München
"Politiker sind selten attraktiv"

Die Nockherberg-Predigerin Luise Kinseher über Markus Söder und ihre neuen Fernsehgewohnheiten

05.03.2012 | Stand 03.12.2020, 1:45 Uhr
"Wir alle gehen kaputt, aber ich zuletzt": Luise Kinseher ist fester Bestandteil der bayerischen Kabarett-Szene. In Pfaffenhofen stieg jetzt die Vorpremiere ihres neuen Programms. - Foto: Moser −Foto: Moser

München (DK) Bringt die Frau an Bord vielleicht Glück? Zum zweiten Mal hält am morgigen Mittwoch Luise Kinseher beim Starkbieranstich auf dem Münchner Nockherberg die Fastenpredigt. Nachdem ihre ausschließlich männlichen Vorgänger wie Michael Lerchenberg, Django Asül oder Bruno Jonas in den letzten Jahren recht schnell wieder zurückgetreten sind oder abgelöst wurden, soll die im niederbayerischen Geiselhöring aufgewachsene Schauspielerin und Kabarettistin nun wieder Kontinuität in die Nockherberg-Fastenpredigt bringen.

Vor ihrem Auftritt als „Mama Bavaria“ hat unser Redakteur Markus Schwarz mit Luise Kinseher gesprochen.

Frau Kinseher, mögen Sie Starkbier?

Luise Kinseher: Wenn ich ehrlich bin, ist mir das eigentlich zu stark. Gut, Wein ist genauso stark, aber den trinkt man ja anders. Trinkt man Starkbier wie Weißbier, ist man ja gleich so was von besoffen.

Bei Ihrer letztjährigen Rede haben Sie aber ganz schön oft am Krug genippt, wenn ich mich recht entsinne . . .

Kinseher: Da ist doch kein Bier in dem Krug, sondern Wasser!

Ach so. Jetzt wollte ich Sie eigentlich fragen, welcher Politiker nach einigen Schlucken in Ihren Augen an Attraktivität gewonnen hat . . .

Kinseher: Ach, Sie meinen, ich saufe mir die schön! Ja, das wäre tatsächlich mal eine Idee!

Beim wem könnte es denn am ehesten klappen? Bei Seehofer? Oder Söder? Oder Ude? Aiwanger?

Kinseher: Also ich glaube, dass der Markus Söder schon von sich denkt, dass er ein attraktiver Mann ist.

Und? Ist er das?

Kinseher: Jessas! Ich finde, dass Politiker eigentlich sehr selten attraktiv sind. Müssen Sie ja auch nicht. Ich finde bei Politikern eher die Ausstrahlung interessant. Wenn man direkt neben einem Politiker steht und ihn nicht nur im Fernsehen sieht, dann spürt man, glaube ich, eher, ob das nur ein Egomane ist, der vor allem die eigene Karriere im Blick hat, oder ob das einer ist, der es ehrlich meint und tatsächlich eine Vision von einem besseren Bayern oder Deutschland hat. Leider habe ich wie die meisten Menschen nur selten dazu Gelegenheit, so nah dran zu sein.

Vielleicht können Sie ja den Politikern mit Ihrer Predigt bei den Visionen auf die Sprünge helfen. Ist Ihnen das Schreiben der Rede heuer leichter gefallen oder ist es beim zweiten Mal sogar schwerer?

Kinseher: Es ist leichter, weil ich mich das ganze Jahr über viel intensiver mit Politik beschäftigt habe. Früher wäre mir nie eingefallen, am Aschermittwoch den ganzen Tag „Phoenix“ zu schauen und mir alle Reden anzusehen.

Das heißt, die Predigt hat Sie das ganze Jahr über begleitet?

Kinseher: Ja. Stichpunkte und Zeitungsartikel habe ich das ganze Jahr über gesammelt. Im November habe ich die ersten Skizzen gemacht, Mitte Januar dann den ersten Entwurf der gesamten Rede. Da kommt seitdem immer wieder was weg und was dazu.

Gibt es auch etwas, dass ganz anders wird als im vergangenen Jahr?

Kinseher: Die Rede wird auf alle Fälle kürzer sein. Und weniger klar strukturiert: Vergangenes Jahr habe ich zuerst zur CSU etwas gesagt, dann zur SPD, dann zu den Grünen und so weiter. Heuer kann niemand sicher sein, dass er nicht noch mal drankommt, wenn er schon einmal dran war. Da werde ich mehr Querverbindungen herstellen. Das ist halt etwas, das man auch lernen muss.

Halten Sie die Rede frei oder lesen Sie sie ab?

Kinseher: Ich möchte sie total frei halten, ich habe die Rede komplett auswendig gelernt.

Bleibt da noch Raum für Improvisationen?

Kinseher: Wer mich von der Bühne kennt, weiß, dass ich ein großes Improvisationstalent habe und das auch nütze. Sollte ich einen Zuruf aus dem Publikum bekommen, werde ich schon darauf reagieren. Dass mir aber selbst spontan noch etwas einfällt, glaube ich eher nicht. Bei einem Kabarettprogramm ist das etwas anderes: Da kennt man seinen Text in- und auswendig, hat ihn schon x-mal gespielt, weiß, was besser zündet und was weniger. Da ist man im Kopf viel freier, noch etwas dazuzuimprovisieren.