Platzrunden sollen die Ausnahme sein

04.08.2006 | Stand 03.12.2020, 7:39 Uhr

Manching (hl) Die Regionalzeitung im Schwäbischen titelte treffend "Ruhe auf dem Lechfeld". Tatsächlich ist es auf dem Militärflugplatz südlich von Augsburg in den vergangenen Wochen wesentlich beschaulicher zugegangen als gewohnt. Auf der Start- und Landebahn sorgen über die Sommermonate lediglich Baumaschinen für Lärm – doch der dringt nicht weit nach außen.

Das, was normalerweise auf und über dem Lechfeld für Unruhe sorgt, ist derzeit zumindest phasenweise in und im Umfeld von Manching zu hören: Die Tornados des Jagdbombergeschwaders 32, das in Lagerlechfeld beheimatet ist, sind bis Ende Oktober auf dem Manchinger WTD-Flugplatz stationiert. Wie bereits kurz berichtet, macht die Generalsanierung des Flugplatzes am Lech das Ausweichmanöver nach Oberbayern nötig. Allerdings sehen sich alle, die deshalb ein sommerliches Dauergrollen über Manching und den Umlandgemeinden befürchtet hatten, angenehm enttäuscht: Das Jabo-Geschwader versucht, seinen Flugbetrieb so dezent wie möglich zu gestalten.

Mit 25 Maschinen und rund 400 Soldaten und Zivilangestellten sind die "32er" nach Manching gekommen. Eigentlich verfügt das Geschwader sogar über rund 50 Tornados. Doch nicht alle Flugzeuge sind allzeit einsatzfähig. Tägliche Wartungsarbeit und große Inspektionen bis hin zur Generalüberholung in der Werft wechseln sich mit dem Flugbetrieb ab.

Die Tornados, die jetzt nach Manching überführt worden sind, bilden den harten Kern der Maschinen, die derzeit einsatzbereit sind. Mit ihnen werden werktags (montags bis donnerstags) zwei Trainingsblöcke mit jeweils zwölf Jabos geflogen. Aus Rücksicht auf die Bevölkerung wird in Manching auf den Übungsblock am Freitagmorgen verzichtet.

Doch was die ohnehin an einen gewissen Pegel an Fluglärm gewöhnten Menschen im Umfeld des WTD-Flugplatzes derzeit von den Bundeswehr-Jabos hören, ist meistens nur die Start- und Landephase. Die Maschinen sind bei ihren Übungsflügen nämlich – ganz so wie die Jagdflieger aus Neuburg – häufig weitab der Region unterwegs. In diesen für Militärflugzeuge reservierten Luftraum gelangen die Jabos jetzt nur von einem anderen Startplatz aus. "Ob wir diese Zone von Lagerlechfeld oder von Manching aus anfliegen, ist letztlich egal", erläutert Oberstleutnant Volker Heilmann, stellvertretender Kommandeur des fliegenden Personals und selber Tornadopilot, das Verfahren.

Während die Jagdbomber nach dem Start also meistens unmittelbar in ihr Übungsgebiet entschwinden, kann es bei der Rückkehr gegen Mittag oder am späteren Nachmittag schon ab und an zu Platzrunden, also relativ niedrigen Überflügen und Schleifen am Rande des Flugplatzes, kommen. Dabei handelt es sich laut Volker Heilmann, der zugleich einer der wöchentlich wechselnden Kommandoführer während des Gastspiels in Manching ist, aber nicht um Willkür der Piloten, sondern um streng vorgeschriebene Abläufe bestimmter Einsatzmuster.

Denn was der Laie meistens nicht weiß: Sämtliche Übungsflüge folgen bestimmten vorgegebenen Profilen. Dazu können im besonderen Fall eben auch solche Platzrunden gehören. Das Geschwader bemüht sich allerdings laut Oberstleutnant Heilmann, die unbestreitbar größere Lärmbelastung durch Tiefflüge im Bereich des Flugplatzes auf ein Mindestmaß zu beschränken.

Bei den Maschinen des Geschwaders handelt es sich übrigens großenteils um so genannte ECR-Tornados. Diese Flugzeuge sind auf die Bekämpfung feindlicher Luftabwehr spezialisiert, bilden also im Ernstfall den unmittelbaren Begleitschutz für die eigentlichen Jagdbomber. Weltweit ist derzeit kein anderer Militärjet in der Lage, diese taktische Aufgabe so präzise zu lösen wie der ECR-Tornado. Deshalb waren diese Flugzeuge auch bei den Nato-Luftoperationen über dem Balkan vor einigen Jahren so gefragt. Das Jabo-Geschwader 32 ist inzwischen der einzige Verband der Bundesluftwaffe, der noch über diese Maschinen verfügt.