Bertoldsheim
Polder-Gegner sind von Politik enttäuscht

Mitglieder der Bürgerinitiative gegen das Bertoldsheimer Projekt üben Kritik - auch an der Studie des Freistaats

08.08.2021 | Stand 23.09.2023, 20:12 Uhr
Weites Land: Auf dieser Fläche soll der Bertoldsheimer Flutpolder entstehen - ein Horrorszenario für die Anwohner. −Foto: DK-Archiv

Bertoldsheim - Die Bewohner von Bertoldsheim und Marxheim wollen sich nicht mit den Planungen des Freistaats für einen Flutpolder bei den beiden Ortschaften abfinden.

Bei einem Treffen am Freitagabend erneuerte die Bürgerinitiative ihre Kritik an dem Hochwasserschutzprojekt und kündigte weiteren Widerstand an.

Schon allein quantitativ ist der Protest gegen die Planungen des Freistaats gelungen: Rund 80 Bürgerinnen und Bürger der betroffenen Ortschaften sind zu der Versammlung in Bertoldsheim gekommen - um sich zu informieren, um zu diskutieren und auch um ihrem Unmut Luft zu machen. Ganz konkret ging es bei Letzterem um die Ergebnisse der Studie, die das Landesamt für Umwelt im Auftrag der Staatsregierung erstellt hat. Laut Angelika Gutmann, Sprecherin der Bürgerinitiative, ist im Synthesebericht der Untersuchung ersichtlich, dass der Bertoldsheimer Polder im Hochwasserfall für Ingolstadt gerade mal eine Reduzierung der Scheitelwelle um fünf Zentimeter bedeuten würde. "Da frage ich mich schon, über was wir hier eigentlich sprechen", so die Bertoldsheimerin.

Darüber hinaus halten sie und ihre Mitstreiter die geplante Sicherung der tiefer liegenden Wohnhäuser vor ansteigendem Grundwasser für eher zweifelhaft. Vorgesehen sind Pumpwerke mit einer Leistung von acht Kubikmeter pro Sekunde. Deren Bau würde nicht nur Unsummen verschlingen, wie Gutmann kritisiert. Gleichzeitig hält sie die geplante Position an der Donau für völlig falsch. "Das zeigt die fehlende Ortskenntnis. "

Um diesem Problem entgegenzuwirken, will die Bürgerinitiative nun mit Martin Mayer den Leiter des Wasserwirtschaftsamts Ingolstadt zum Dialog einladen. Bei dieser Gelegenheit wollen sie ihm auch ihre Befürchtungen schildern, die nicht allein mit dem Sieben-Meter-Damm zu tun haben, der für den Flutpolder in der Bertoldsheimer Donau-Ebene entstehen müsste. "Das Abschneiden unserer Versickerungsfläche ist unsere größte Sorge", so Gutmann. Denn: Bei Starkregenereignissen hätte das Wasser keine Möglichkeit mehr, ordentlich abzufließen. In Marxheim denken die Verantwortlichen genau deshalb bereits über rechtliche Schritte nach, wie der dortige Bürgermeister Alois Schiegg schon mehrfach betont hat. Er zählte mit seinem Rennertshofener Amtskollegen Georg Hirschbeck und einigen Gemeinderäten zu den Besuchern der Veranstaltung.

Bei dieser ging es auch um die jüngsten Ereignisse, welche die Bürgerinitiative durchaus etwas überrollt haben. Wie berichtet, hatte erst Mitte Juli der Dialog über die beiden umstrittenen Flutpolder bei Bertoldsheim/Marxheim sowie im Landkreis Regensburg wieder begonnen - erst in Kloster Weltenburg für die Vertreter von Politik und Bürgerinitiativen, anschließend auch als Online-Treffen für alle anderen Interessierten. Doch schon gut eine Woche später segnete das Kabinett recht überraschend die bisherigen Planungen - und damit auch die im Koalitionsvertrag von 2018 eigentlich auf Eis gelegten Polder - ab. "Daher herrscht bei uns eine Riesenenttäuschung über die Politik", so Gutmann, die von einer "dramatischen Wendung" spricht. Immerhin hatten Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und sein heutiger Stellvertreter Hubert Aiwanger (FW) noch vor knapp drei Jahren eine zu große Belastung für Bertoldsheim gesehen.

Gutmann und ihre Mitstreiter wollen daher nun wieder verstärkt Druck aufbauen. "Wir müssen hier im Gespräch bleiben und unsere Argumente wiederholen", betont die Sprecherin, die auch auf die Problematik hinweist, dass die Informationslage nach wie vor dürftig ist. "Wir haben ja leider nichts in den Händen", so Gutmann. Klar ist aktuell nur, dass Bertoldsheim der letzte Polder der neunteiligen Kette entlang der Donau werden soll - nachdem der bereits fertiggestellte Rückhalt bei Riedensheim der erste ist. Nach wie vor sind aber unterschiedliche Varianten und Ausmaße im Gespräch, darunter auch südlich der Donau auf Burgheimer Flur - weshalb auch dort der Widerstand groß ist. Beim Bund Naturschutz denken die Verantwortlichen unterdessen über rechtliche Schritte nach. Demnächst ist dazu ein Treffen mit der Bürgerinitiative geplant.

DK

Stefan Janda