Politische Dimensionen der Nächstenliebe

29.09.2009 | Stand 03.12.2020, 4:37 Uhr

Brachte den Ratsmitgliedern die neue Sozialenzyklika von Papst Benedikt XVI. näher: der ehemalige Diözesanratsvorsitzende Prof. em. Bernhard Sutor.

Hirschberg (kem) Um die Sozialenzyklika "Caritas in Veritate" von Papst Benedikt XVI. und um die "Ganztagsschule in der Diskussion" ging es bei der zweitägigen Herbstvollversammlung des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Eichstätt. Diese hat im Schloss Hirschberg stattgefunden.

Diözesanratsvorsitzender Christian Gärtner hieß die Teilnehmer willkommen. Dompropst Johann Limbacher, regelmäßiger und gern gesehener Gast bei den Vollversammlungen, sprach das Geistliche Wort, das er dem heiligen Klaus von Flüe widmete. Erstmals nahm von Seiten der Bistumsleitung auch der neue Seelsorgeamtsleiter, Domkapitular Alfred Rottler, teil.

Der Rest des Tages gehörte dem ehemaligen Vorsitzenden des Diözesanrats, Professor Bernhard Sutor, der in seinem einstündigen Referat den Ratsmitgliedern "Caritas in Veritate", die zweite Enzyklika von Papst Benedikt XVI., näher brachte. Als eine Kernaussage der Enzyklika beschrieb Sutor die Auffassung "Politik ist institutionalisierte Nächstenliebe". Es werde klar gemacht, dass die Kirche den demokratischen Rechtsstaat brauche und ihn deshalb überall fördern und fordern sollte, was in der Kirchengeschichte ja nicht immer selbstverständlich gewesen sei, so Sutor.

Den Fortschritt betreffend, so Sutor, dürften die Katholiken diesem nicht feindlich gegenüber stehen, solange er humane Errungenschaften mit sich bringe. Bezüglich der Wirtschaft dürfe nicht angesichts der Krise der Markt verteufelt werden, sondern er müsse nach guten Werten geordnet werden.

Als ein Kernproblem der Enzyklika wertete Sutor die Notwendigkeit und Aufforderung zum Dialog mit anderen Kulturen und Religionen angesichts des Festhaltens an der Wahrheit unseres eigenen Glaubens. Letztendlich führe diese Diskussion zur alten Frage nach dem Verhältnis von Glaube und Vernunft. Die Lösung sah Sutor darin, dass es in der katholischen Soziallehre immer eine "Doppelstruktur" von Glaube und Vernunft gegeben habe, dass sie beanspruche, "vom Glauben erleuchtete Vernunft" zu sein. Dennoch, so Sutor, sei er etwas enttäuscht, dass der Papst nicht eine deutlichere Brücke zur gemeinsamen Grundlage der Kulturen, den Menschenrechten, geschlagen habe. Denn als Christen sei es "wichtig, dass wir uns anderen auch verständlich machen müssen". Die Enzyklika sei geprägt von einem Übermaß theologisch-religiöser Ethik und wenig sozial-politischer Ethik. Sie gebe viele wertvolle geistige Impulse, überlasse uns jedoch das Suchen nach Wegen selbst. In der anschließenden Diskussion kam unter anderem zur Sprache, ob es nicht angesichts des politischen Streites, den wir in den Medien täglich beobachten können, schwierig sei, von Politik als institutionalisierter Nächstenliebe zu sprechen. Sutor widersprach dieser Auffassung jedoch insofern, dass seiner Meinung nach ein politischer Streit, verstanden als ein Miteinander Ringen um die besten Lösungen zu Wohle aller, durchaus als Vollzug der Nächstenliebe angesehen werden könne. Zwar sei das Verhalten von Politikern für die moralische Qualität von Politik von Belang, doch zeichne sich diese Qualität vor allem anderen durch die Fähigkeit aus, Konflikte zu bewältigen und Probleme zu lösen.

Am Samstag fand dann eine Podiumsdiskussion zum Thema "Ganztagsschule" statt. Daran teil nahmen die Leitende Ministerialrätin im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus, Elfriede Ohrnberger, der Leiter des Staatsinstituts für die Ausbildung von Förderlehrer, Bernhard Buckenleib, der KEG-Bezirksvorsitzende Mittelfranken, Erhard Wolf, sowie Susanne Noffke vom Referat Hochschule im Bischöflichen Ordinariat Regensburg. Die Moderation oblag K1-Redakteur Bernhard Löhlein. Am Nachmittag folgte noch der Konferenzteil (Bericht folgt).