Wiesbaden/Kassel
Politikforscher: SPD Hessen besser aufgestellt als in Bayern

15.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:27 Uhr
Thorsten Schäfer-Gümbel, Landesvorsitzender der Hessen SPD, hält eine Rede vor dem Schriftzug "Zukunft". −Foto: Arne Dedert/Archiv

Der Absturz von CSU und SPD bei der Bayernwahl erschreckt hessische Parteien. Doch an eine Wiederholung bei der Hessenwahl in zwei Wochen glaubt niemand. Das sieht auch ein Politikwissenschaftler so.

Nach dem Absturz der SPD bei der Bayernwahl sieht Politikwissenschaftler Wolfgang Schroeder für die Sozialdemokraten in Hessen bessere Chancen: „Die SPD hat sich in Bayern zu grünenähnlich aufgestellt, ich habe den Eindruck, das macht die SPD in Hessen anders“, sagte der Professor der Uni Kassel auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Einen Absturz der SPD wie im Nachbarbundesland sehe er nicht. Zudem lägen die Zuwächse der Grünen in Hessen im nachvollziehbaren Bereich.

Generell sei das Ergebnis der Landtagswahl am Sonntag in Bayern sehr speziell. Für Hessen sei relativ wenig übertragbar, sagte der Professor: „In Bayern ist eine so große Fülle an strategischen Fehlentscheidungen getroffen worden, wie man es selten sieht, wenn eine Partei so gut positioniert ist bei den Rahmenbedingungen.“

Sollte die CDU aber in Hessen Zustimmung verlieren, werde man die Union „in noch größerer Nachdenklichkeit erleben“. Sie könne dann weder den Weg des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU), gegen Merkel Politik zu machen, noch den von Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU), Merkel anzuerkennen, als Königsweg proklamieren. „Der Kampf in der Union wird weitergehen“, erklärte Schroeder.

Er rechnet auch damit, dass die AfD in Hessen durch weniger Konkurrenz noch besser abschneidet als in Bayern: „Man muss sehen, dass es in Bayern die Freien Wähler gibt. Wenn man das raus rechnet, sieht das AfD-Ergebnis ganz anders aus.“ Zudem stehe die AfD in Bayern viel näher an der Grenze zu Rechtsextremen - und habe es daher schwerer.

In Bayern war am Sonntag ein neuer Landtag gewählt worden. Laut Hochrechnungen am Abend blieb die CSU zwar stärkste Kraft, verlor aber ihre absolute Mehrheit. Zweitstärkste Kraft wurden die Grünen, vor Freien Wählern und AfD. Die SPD verlor deutlich. Viele Parteien in Hessen betonten am Abend, dass die Ausgangslage für die Hessenwahl eine ganz andere als in Bayern sei.

In Hessen wird am 28. Oktober ein neuer Landtag gewählt. 4,38 Millionen Männer und Frauen dürfen ihre Stimme abgeben. Es treten 23 Parteien an. Bei der vergangenen Wahl 2013 lag die Beteiligung bei 73,2 Prozent. Stärkste Kraft in Hessen wurde damals die CDU (38,3 Prozent), gefolgt von der SPD (30,7 Prozent) und den Grünen (11 Prozent).

dpa