Langenmosen
Plädoyer für den Privatwald

28.01.2011 | Stand 03.12.2020, 3:13 Uhr

Einsatz für den Wald: (v.l.) WBV-Geschäftsführer Josef Göbel, WBV-Vorsitzender Alexander von Zwehl, Landwirtschaftsminister Helmut Brunner, Waldkönigin Veronika Wernberger und Ehrenvorsitzender Eugen Freiherr von Redwitz.

Langenmosen (SZ) Die Waldbesitzervereinigung Neuburg-Schrobenhausen feierte jetzt ihr 40-jähriges Bestehen in Winkelhausen – und sei damit "gerade erst dem Jugendalter entwachsen", wie der Ehrengast, Bayerns Landwirtschaftsminister Helmut Brunner, anmerkte.

Gut 100 bis 150 Jahre brauche ein Wald, um schlagreif zu werden. Im Vergleich zur forstlichen Umtriebszeit sei die Waldbesitzervereinigung (WBV) Neuburg-Schrobenhausen also noch sehr jung. Der Ehrengast unterstrich, wie wichtig der (private) Wald in Bayern sei. Mit 2,5 Millionen Hektar Waldfläche ist Bayern das Wald- und Holzland Nummer Eins in Deutschland. Waldbesitzer wirtschafteten nachhaltig und naturnah, betonte Brunner, der Wald sei nicht trotz, sondern aufgrund fachmännischer Bewirtschaftung in hervorragendem Zustand. Das Internationale Jahr des Waldes solle dazu genutzt werden, die Arbeit der Waldbesitzer der Öffentlichkeit nahe zu bringen. Schließlich leisteten sie einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft – die das aber nicht unbedingt anerkenne – das klang bereits im Grußwort von Waldkönigin Veronika Wernberger an, die dem "familienproduzierten Produkt Holz" großen Wert als Schutz- und Speicherraum des Trinkwassers, für Klimaschutz, aber auch für Arbeitsplatzsicherung einräumte.
 

Holz zählt neben Eisen, Erdgas, Erdöl, Kohle, Luft, Salz, Sand und Wasser zu den zehn Rohstoffen, ohne die Leben nur schwer vorstellbar ist. WBV-Vorsitzender Alexander von Zwehl nannte Holz einen Lebensspender, einen Lebensfaktor, der nie zur Neige ginge, sondern nachwachse.

Er erinnerte kurz an die Gründungszeit, als 57 Gründungsmitglieder die WBV in Neuburg im Februar 1970 ins Leben riefen. Schrobenhausen folgte im November darauf mit 24 Gründungsmitgliedern. Vier Jahre später schlossen sich beide Vereine infolge der Gebietsreform zur heutigen WBV Neuburg-Schrobenhausen zusammen. In Neuburg hatten Landrat Hanns Wolf, Oberforstmeister Franz Greil und Kaspar Heinrich vom BBV die Gründung initiiert.

Andere Dimensionen

In der Gründungszeit, als Papierholz 48 Mark kostete, die Forstwirte alle selber vermarkteten und der Waldarbeiter etwa 25 Mark am Tag verdiente, war es noch primär darum gegangen, gemeinsam Papierholz zu vermarkten. Mittlerweile haben sich die Dimensionen gewaltig verändert. 1998 vermarktete die WBV etwa 8000 Festmeter, heute sind es 30 bis 40 000 Festmeter.

Zwehl betonte, in der Waldwirtschaft ginge es nicht darum, Erträge zu optimieren, sondern extensiv und nachhaltig zu wirtschaften. Zum 40-jährigen Jubiläum will sich die WBV für den Naturschutz engagieren und im waldarmen Donaumoos eine Fläche aufforsten. "Wir betreiben Naturschutz mit unserem Wald, andere Verbände reden nur davon oder betreiben mit öffentlichen Geldern Lobbyismus", sagte Zwehl.

Auch den Festvortrag Brunners prägten gelegentliche Seitenhiebe auf Naturschutzverbände wie Naturschutzverwaltungen. "Kein Verständnis", bekundete der Minister dafür, dass für den Wegebau im Wald Ausgleichsflächen gefordert würden. Das sei "Nonsens", dadurch käme der Wegebau zum Erliegen – ein Satz, der ihm Applaus einbrachte. Bange um den Wald ist dem Minister, der selbst 35 Hektar Wald besitzt und seinen Hof früher als Vollerwerbsbetrieb selbst führte, nicht. Und zwar deshalb, weil sich in Bayern ein großer Teil in bäuerlichem Privatbesitz befinde. Hier sei der Wille fest verankert, das Ererbte mit gleichem Wert weiterzugeben.

Einige Wünsche hatte von Zwehl an den Minister. So klagte er, im Zuge der Waldpflegeverträge gäbe es "riesige Probleme mit der Verkehrssicherheitspflicht", die praktisch nicht mehr zu leisten sei. "Wir brauchen passende Rahmenbedingungen für unsere Arbeit", forderte er, stattdessen würden die gesetzlichen Vorgaben immer verworrener. Während Brunner für kontinuierlichen Einschlag plädiert hatte, meinte der WBV-Vorsitzende, die private Forstwirtschaft sei ein hervorragender Regulator, der während Niedrigpreiszeiten durch zurückhaltenden Einschlag Einfluss auf die Preisgestaltung nehmen könne – und zwar auf Augenhöhe.

"Die Leute haben Angst"

Ein zentrales Anliegen sei den Waldbesitzern das Eigentumsrecht. "Die Leute haben Angst", sagte von Zwehl und fragte: "Gehört dem Landwirt seine Parzelle noch oder gehört sie der Öffentlichkeit" Kräftigen Applaus erhielt er für die markige Aussage: "Wir haben heute eine Sozialisierung des Eigentums, die ins Unerträgliche geht".

Landrat Roland Weigert war vom Minister scherzhaft als "andersgläubig" bezeichnet worden, was er mit Hinweis auf die Ökumene konterte – er sehe sich als "Bruder im Geiste". Weigert lobte den WBV als "stringent und klar geführt", was sich darin zeige, dass es lediglich zwei Vorsitzende in 40 Jahren gegeben habe. Gründungsvorsitzender war Eugen Freiherr von Redwitz, heute Ehrenvorsitzender. Er erinnerte an ein pfiffiges Entrindungsgerät, Rabatte beim Wareneinkauf, die den Einstieg erleichterten, weil der Vereinsbeitrag so überhaupt nicht mehr ins Gewicht fiel. Seinem Nachfolger von Zwehl attestierte er, den "WBV einen Riesenschritt vorangebracht" zu haben. Es gäbe selten Vorsitzende, die "mit so ungewöhnlichen Ideen für spannenden Input" sorgten. Josef Hofgärtner vom BBV wollte zwar die Forstreform nicht kritisieren, forderte aber, das Beförsterungsentgelt müsse zurückgenommen werden.