Neuburg
Pilotprojekt in Kläranlage: Phosphor wird eliminiert

02.03.2010 | Stand 03.12.2020, 4:13 Uhr

Phosphor-Grab Kläranlage. Die Stadt Neuburg wird sich an einem wissenschaftlichen Projekt beteiligen, das die Rückgewinnung von Phosphor aus dem Klärschlamm anstrebt. - Foto: oh

Neuburg (kpf) Die Stadt Neuburg wird sich an einem wissenschaftlichen Projekt beteiligen. Der Stadtrat gab gestern Abend grünes Licht für die Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm.

Das 105 000 Euro teure Vorhaben wird vom Karlsruher Institut für Technology (KIT) in Kooperation mit dem Forschungszentrum und der Universität Karlsruhe durchgeführt und von Heidelberg Cement und der Firma Cirkel aus Rheine finanziell unterstützt. Auf die Stadt Neuburg kommen Kosten in Höhe von 17 500 Euro zu. Stadtingenieur Paul Leikam rechnet, dass Neuburg im günstigen Fall mit einer schwarzen Null abschließen wird, weil durch die Phosphorelimination Betriebskosten in Höhe von etwa 8000 bis 10 000 Euro pro Jahr eingespart werden und sich Ausgabenreduzierungen von etwa 4000 Euro pro Jahr bei der Abwasserabgabe ergeben, wenn die Anlage stabile Phosphor-Ablaufwerte aufweist. Leikam, der sich für das Forschungsvorhaben stark gemacht hat, denkt auch an die Umwelt. "Phosphor gehört nicht in die Gewässer", betont er. Dort fördere es nur die Überdüngung und mit dieser Eutrophierung werden Flora und Fauna geschädigt.

In ganz Deutschland fallen jährlich rund 42 000 Tonnen Phosphor in Klärschlamm und Abwasser an. Wenn die Trocknungsanlage in der Neuburger Kläranlage ausgelastet ist, beinhalten die etwa 1600 Tonnen getrockneter Klärschlamm (Granulat) rund 25 bis 30 Tonnen Phosphor, wovon etwa 15 Tonnen zurückgewonnen werden können.

Heidelberg Cement steigt finanziell in das Vorhaben ein, weil der Phosphor bei der Zementherstellung verbrannt und dadurch vernichtet wird, für den Produktionsprozess aber nicht erforderlich ist und eher störend wirkt. Die Firma Cirkel hofft auf neue Märkte, auf denen ihr Substrat für die Eliminierung des Rohstoffes vertrieben werden kann.

Hintergrund ist eine Verknappung der Ressourcen. Die könnten nach verschiedenen Schätzungen bereits in 50 bis 130 Jahren zu Ende sein. Rainer Schuhmann von KIT meinte: "Die Vorräte reichen noch cirka 70 Jahre." Phosphor, der hauptsächlich in der Düngemittelindustrie verwendet wird, lässt sich aber durch nichts ersetzen. Der Weltmarktpreis liegt laut Leikam derzeit bei 300 Euro pro Tonne, hatte aber auch schon einmal die 1000-Euro-Marke überschritten. Die größten Vorkommen des begehrten Rohstoffes gibt es in China, das für den Eigenbedarf zunehmend mehr abbaut.

Die Zustimmung im Stadtrat erfolgte ohne lange Diskussion. OB Bernhard Gmehling betonte eingangs: "Das ist ein hochinteressantes Thema, das uns gut zu Gesicht steht." Schließlich erhebe Neuburg den Anspruch eine "umweltfreundliche Stadt" zu sein. Verstärkung bekam Gmehling durch CSU-Stadtrat Alfred Hornung: "Das Projekt gehört auf alle Fälle unterstützt", sagte Hornung.

Der Versuch in der Kläranlage ist zunächst auf ein Jahr ausgelegt. Danach wird der Stadtrat entscheiden, ob in Neuburg auf Dauer Phosphor gewonnen werden soll.