Ingolstadt
Polizeipräsenz hoch zu Ross

Ministerpräsident Markus Söder verspricht Reiterstaffel auch für Ingolstadt - 20 Tiere im Gespräch

09.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:11 Uhr
Eine Polizeistreife auf Pferden ist in München im Englischen Garten unterwegs. Laut Ministerpräsident Markus Söder soll jede bayerische Großstadt eine Reiterstaffel erhalten. −Foto: Mirgeler/dpa

Ingolstadt (DK) Die Polizei in Ingolstadt ist meist im Streifenwagen unterwegs, manchmal zu Fuß oder auf dem Fahrrad. Aber es geht auch anders, meint zumindest der neue Ministerpräsident Markus Söder. Und so kündigte er vor drei Wochen in seiner Regierungserklärung an, jede Großstadt in Bayern werde eine polizeiliche Reiterstaffel erhalten. Wann es soweit sein soll, bleibt vorerst offen, die Planungen laufen aber bereits.

Dem Ministerpräsidenten ist es mit diesem Vorhaben durchaus ernst: "Das ist keine Nostalgie, denn insgesamt 200 Polizeipferde sorgen für eine ganz andere Sicherheit im öffentlichen Raum", sagte er. "Die berittene Polizei ist unsere bayerische Kavallerie." Im Gespräch mit unserer Zeitung nannte er das Projekt am Montag "ganz wichtig".

Berittene Polizei gab es im Freistaat schon 1898, als die "Königliche Schutzmannschaft für die Haupt- und Residenzstadt München" für Recht und Ordnung sorgte. Von den 600 Kräften saßen 34 auf dem Rücken von Pferden - damals befanden sich die Huftiere noch im Eigentum der Beamten. Erst ab 1920 mussten die Polizisten ihre Pferde nicht mehr selbst kaufen. Im Mai 1929 folgte die Gründung der Polizeireitschule München. Heutzutage gehören rund 35 Pferde samt Reiter(innen) zum Bestand, die Staffel ist im alten Olympia-Reitzentrum in Riem untergebracht. In Rosenheim gibt es ebenfalls einen kleinen Reitertrupp der Polizei mit derzeit fünf Pferden.

Wie geht es nach der Ankündigung Söders weiter? "Wir arbeiten zusammen mit den Polizeipräsidien an einem Konzept", erklärte Michael Siefener vom Innenministerium in München . Der Rahmen sei mit einer Größenordnung von 200 Pferden gesteckt, jetzt müssten allerlei Fragen geklärt werden: Was kostet das? Wo können die Tiere untergebracht werden? Bei welchen Szenarien bietet sich der Einsatz von Pferden an? Woher kommen Tiere und Personal? "Polizeipferde brauchen ein besonderes Wesen", sagte Siefener, sie müssten ruhig und trotzdem beherzt sein.

Das Polizeipräsidium Oberbayern-Nord in Ingolstadt weiß im Moment nicht recht viel mehr, als dass die Dienststelle eine Reiterstaffel erhalten soll. "Wir gehen von einer Größenordnung von 20 Tieren aus", sagte Sprecher Hans-Peter Kammerer. Alles andere werde sich in den Gesprächen klären. "Das Thema nimmt an Fahrt auf." Der Startzeitpunkt sei offen.

Es gibt freilich durchaus kritische Stimmen zu diesen Söder-Plänen. "Pferde im Streifenwagen?", fragt etwa die Gewerkschaft der Polizei (GdP) "mit Verwunderung" in einem internen Schreiben. Erst das Thema Grenzpolizei, nun also noch eine Reiterstaffel für jede Großstadt - "vor der Kür kommt die Pflicht, Herr Söder", stellt die GdP fest und beklagt eine zu niedrige Personaldeckungsquote und einen Investitionsrückstau von rund 820 Millionen Euro bei der bayerischen Polizei. "Und das ohne Stallungen und Wiesen für die Pferde." In der einen oder anderen Inspektion im Raum Ingolstadt herrscht ebenfalls Skepsis vor.

Im Kontrast dazu stehen die guten Erfahrungen mit den Huftieren im Polizeidienst. Mit zwei, drei ausgebildeten Pferden lasse sich eine aufgebrachte Menge weit besser kontrollieren als mit vielen Kräften, sagt etwa Michael Siefener vom Innenministerium. Nicht ohne Grund würden sie bei Fußballspielen oder Demos eingesetzt, wo es emotional zugehe. "Das hat einen psychologischen Effekt." Rainer Müller von der Rosenheimer Polizei mit ihrem Reitertrupp bestätigt das: "Aus meiner Sicht sind Pferde eine wertvolle Hilfe, man hat im Sattel viel mehr Überblick. Sie werden von der Bevölkerung gut aufgenommen."

Andreas Freundorfer, seit acht Jahren Chef der Reiterstaffel in München, nennt es "die schönste Form, um mit Bürgern in Kontakt zu kommen und meine Botschaft als Polizist rüberzubringen. Die Leute sind einfach viel offener, wenn wir mit den Pferden unterwegs sind. Da gibt es plötzlich keine Scheu mehr, das hilft uns sehr."

Horst Richter