Ingolstadt
Pläne für Ausweichschulhaus im Südwesten

Klassen sollen während Sanierungen ins Schulzentrum ziehen - Weitere Themen im Stadtentwicklungsausschuss

05.10.2020 | Stand 23.09.2023, 14:34 Uhr
Alt und neu nebeneinander: Links das 1977 eingeweihte Schulzentrum Südwest mit dem Apian-Gymnasium im südlichen Teil (unten). Oben links der Gebäudeteil Nord, der jetzt umgebaut werden soll. Rechts die neuen Gebäude der Gebrüder-Asam-Mittelschule (unten) und der Fronhofer-Realschule. Das Luftbild entstand 2017. −Foto: Schalles

Ingolstadt - Es pressiert.

 

Der Herbst hält Einzug. Ihm folgt, so steht zu befürchten, ein ziemlich unwirtlicher Virus-Winter. Und mit jedem Tag im Ausnahmezustand steigt der finanzielle Druck auf Gewerbetreibende in krisengeplagten Branchen. Vor allem für Wirte, die sehr von der Jahreszeit abhängig sind (Stichwort Terrassen und Biergärten) müssen nun dringend Wege gefunden werden, um sie, so gut es geht, durch den Winter zu bringen. Da eine Steigerung der Platzkapazität in den Lokalen wegen der Infektionsschutzregeln unmöglich ist (die Corona-Zahlen steigen dramatisch schnell), wird ein Rahmenkonzept für Außengastronomie im Winter entwickelt. Die Flächen dafür sollen gebührenfrei bleiben (ein Antrag der CSU). Auch die Stadtverwaltung kündigt an, die Gastronomen in der Krise weiter zu unterstützen.

An diesem Dienstag steht die Außengastronomie im Winter auf der Tagesordnung des Ausschusses für Stadtentwicklung (Punkt 15). Die Sitzung beginnt um 16 Uhr im Neuen Rathaus.

Freisitze und FelleEs gibt noch einiges zu klären: Wie müssen Wind- und Wetterschutzanlagen vor den Lokalen beschaffen sein, damit Brandschutz und Rettungswege gewährleistet sind? Werden Heizpilze wieder zugelassen? Und wie schaut es mit Decken und Fellen für die Gäste auf den winterlichen Freisitzen aus? Das deutet sich schon an: schlecht; aus hygienischen Gründen.

Neben diesem brisant-aktuellen Anliegen stehen auf der Agenda des Stadtentwicklungsausschusses zwei Themen, die Stadtrat und Verwaltung schon seit vielen Jahren beschäftigen, ohne dass es nennenswert vorangegangen wäre. Das ändert sich jetzt. Das Gremium soll über die Projektgenehmigung für den neuen Stadtteiltreff im Augustinviertel beraten. Er entsteht auf dem Gelände der Wilhelm-Ernst-Grundschule an der Stollstraße. Und der nahezu leere Nordtrakt des Schulzentrums Südwest wird - Zustimmung vorausgesetzt - als Ausweichquartier für Schulen hergerichtet, die saniert werden.

 

Grundschüler vor Umzug Die Nachricht ist nicht neu. Kultur- und Schulreferent Gabriel Engert hat schon im vergangenen Jahr von seiner Überlegung berichtet, im nördlichen Schulzentrum Kinder aus den Grundschulen Hundszell und Haunwöhr unterzubringen, während die Gebäude saniert und umgebaut sowie im Fall von Haunwöhr auch noch erweitert werden. Im Februar hat der Stadtrat den entsprechenden Beschluss gefasst. Jetzt liegt ein detailliertes Konzept aus dem Hochbauamt vor. Zwei Klassen aus Haunwöhr und beide Klassen aus der Filialschule Hundszell sollen demnach samt der Mittagsbetreuung im September 2021 ins Schulzentrum an der Maximilianstraße ziehen. Ab dem ersten Quartal 2023 folgen die 15 Klassen der Schule Haunwöhr plus Mittags- und Hortbetreuung. Die Mensa im Südteil des Zentrums übernimmt dem Konzept zufolge die Mittagsverpflegung. Dazu soll die küchentechnische Ausstattung aufgestockt werden. Gespräche mit dem Betreiber der Mensa, der Canisiusstiftung, laufen.

Der Gebäudeteil Nord, einst Heimat der Mittelschule an der Maximilianstraße (die wie die Fronhofer-Realschule 2013 ei-nen Neubau nebenan bezogen hat), diente vorübergehend als Unterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Dazu wurden 2015 mehrere Klassenzimmer mit Trennwänden zu Wohnquartieren umgebaut. Nun soll deren Wiederertüchtigung für den Unterricht erfolgen, sofern der Stadtrat am 23. Oktober zustimmt.

Für den Bauteil Nord liegt ein schulisches Gesamtraumprogramm von rund 5000 Quadratmetern Hauptnutzfläche vor, 3800 Quadratmeter davon sind für Auslagerungen. Ein Teil der Räume wird bereits vom Apian-Gymnasium genutzt (etwa für das Fotolabor und Musik). Dort liegt auch die Lehrküche der Asam-Mittelschule, die zudem einige Räume im Altbau für den Ganztagsunterricht nutzt. Die WC-Kerne werden saniert und alle Waschbecken in den Klassenzimmern erneuert. Der Zugang zum Bauteil Nord soll über die Gustav-Adolf-Straße - mit Bushaltestelle vor der Realschule - über den nördlichen Eingangsbereich des Gebäudes erfolgen. Die Medienausstattung wird der Stadt zufolge auf dem neuesten Stand sein.

Die voraussichtlichen Gesamtkosten für den Umbau der einstigen Schule zu einer neuen Schule betragen laut Beschlussvorlage 5,79 Millionen Euro. Die Stadt weist darauf hin, dass mit dem Ausweichschulhaus teure Schulcontainer vermieden werden könnten. Im Rahmen einer "flexiblen Raumprogrammplanung " sei eine "optimale Mehrfachnutzung der Räume möglich", so die Verwaltung. Im Februar 2021 sollen die Arbeiten beginnen.

 

Mehr Auslagerungen möglichDas künftige Ausweichgebäude im Schulzentrum könnte vor-übergehend noch weitere Klassen beherbergen, so das Hochbauamt. Etwa aus Unsernherrn, während das Haus erweitert wird. Oder aus der Grundschule an der Münchener Straße während der Sanierung des Altbaus. Das werde gerade geprüft.

Ingolstadt erhält vielleicht sogar eine zweite Ausweichschule: an der Lessingstraße. Dort ist am 26. Oktober Richtfest für die neue Grundschule. Der Altbau könnte nach Überlegungen der Verwaltung ebenfalls Nachbarschulen als Übergangsquartier dienen. Denn es gilt noch viel zu sanieren. Darunter das Apian-Gymnasium. Oder auch nicht.

Doch Sanierung des Apians? Teilabriss? Komplettabriss? Oder doch Generalsanierung? Das wird seit mehr als zehn Jahren intensiv geprüft und diskutiert. In der Beschlussvorlage für den Umbau des nördlichen Schulzentrums wird jetzt angekündigt, "dass mit dieser Maßnahme zudem die Sanierungsfähigkeit des Gesamtgebäudes nochmals kritisch geprüft werden soll". Der Abriss des Apians - den viele in der Schulfamilie ablehnen - ist also noch nicht ausgemacht. Das Hochbauamt schreibt: "Aktuell sprechen verschiedenste Erkenntnisse - unter anderem liegt ein tragfähiges brandschutztechnisches Vorkonzept vor - dafür, dass aufgrund der geänderten Rahmenbedingungen eine Sanierung des Gebäudes möglich erscheint und unter wirtschaftlichen und nachhaltigen Aspekten empfehlenswert ist. Deshalb sollen nach Abschluss der Maßnahme die Erfahrungswerte in ein tragfähiges Konzept zur baulichen Zukunft des Apian-Gymnasiums übergeführt werden mit dem Ziel, die Diskussionen über Neubau oder Generalsanierung der letzten Jahre durch eine fundierte Empfehlung zu beenden. "

Treff im AugustinviertelAuch dieses Vorhaben gehört im Stadtratsdiskurs zu den Evergreens: der neue Stadtteiltreff im Augustinviertel. Er sollte längst stehen. 2014 gewannen die Architektinnen Katharina Leuschner und Victoria von Gaudecker aus Gauting den Wettbewerb für einen Treff auf dem Gelände der Wilhelm-Ernst-Grundschule. Aber daraus wurde nichts. Neue Lage 2016: Der Treff an der Feselen-straße soll abgerissen werden und an selber Stelle neu entstehen. Der Grund: Das alte Haus der 2013 aufgelösten Mittelschule an der Stollstraße, das dem Treff hätte weichen sollen, werde weiter als Notquartier für FOS und BOS gebraucht, und der Abriss sei zu teuer.

Lange her. Jetzt steht die Genehmigung für folgendes Projekt an: Der neue Stadtteiltreff soll für rund 2,4 Millionen Euro auf dem Schulgelände anstelle der Hausmeisterwohnung gebaut werden. Das eingeschossige Gebäude bietet auf 360 Quadratmetern Platz für viele öffentliche Nutzungen. "Der Standort Stollstraße hat sich als geeignet und als realisierbar erwiesen", sagt die Stadt, der das Areal gehört. Städtebaufördermittel stehen in Aussicht.

DK

Christian Silvester