Die
Platz für alle

Diplom-Sozialpädagogin Kathrin Maier über die Kinderbetreuung in der Stadt Pfaffenhofen

27.12.2012 | Stand 03.12.2020, 0:40 Uhr

In den resoluten Händen von Kathi Maier liegt das Sachgebiet Familie und Soziales der Stadt Pfaffenhofen. Sie hat die Änderung der Kindergartensatzung angestoßen - Foto: Ermert

Die Kinderbetreuung ist im Wandel. Da sind Anpassungen der Satzung vermutlich fast etwas Alltägliches.

Kathrin Maier: Unsere Satzung war fünf Jahre alt, wurde nach Verabschiedung des Bayerischen Kinderbildungsgesetzes 2007 zum letzten Mal geändert. Seitdem hat sich gesetzlich viel getan. Und außerdem waren einzelne Passagen ganz einfach veraltet und reformbedürftig.

 

Gab es einen konkreten Anlass?

 Maier:  Vor allem der notwendige Krippenausbau bringt viel Neues für die Verwaltung mit sich. Und auch da braucht es natürlich Regeln.

 

Es tut sich ohnehin viel. Hat der Gesamtelternbeirat hier schon mitgewirkt?

 Maier:  Wir haben ihn gegründet, aber dieses neue Gremium wird erst im Januar zum ersten Mal zusammentreten. Es besteht aus jeweils zwei Mitgliedern der Elternbeiräte aller sieben Kindergärten – der fünf städtischen Einrichtungen sowie der Kindergärten der Kirche und der Arbeiterwohlfahrt.

 

Was versprechen Sie sich davon eigentlich konkret?

 Maie r: Es  geht um die bessere Vernetzung. Wir können den Eltern auf diesem Weg schnell und ohne Umwege wichtige Informationen mit auf den Weg geben. Und die oft sinnvollen Anregungen der Eltern kommen direkt an die Stellen, die entscheidend sind: zum Bürgermeister, zum Kindergartenreferenten, zu mir oder der Fachberatung durch Andrea Mischke. So können wir umgehend reagieren.

 

Wäre eine Debatte wie um die steigenden Kindergartengebühren gemäßigter verlaufen, wenn es den Gesamtelternbeirat schon gegeben hätte?

Maier: Davon gehe ich aus. Vieles kann auf diesem Weg besser abgestimmt werden. Der Informationsfluss zu den Eltern ist einfach wichtig.

 

Welche weiteren positiven Effekte versprechen Sie sich durch diese intensive Unterstützung einzelner Eltern?

Maier: Zum Beispiel gemeinsame Veranstaltungen aller Kindertagesstätten. Dadurch wandeln wir uns von der Grüppchenwirtschaft hin zu einer Gesellschaft mit Gemeinsamkeiten. Ich denke da an ein Fußballturnier aller Kitas oder weitere Aktivitäten, die über alle Grenzen hinweg stattfinden könnten. Zweimal im Jahr wird das Gremium zusammenkommen. Ich hoffe, dass sich daraus einiges ergibt.

 

Die Satzung wurde teilweise nur redaktionell, teilweise aber auch mit ganz konkreten Inhalten verändert – so wurde zum Beispiel verbindliche Buchungszeiten eingeführt.

Maier: Ja, das war ganz wichtig, schon alleine wegen unserer Personalplanung. Der Schlüssel richtet sich an den besetzten Plätzen und gebuchten Stunden aus. Wenn sich die Zahl der Kinder oder die Buchungszeit ständig ändert, können wir in rechtliche Schwierigkeiten kommen. Es geht um Fördergelder von bis zu 25 000 Euro pro Einrichtung. Da können wir nichts riskieren.

 

Darum sieht die Praxis bei der Buchung künftig wie aus?

Maier: Die Eltern können die Zeiten zweimal pro Jahr umbuchen. Verkürzungen sind am 31. August und am 1. März möglich. Verlängern können sie im Grunde jederzeit mit einer Frist von zwei Wochen. Allerdings gibt es da keine Garantie.

 

Wurden die Zeiten zuletzt wesentlich häufiger verändert?

 Maie r: Tei lweise schon. Da wurde munter hin und her gebucht, teilweise im wöchentlichen Rhythmus. Das ist für die Verwaltung ein immenser Aufwand. So ist es für alle Seiten einfach besser. Die Eltern müssen nun schlichtweg besser überlegen, welche Zeiten wirklich Sinn ergeben. Das hilft allen.

 

Und in schweren Fällen? Bei Krankheit? Arbeitslosigkeit?

Maier: Da fällt uns mit Sicherheit immer eine Lösung ein. Die Eltern müssen keine Angst haben, dass sie bei uns auf taube Ohren stoßen, wenn es wirklich Probleme gibt. Da werden wir immer ganz unbürokratisch eine möglichst gute Lösung finden.

 

Integration und Inklusion, momentan zwei häufig verwendete Begriffe, sind auch ein Thema bei dieser vorgenommenen Satzungsänderung.

Maier: Bisher mussten wir uns damit noch nicht befassen. Aber jetzt, gerade mit der neuen Krippe im Eco-Quartier, sind wir davon betroffen. Es wird künftig Plätze für behinderte Kinder und für von Behinderung bedrohte Kinder geben – und die müssen freigemacht werden, sobald jemand Anspruch auf sie erhebt. Das haben wir schriftlich verankert.

 

Auch zur Abmeldung gibt es eine neue Frist.

Maier: Ein Platz muss spätestens zum 31. Mai eines Betreuungsjahres gekündigt sein. Danach ist es nicht mehr möglich. Auch hier geht es schlichtweg um die Planungssicherheit für die Stadt.

 

Kitas werden immer wichtiger und sollen vor allem immer länger geöffnet haben. Wie reagiert die Stadt auf die steigende Nachfrage?

Maier: Vor allem verringern wir nach und nach die Zahl der Schließtage: im nächsten Jahr von 30 auf 25, danach im Jahr 2014 sogar weiter auf nur noch 22 Schließtage. Drei Wochen ohne Betreuung sind vor allem für die Eltern von Krippenkindern kaum zu überbrücken. In den großen Ferien haben wir daher künftig nur noch zwei Wochen am Stück zu. Für Kinder von fünf bis zwölf Jahren bietet die Stadt seit zwei Jahren in den Sommerferien die Stadtferien „Sommerkids“ an. Hier werden die Kinder von pädagogischen Fachkräften betreut und versorgt.

 

Ist Pfaffenhofen für den gesetzlichen Anspruch auf Krippenplätze ab August nächsten Jahres gewappnet?

Maier: Auf alle Fälle. Die vorgeschriebene Quote liegt bei 31 Prozent, wir bieten ab Januar 2014 Plätze für 39 Prozent der Kinder im Alter von einem bis drei Jahren an. Wir haben den Bedarf erkannt und schaffen zusätzliche Plätze.

 

In Pfaffenhofen bekommt also jedes Kind einen Platz?

 Maier : Das  kann man so sagen. Nicht jeder kommt in seine Wunscheinrichtung. Aber jedes Kind kann untergebracht werden. Obwohl die Kinderzahl im Allgemeinen zurückgeht, trifft das auf uns übrigens gar nicht zu. Das ist der Zuzug, der hält uns auf hohem Niveau.

 

Vieles ändert sich, aber eines bleibt gleich: Die Kinder dürfen nicht allein nach Hause gehen.

 Maie r: Gena u. Da geht es um Verantwortung für unser pädagogisches Personal, da dessen Aufsichtspflicht nicht ausgeschlossen werden kann. Das Abholen durch die Eltern oder bevollmächtigte Personen war schon Usus, wurde jetzt aber schriftlich festgelegt.

 

Das Interview führte unser

Redakteur Patrick Ermert