Ingolstadt
Plüschpatienten im OP

In der Teddybärenklinik lassen Kindergartenkinder ihre Kuscheltiere und Puppen verarzten

06.03.2012 | Stand 03.12.2020, 1:45 Uhr

Durchleuchtet: In einem umgebauten Scanner werden die Kuscheltiere „geröntgt“.

Ingolstadt (DK) Ob gebrochene Beine, Bauchweh oder Husten – gestern ließen Kinder ihre Stofffreunde im Teddybärenkrankenhaus des Klinikums behandeln. Das spielerische Verarzten sollte ihnen die Angst vor dem Kranksein nehmen.

Im Klinikum geht tierisch zu. Zottelige Bären sitzen im Wartezimmer, dazwischen findet sich manchmal auch eine Puppe oder ein Löwe. Alle hoffen, dass der Arzt bald kommt, um ihre verbrannten Pfoten zu heilen oder ihr Kopfweh zu lindern. Es ist der Tag des Teddybärenkrankenhauses.

Gabriele Rusch ist die Vorsitzende des Vereins Morgentau für Kinder, der den Kuscheltierkliniktag bereits zum dritten Mal organisiert. Er richtet sich an Kindergartenkinder. „Wir simulieren den Ablauf im Krankenhaus, um Ängste abzubauen“, erklärt Rusch. Die Anzahl der Teilnehmer sei aber begrenzt. „Wenn ein Notfall ist, müssen die Ärzte weg. Dann können wir uns nicht mehr richtig um die Kinder kümmern“, sagt sie. Deshalb wählt sie jedes Jahr nur ein paar Kindergärten aus, die mit ihren Kleinen kommen dürfen. Dieses Jahr sind es vier.

Der fünfjährige Leon ist mit dem Wurzelkindergarten aus Pöttmes da. Er hat sein Stofftier namens Löwe dabei. „Als er vom Schrank gefallen ist, hat er sich das Bein gebrochen“, erzählt er. Nach der Anmeldung nehmen Leon und Löwe im Wartezimmer Platz. Sie spielen Lego, bis sie schließlich aufgerufen werden. Zuerst wird das Kuscheltier gewogen und gemessen. Dabei hilft Leon mit: Er hält Löwe fest, damit er ruhig bleibt. Am Untersuchungstisch tastet ihn Chefärztin Dr. Elfriede Ring-Mrozik und seufzt: „Oh, das ist nicht gut. Tut das weh, Löwe“ Der Patient nickt. Ring-Mrozik zückt ein Rezeptformular. „Das Bein ist vermutlich gebrochen, zur Sicherheit lassen wir es röntgen.“ Sie notiert die Medikamente. „Er braucht dreimal täglich Schmerzpillen, zweimal täglich Gute-Laune-Medizin und bei Bedarf eine Wohlfühltablette“, sagt die Chefärztin.

Im Wartezimmer vor dem Röntgenraum sitzt auch Kathrin (6) mit ihrer Puppe Sofia. „Sie hat Ohrenschmerzen“, klagt das Mädchen. Bevor sie in das Zimmer dürfen, müssen Kathrin und Leon einen Röntgenschutz überziehen. Christoph Rusch, verantwortlich für die Station, erklärt den Kindern, warum: „Die Röntgenstrahlen sind wirklich gefährlich, deshalb müsst ihr den Schutz tragen.“

Die Kinder erhalten ihr Röntgenbild und gehen mit einer Krankenschwester zur nächsten Station. Im Vorzimmer des Operationssaals legt die Schwester Sofia und Löwe in Krankenbetten. Behutsam deckt sie beide mit bunten Decken zu. „So wird ihnen nicht kalt“, sagt sie lächelnd.

Gerade liegt Patricks Bärli noch im OP. Dr. Guido Brosinger, Facharzt für Kinderchirugie, geht die Akte des Stofftieres durch. „Hmm, das wird eine schwere Operation“, meint er. Da er und seine Assistentin bei dem chirurgischen Eingriff Hilfe brauchen, dürfen die Kinder mit anpacken. Egal, ob sie das Narkosegerät halten sollen oder eine Spritze geben müssen – die Kleinen helfen fleißig mit, um ihre Spielgefährten wieder gesund zu machen. „Würdest du den Faden abschneiden“, bittet Dr. Brosinger den Fünfjährigen. Die OP ist geglückt, und Bärli kommt zum Verbinden.

Die Krankenschwestern Ulla Türoll und Elvine Brantsch erledigen das mit Routine. Sie legen Verbände an und trösten die operierten Patienten. „In ein paar Tagen sieht man von der Naht nichts mehr!“ Zum Schluss besuchen Leon, Kathrin und Patrick mit ihren Rezepten noch die Apotheke. Von Teddybärapothekerin Claudia Bonack bekommen die Kinder Bonbons, Äpfel und Salbe für ihre Schützlinge, dann ist die Behandlung abgeschlossen.

Die Kinder sind begeistert von ihren Erfahrungen im Krankenhaus. „Alles war toll hier. Vielleicht werde ich auch mal Ärztin“, lobt Kathrin. Auch Leon ist überzeugt: „Wenn ich irgendwann krank werde, komme ich gleich hierher, da ist der Doktor so nett!“