Plakate zeugen von großem Engagement

23.07.2009 | Stand 03.12.2020, 4:47 Uhr

Horst Vladar, die personifizierte Kammeroper-Geschichte, vor deren Historie in Plakatform, rechts OB Bernhard Gmehling, bekennender Kammeroper-Fan, links Roland Opschondek, der die Sammlung zusammengetragen hat. - Foto: lm

Neuburg (lm) Die Ausstellung "40 Jahre Kammeroper-Plakat", die jetzt im Foyer des Stadttheaters eröffnet wurde, wird zu einer Zeitreise über den Wandel ästhetischer Wahrnehmung und künstlerischer Selbstdarstellung. Sie ist gleichzeitig eine Dokumentation eines großen Engagements.

Viele Zeitzeugen dieser 40 Jahre, Ehemalige und Aktive kamen zur Vernissage im gläsernen Theater-Foyer. Alte Zeiten wurden wieder lebendig, neue Erfolge nicht minder gefeiert, dazwischen auch nachdenkliche Momente, Abschiede, schmerzliche Verluste, die auch mit den auf den Plakaten festgehaltenen Namen verbunden sind, wie der des früheren Kammeroper-Dirigenten Ralf Toursel, der Opfer eines recht spektakulären Kriminalfalles geworden war. Die Zeitreise führt auch durch 40 Jahre Neuburger Druckereigeschichte, wo wenig blieb, wie es einmal war.

Roland Opschondek hatte die Sammlertätigkeit übernommen, aus verschiedenen Quellen eine lückenlose Plakat-Dokumentation der Neuburger Kammeroper zusammenzutragen. Dieses Wochenende hat die 41. Produktion dieses außergewöhnlichen, in seiner Form ziemlich einmaligen Opernunterfangens Premiere. Parallel zum Aufführungszyklus im Theater begleitet diese Ausstellung, die später weiterwandert ins Parkhallen-Foyer und die gerade bei Theateraktiven wie Opernbesuchern die vielfältigsten Erinnerungen wachzurufen imstande ist.

Eine "beachtliche Erfolgsgeschichte" nennt es Oberbürgermeister Bernhard Gmehling zu recht, untrennbar verbunden mit dem Ehepaar Horst und Annette Vladar, der künstlerischen Triebfeder des Unterfangens. Im gleichen Atemzug aber ist auch Anton Sprenzel zu nennen, der beharrlich wie unkonventionell unendlich viele Stolpersteine aus dem Weg räumte, als aktiver Mitarbeiter, als Mann im Hintergrund.

1969 erschien das erste Plakat, es war in der Anfangszeit mit das auffälligste, das der noch junge Michael Fiedler zu Beginn seines Kunststudiums als Linolschnitt geschaffen hatte. Eine Evi List sang damals mit. Der lokale Kritikerpapst Fred Hermann Feige, einst Mitwirkender in der Uraufführung von Brechts "Dreigroschenoper", zwischenzeitlich längst in einem kaufmännischen Beruf daheim und nur als Hobby noch dem Theater verbunden, prophezeite der jungen Sängerin, das Format für die Staatsoper zu haben. Drei Jahre später: Evi List singt im Münchener Nationaltheater.

Es war immer wieder dieser Enthusiasmus, der junge Talente wie begeisterte Laien zusammenführte und den besonderen Charme der Kammeroper ausmacht. Und so unterhielten sich am Donnerstag bei der Vernissage mit Heinrich Wladarsch, Alfred Ferner und Ulrich Hüstebeck drei Generationen Bühnenbauer. Kreative Amateure die einen, international renommierter Theatermann der andere, haben sie doch eines gemeinsam: stets ganz Spezifisches für das Neuburger Stadttheater entwickelt und gebaut zu haben. Und so gehören nicht nur für OB Gmehling "Stadttheater und Kammeroper untrennbar zusammen".

Künstlerisch herausragend in der Ausstellung: Die früher von dem Ingolstädter Kunstpreisträger Pius Eichlinger geschaffenen Motive, Unikate, gedruckt von einem der in der Kunstwelt anerkanntesten Siebdrucker. Lange Jahre war es dann das Privileg des Bühnenbildners, auch das Plakat-Motiv zu kreieren, pfiffig und gewitzt, geschaffen von Michael Wladarsch.