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Planlos in Berlin

ZDF-Mini-Serie "Nix Festes" mit Josefine Preuß scheitert am laschen Drehbuch

29.05.2019 | Stand 02.12.2020, 13:51 Uhr
Jonas Renner (Sebastian Fräsdorf) und Wiebke Busch (Josefine Preuß) erwachen gemeinsam nackt im Bett. −Foto: (c)Christoph Assmann/Berlin

Sie sind selbstsüchtig, arm, aber nicht besonders sexy, single, um die 30 und leben in Berlin. Die Figuren der vierteiligen Mini-Serie "Nix Festes" sind auf der Suche nach sich selbst, einem One-Night-Stand, den man bis zum Morgen danach erträgt, und einer Geldquelle für die WG-Miete. Das ist nicht unbedingt originell, könnte aber mit witzigen Dialogen und brillanten Darstellern trotzdem Stoff für gutes Fernsehen hergeben. So viel schon vorweg: Tut es nicht. "Nix Festes", das in der ZDF-Mediathek noch bis Ende Oktober gestreamt werden kann, ist leider auch nix wahres.

Der Versuch von Hauptdarstellerin Josefine Preuß, an ihren Comedy-Erfolg „Türkisch für Anfänger“ anzuknüpfen, scheitert an der Mutlosigkeit der Serie. "Seinfeld", "Friends", "How I met your Mother" - die großen Sitcoms aus den USA folgen dem einen Rezept, das auch hier schamlos angewendet wird: Mehrere sehr verschiedene Charaktere teilen sich Wohnung und Stammkneipe - manchmal auch das Bett - und tauschen sich über ihre verkorksten Leben aus. In diesem Fall sind das Zynikerin Wiebke (Preuß), Normalo-Loser Jonas (Sebastian Fräsdorf), der schwule Basti (Tim Kalkhof) und Träumerin Jenny (Marie Rathscheck), die zusammen in großzügigen Altbauwohnungen in einem sehr unglaubhaft ungentrifizierten Kreuzberg wohnen und ansonsten "Bei Lennart" abhängen, einer Bar, die der gleichnamige Wirt (Dirk Martens) führt. 

Kaum Drehortwechsel, ein kleines Ensemble, nur vier Folgen: Viel Geld hat das ZDF nicht fließen lassen. Es scheint, als ob der Sender selbst kein Vertrauen in die Produktion hatte. Die Zielgruppe, die hier bedient werden soll, ist eben nicht das klassische, oft deutlich ältere ZDF-Haupt-Publikum, das mit üppig ausgestattetem "Fernsehgarten" und "Traumschiff"-Kreuzfahrten zufrieden gestellt wird. Das fehlende Budget ist aber weit weniger das Problem als das lasche Drehbuch.

„Nix Festes“ ist hier leider tatsächlich Programm. Die Serienautoren um Markus Barth ("Ladykracher") scheinen sich in ihrer Themenfindung so unsicher gewesen zu sein, dass sie wild drauf los gegoogelt haben, was diese Hauptstadt-"Millenials" denn so mögen: Hipstertum, Tinder-Dates, "Sex mit dem Ex", das Bergheim, die Berliner Gründer-Szene, Veganismus, Youtube, Snap-Chat - wird alles hopp-hopp in die Handlung eingewurschtelt, irgendwas wird „Gernation Unentschlossen“ schon davon fressen. Leider ergibt das ganze nur eine lauwarme Handlungs-Pampe, die mit Hauptstadt-Klischees und ein paar Zwischen-Bildern von Berliner Sehenswürdigkeiten gespickt ist. Man muss dem TV-Produzenten, dem Wiebke und Jonas in der ersten Folge vergeblich versuchen, ein Drehbuch über ihr Leben zu verkaufen, leider recht geben: Eine Serie über eine bunte Puppen-Senioren-WG in Wuppertal wäre spannender.

Auch die Darsteller überzeugen nicht. Zum einen schafft es Regisseur Christoph Schnee nicht, das Ensemble aufeinander einzustimmen. Die Dialoge wirken oft unnatürlich und hölzern. Zum anderen sind die Rollen als so starre Typen angelegt, dass den Schauspielern kein Raum bleibt, Charakter-Facetten zeigen zu können. Nach dieser Serie muss man sich stark in Erinnerung rufen, dass es auch witzige deutsche Fernsehforamte gibt. Denn das Klischee, das sich bei „Nix Festes“ leider am meisten bewahrheitet, ist, dass deutsche Comedy oft einfach nicht lustig ist.