Platz fünf ist erneut das Minimalziel

11.08.2010 | Stand 03.12.2020, 3:47 Uhr

Dortmund (DK) 2005 stand Borussia Dortmund knapp vor der Insolvenz. Inzwischen zählt der Traditionsverein wieder zu den Großen in der Liga. Was nicht zuletzt ein Verdienst von Trainer Jürgen Klopp ist. Nach Platz sechs im ersten Jahr führte er die Borussia im vergangenen zurück auf die internationale Bühne.

Der unvergesslichste Moment der vergangenen Saison: Der emotionale Ausbruch Jürgen Klopps beim 3:2-Erfolg in Köln am 18. Spieltag. Der BVB führte souverän 2:0, ehe Köln zum 1:2 aufschloss und schließlich kurz vor Schluss egalisierte. Unmittelbar nach dem 2:2 rastete Klopp an der Seitenlinie aus, weil er vor dem Ausgleich ein Foul eines FC-Spielers gesehen haben wollte. Zur gepflegten Abkühlung schickte der Schiedsrichter den BVB-Coach auf die Tribüne.

Der Satz der Saison: Der kam von Jürgen Klopp nach dem 3:2 in Köln (s.o.): "Wie man solch eine Phase ruhig überstehen soll, ohne tot zu sein, weiß ich nicht."

So steht es um den Trainer: Jürgen Klopp ist ein Frauenschwarm. Doch auch bei den männlichen BVB-Anhängern, die Trainer vorzugsweise über Ergebnisse und die Qualität des Spiels beurteilen, genießt der 43-Jährige hohes Ansehen. Klopp war in Mainz Kult, das kann er auch bei der Borussia werden.

Ihn würden die Fans gern noch fortjagen: Sagen wir es so: Nelson Valdez ist in Dortmund nicht das, was man unter einem Liebling der Massen versteht. Der langhaarige Stürmer aus Paraguay läuft sich zwar in jedem Spiel einen Wolf, doch im Strafraum macht es nicht ‚klick‘, deshalb nennt man ihn gelegentlich auch Chancentod. Nur wenige Fans würden ihm viele Tränen nachweinen.

Des Trainers Liebling: Mohamed Zidan. Wer sollte das besser beurteilen können als der kleine und sensible Ägypter selbst. Der hat einmal über den Coach gesagt: "Jürgen Klopp ist wie ein Freund. Ein Blick genügt, und ich weiß, was er von mir will. Mit ihm kann ich alle Probleme besprechen. Sogar private." Das war schon beim gemeinsamen Engagement in Mainz so.

Der Kultkicker über seine Erben: "Ich sehe den BVB sehr gut aufgestellt”, sagt Norbert Dickel, Stadionsprecher und noch immer gefeierter "Held” des Pokalendspiels 1989 gegen Werder Bremen. Viel erwartet der 48-Jährige von den Neuen. "Mit Robert Lewandowski haben wir neben Lucas Barrios nun einen zweiten super Stürmer. Und Shinji Kagawe könnte so etwas wie ein Überraschungsmann in der Liga werden. Der ist technisch brillant."

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So wollen sie spielen: Vermutlich wird Klopp am erfolgreichen 4-2-3-1-System festhalten. Torhüter Weidenfeller sowie die Innenverteidiger Subotic und Hummels sind gesetzt. Auf den Platz auf der linken Seite erheben Schmelzer und Dede Anspruch, rechts hat Owomoyela im Ex-Berliner Piszczek Konkurrenz bekommen. Vor der Abwehr bilden Kehl, sofern er gesund bleibt, und Sahin, der Kopf der Mannschaft, die "Doppel-Sechs". Mittelstürmer spielt Torjäger Barrios, hinter ihm sind Blaszczykowski, Lewandowski und Großkreutz als Dreierreihe zu erwarten. Neuzugang Kagawa ist offensiv eine vielseitig verwendbare Alternative. Möglicherweise werden die Karten neu gemischt, wenn Zidan wieder fit ist.

Was muss? Was kann? Der BVB bleibt seiner Linie treu und legt sich auch vor dieser Saison auf keinen Tabellenplatz fest. Doch mit der Rückkehr ins internationale Geschäft hat sich der Druck auf die Mannschaft erhöht. Bedeutet: Auch in der kommenden Saison sollte der Weg nicht an der Europa League vorbeiführen. Und dort darf es schon jetzt (ein bisschen) mehr als die Qualifikation sein.

Der Einlauftipp: Der BVB wird nicht schlechter abschneiden als in der vorigen Saison (Platz fünf).