Ingolstadt/Rom
Polizeiaktion in Ingolstadt: Schlag gegen Mafia-Organisation 'Ndrangheta

50 Objekte in Bayern, Italien und Bulgarien durchsucht - Mehrere Festnahmen - Europäische Staatsanwaltschaft aktiv

20.10.2021 | Stand 23.09.2023, 21:25 Uhr
Die Ermittler stellten mehrere Autos sicher. −Foto: Blaimer

Ingolstadt/Rom - Die erst seit diesem Jahr operativ agierende Europäische Staatsanwaltschaft hat am Dienstagmorgen zahlreiche Wohn- und Gewerbeobjekte im Großraum Ingolstadt, in Bulgarien und Italien durchsuchen lassen. Wie unsere Zeitung erfuhr, wurden unter anderem Anwesen in Buxheim (Kreis Eichstätt) und im Interpark bei Kösching durchsucht. Elf Menschen wurden festgenommen.

Nach DK-Informationen richtet sich die Aktion gegen die 'Ndrangheta, eine der mächtigsten Mafia-Organisationen der Welt. Die Polizei bestätigte elf Festnahmen sowie die Durchsuchung von 28 Wohn- und Gewerbeobjekte in Deutschland, Italien und Bulgarien. 17 davon liegen in Bayern; elf davon im Norden Oberbayerns, eines im Bereich München, eines in der Oberpfalz sowie vier in Mittelfranken. Der Schwerpunkt befindet sich nach DK-Informationen im Großraum Ingolstadt.

Autos mehrfach in mehrere EU-Länder verkauft

Offenbar geht es um einen Schaden von mindestens 13 Millionen Euro, den Mitgliedern der Ndrangheta wird von den Staatsanwälten Steuerhinterziehung und Bildung krimineller Vereinigungen vorgeworfen. Die Täter verkauften über ein sogenanntes Umsatzsteuerkarussell Fahrzeuge mehrfach über mehrere EU-Länder und ließen sich dabei angeblich bezahlte Umsatzsteuer vom Staat erstatten.

Die Kriminalpolizei mit Zentralaufgaben des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord ermittelt zusammen mit der Steuerfahndung Augsburg unter Führung der Europäischen Staatsanwaltschaft seit über einem Jahr gegen die international agierende Tätergruppe. Die Mitglieder sind laut Polizei der Mafia-Organisation 'Ndrangheta zuzuordnen.

Bei der Durchsuchung handelt es sich offenbar um die erste operative Aktion der Europäischen Staatsanwaltschaft, die aktiv wird, sobald die mutmaßliche Schadenshöhe für ein EU-Land mehr als zehn Millionen Euro beträgt.

Hintergrund: Europäische Staatsanwaltschaft EPPO

Die seit 2017 existierende europäische Staatsanwaltschaft EPPO ist spezialisiert auf Mehrwertsteuerbetrug zum Nachteil von Mitgliedsländern der europäischen Union und übernimmt dabei Fälle mit einer Betrugssumme von mehr als zehn Millionen Euro. Oberstaatsanwalt Marcus Paintinger, delegierter EPPO-Staatsanwalt des Büros München ist mit dem bisherigen Verlauf des Verfahrens sehr zufrieden: "Ohne die EPPO hätten die Vorbereitungen für diese Operation Monate gedauert - jetzt war das eine Frage von Wochen".

DK

Sobald weitere Informationen vorliegen, wird nachberichtet.

Marco Schneider