigt ist.
Die bereits im Vorfeld der Aktion ausgestellten Haftbefehle gegen den Polizisten und den mutmaßlichen Drahtzieher der Bande, einen 35-jährigen Kfz-Lackierer, wurden gestern bestätigt. Sie bleiben ebenso in U-Haft wie ein 44-jähriger Kraftfahrer, den die Staatsanwaltschaft weiter hinter Gittern sehen wollte.
Woher die mutmaßliche Hehlerware – es handelt sich überwiegend um hochwertige Alufelgen, Reifen und Navigationsgeräte – stammt, war gestern weiter offen. Aus Ermittlerkreisen war zu erfahren, dass Audi zu den Geschädigten gehören könnte. Ob die durchsuchte Kundendienstwerkstatt des Unternehmens oder die Spedition, für die der 44-Jährige arbeitete, Nahtstellen für Diebestouren waren, muss noch geklärt werden.
Die Autoteile waren unter anderem in einem landwirtschaftlichen Gebäude im Süden Ingolstadts gelagert. Die Polizei hat den Schuppen am Montag nach der Razzia versiegelt. Die krummen Touren der mutmaßlichen Diebes- und Hehlerbande sollen bereits seit mindestens zwei Jahren angedauert haben.
