Tauberfeld
Pointiertes Wirtshauskabarett

"Gaudinockerl" und "Stahlblosn" traten im ausverkauften Tauberfelder Wirtsstadel auf

21.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:17 Uhr

Überzeugten: Manuel Funk, Andreas Baumann, Johannes Wittmann und Patrick Scheller (von links) als "Gaudinockerl". - Foto: Riedel

Tauberfeld (EK) Auf Einladung des Buxheimer Kultur-Arbeitskreises gastierten zwei Bläsergruppen im ausverkauften Wirtsstadel in Tauberfeld: Andreas Baumann, Manuel Funk, Johannes Wittmann und Patrick Scheller aus "Meggalou, Nassafös, Irgertsham und Friedrichshofa" präsentieren als "Gaudinockerl" mit ihrer eigenwilligen Instrumentierung (Basstrompete und -posaune, Klarinette und Steirische Harmonika) ein individuelles Klangbild, das wiederum bestens mit ihrem teils mehrstimmigen Gesang harmoniert.

Ihre Intention ist es, ungekünstelte, ehrliche Musik zu bieten, wenn's sein muss, auch "derb und dreckig". Christoph Gerner (Basstrompete), Andreas Baumann (Posaune), Raphael Decker (Tuba), Stefan Rössler (Flügelhorn) und Stephan Rixner (Trompete) sind die "Stahlblosn". Sie feiern heuer bereits ihr zehnjähriges Bestehen und haben auch schon überregionale Auftritte hinter sich. Die Erfahrungen daraus sind hör- und sichtbar.

Die abwechselnden, manchmal auch gemeinsamen Auftritte der Gruppen ließen keine Sekunde Langeweile aufkommen. Beide Formationen weisen viele Gemeinsamkeiten auf: Da ist die souveräne, fast virtuose Beherrschung der Instrumente. Dazu kommt eine Bühnenpräsenz, bei der nichts gekünstelt oder aufgesetzt wirkt. Die einzelnen Stücke kommen einfach natürlich daher, fangen die Zuschauer ein, integrieren sie durch Interaktionen und werden schließlich mit langem Applaus belohnt.

Die Gaudinockerl sorgen für kurzweilige und höchst amüsante Unterhaltung. Es ist nicht Tiefgründiges, gar Politisches: Sie punkten mehr mit frechen, spöttischen und pointierten bayerischen Texten, "Wirtshauskabarett" in bester Manier. Die Themen ihrer Stücke und Geschichten kennt jeder: Vatertag (" ... sauft der Papa, was er mag, speibt der Papa, wia er mag"), Essgewohnheiten, ein Lob auf den Ranzen, Ausflug zum Vietnamesenmarkt in die Tschechei (Oblaten mit Crystal-Speed) und andere. Die Lacher hatten sie auch mit einer Persiflage des Elvis-Songs "Return To Sender", den sie zu: "Sie suacht an Spender - Samenspender" umtexteten, auf ihrer Seite ebenso wird Johnny Cashs "I Walk The Line" zum Abgesang auf den Fitnesswahn: "Walkts doch allein!" Die Arrangements für jedes Lied beweisen musikalisches Einfühlungsvermögen und vermitteln auch die Absicht, es möglichst optimal und wirkungsvoll zu präsentieren.

Das gilt weitestgehend auch für die Stücke der Stahlblosn; sie bestechen durch präzises, dynamisches Bläserspiel, das von wuchtig und dominant bis subtil-einfühlsam alle Nuancen umfasst. Ihre meist selbst komponierten beziehungsweise arrangierten Vorträge nehmen auch Anleihen bei bekannten Interpreten und Traditionals (Hans bleib do ...), reichen vom "meditativen Zwiefachen" bis zum klassischen Bläsersatz.

Bekannte Hits werden dabei auf einmalige Art und Weise arrangiert, auch verfremdet. Die Grundmelodie ist bekannt, die Variationen und Übergänge aber überraschen, ja verblüffen, ebenso wie die musikantischen Fertigkeiten und musikalische Reife, die weit über gewohntes Lokalniveau hinausreicht. Man darf auf die weiteren Karrieren beider Ensembles gespannt sein, die Zuschauer im Wirtsstadel zu Tauberfeld konnten jedenfalls von deren Darbietungen nicht genug bekommen.