Unterpindhart
Pointen erschlossen sich erst durch die Hintertür

17.10.2010 | Stand 03.12.2020, 3:34 Uhr

Kabarettist Didi Saxer forderte sein Publikum bei seinem Auftritt, denn viele Pointen erschlossen sich erst durch die Hintertür und die üblichen Schenkelklopfer fehlten.

Unterpindhart (pat) Auf dem Silbertablett hat Didi Saxer den Gästen seinen Humor beim Auftritt in Unterpindhart nicht gerade serviert. Die Pointen des vielseitigen Kabarettisten erschlossen sich den Zuhörern vielmehr häufig erst durch die Hintertür.

Entsprechend gedämpft war die Stimmung im Saal. Saxers "Sinnbrise" spielte sich eher unterschwellig ab, verzichtete auf die platten Sprüche und üblichen Schenkelklopfer der inflationär auftretenden Krawallcomedians. Sie stand vielmehr für einen vielschichtigen Abend mit intellektuellem Anstrich. Saxer überzeugte durch Nachhaltigkeit – aber der kurzfristige Unterhaltungsfaktor ist gelegentlich auf der Strecke geblieben.
 

Wohltuend ruhig und unauffällig füllte das Nachwuchstalent die Bühne. Ohne Requisiten, ohne Kinkerlitzchen, ohne aufwendige Kostümierung oder ablenkende Accessoires. So rief Didi Saxer in erster Linie das Grundrepertoire des Kabaretts ab: das Schlüpfen in die unterschiedlichsten Rollen, gepaart mit wortgewaltigen Dialogen zwischen seinen jeweils selbst gewählten und verkörperten Figuren.

Wird Saxer einmal flach, wirkt er dabei fast beschämt, selbst wenn ihm das Publikum diese "Ausrutscher" mit dankbaren Lachern quittiert. Er will etwas ausdrücken, will Meinung kund tun, den Spiegel vorhalten. Das karge Ambiente sorgt nur dafür, dass sich der geneigte Zuhörer konzentriert. Das ist auch bitter nötig. Um Saxer zu folgen, ist eine gewisse Denkanstrengung gefordert. Schließlich springt er munter zwischen den Themen hin und her, vertieft Nebensächliches, schafft Fundamente und vergisst darüber trotzdem seinen roten Faden nie.

Der führte in seinem Programm "Sinnbrise" auf dem Pindharter Brettl einen jungen, mehr oder weniger verlassenen Mann, quer durch die Abgründe seiner "Quarterlife-Crisis". So redete, spielte, sang, tanzte und zauberte sich Saxer kreuz und quer durch ein fiktives Beziehungsdrama, verbunden mit allen dazugehörigen Unpässlichkeiten.

Vom missglückten Discobesuch bis hin zu psychologisch überhöhten Arztbesuchen klapperte der Künstler die volle Palette "von Pontius zu Pilates" ab – religiöse Seitenhiebe, historische Anwandlungen und diverse gesangliche Ausflüge in die komplizierte Welt zwischen Wohnzimmer, Wellnessbereich und öffentlichem Leben inklusive.

Mal ein Schlenker in die Politik, mal ein gesellschaftspolitisches Statement. Didi Saxer verquirlt alles, was kaum zu vermischen ist. Und er schafft sich Freunde, weil er dabei immer authentisch bleibt und als unbestechlicher Richter auftritt.