Eichstätt
Pilotprojekt im Spitalwald

Die Naturschutzkarte ist bayernweit die erste ihrer Art und soll bei der Bewirtschaftung helfen

18.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:57 Uhr

Stolz präsentieren Roland Beck, Forstdirektor (3. von links), und OB Andreas Steppberger (3. von rechts) die Waldnaturschutzkarte. Mit auf dem Bild von links: Franz Maier, Forstwirtschaftsplaner, Peter Wohlfahrt, Revierleiter, Alois Wittmann (Stiftung) und Christian Mayer (Liegenschaftsverwaltung). - Foto: Gugenberger

Eichstätt (EK) Der Heilig-Geist-Spital-Wald ist Schauplatz einer bayernweiten Premiere. Bei der Besprechung des neuen Forstwirtschaftsplans für die nächsten 20 Jahre wurde die Waldnaturschutzkarte vorgestellt.

Sie ist die erste ihrer Art und zeigt den Bewirtschaftern wichtige Elemente für den Naturschutz: gefährdete Bäume, besondere Biotope oder eine von Fledermäusen bewohnte Höhle. So kann auf die Naturschutzbedürfnisse besser eingegangen werden. Oberbürgermeister Andreas Steppberger bezeichnet die Karte als "absoluten Mehrwert" und spricht von einer "Vorreiterrolle". Über den Vorbildcharakter freut sich auch der Verantwortliche für den Forstwirtschaftsplan, Franz Maier. Trotzdem wolle er keinen "Käseglockennaturschutz". Alle Gebiete dürfen weiter bewirtschaftet werden, der Wald würde nicht sich selbst überlassen.

Zur Besprechung des neuen Forstwirtschaftsplans trafen drei Repräsentanten des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten auf drei Männer der Stadt Eichstätt. Vom AELF waren neben Franz Maier auch Forstdirektor Roland Beck und Revierleiter Peter Wohlfahrt anwesend, Oberbürgermeister Steppberger kam in Begleitung von Stiftungsverwalter Alois Wittmann und Liegenschaftsverwalter Christian Mayer an den runden Tisch. Das Geld aus dem Wald der Eyb'schen Heilig-Geist-Spitalstiftung soll vor allem dem gleichnamigen Altenheim zugutekommen. Der Durchschnittserlös der letzten zehn Jahre betrug etwa 95 000 Euro im Jahr - das soll auch in den nächsten zehn Jahren so bleiben, so Peter Wohlfahrt. Er wolle den Wald weiter so bewirtschaften, als wäre es sein eigener. Vor allem solle der Wald weiter nachhaltig bewirtschaftet werden.

Bei den geplanten Verjüngungsmaßnahmen sei keineswegs ein Kahlschlag zu befürchten, beruhigt Franz Maier. Stück für Stück würden in Zukunft alte Bäume gefällt und neue gepflanzt. Dabei soll die Waldstruktur verändert werden. Nadelhölzer dominieren mit 61 Prozent momentan noch den 322 Hektar großen Wald; in 20 Jahren sollen sich Nadel- und Laubbäume die Waage halten. Fichten machen momentan noch über die Hälfte des Baumbestandes aus, sind aber anfällig für Schädlinge. Des Weiteren brauchen sie einen gut mit Wasser versorgten Boden; das sehen die Experten im Zuge des Klimawandels kritisch. Deshalb soll die Fichte langfristig auf 35 Prozent reduziert werden.

Die Buchen hingegen sollen mehr werden: Momentan noch bei 27, sollen sie auf 40 Prozent angehoben werden. Durchmischt wird der Wald mit einem vielfältigen Baumangebot: Tanne, Douglasie, Lärche, Eiche und Edellaubbäume, zum Beispiel Wildkirsche und Bergahorn, sollen den Wald auflockern und vor Schäden schützen; im Vergleich zu einer Monokultur ist das Risiko eines Schädlingsbefalls deutlich geringer. Zur umstrittenen Douglasie als nicht heimischen Baum äußert sich Bereichsleiter Roland Beck so: "Die Douglasie passt bei uns."

Die heimische Tanne sei ein sehr robuster Baum mit massereichen Beständen. Außerdem vertrage die Tanne mit ihren langen Wurzeln auch Trockenzeiten. Sie könne aber nicht überall eingesetzt werden - da würde dann gern die vitale Douglasie gepflanzt. Ihr wird im Spitalwald allerdings auf keinen Fall der Vorzug gegeben - anders als im US-Bundesstaat Oregon, wo der hierzulande oft verschmähte Baum ein offizielles Staatssymbol ist.