Mindelstetten
Pilgerscharen trotzen Regenwetter

Das Grab der heiligen Anna Schäffer in Mindelstetten zog zum Gebetstag rund 3000 Pilger an

01.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:42 Uhr

Reich geschmückt war das Grab der heiligen Anna Schäffer am Gebetstag (unten), das viele Pilger nicht direkt zum Gottesdienst besuchen konnten: Sie mussten trotz des Regens draußen bleiben, weil das Gotteshaus überfüllt war. Domvikar Georg Schwager legte den Gläubigen eine Anna-Schäffer-Reliquie auf, Bischof Rudolf Voderholzer zog durch das Spalier der Fahnen in die Kirche ein. - Fotos: Feldmann

Mindelstetten (EK) Rund 3000 Wallfahrer sind am 46. Gebetstag zum Grab der heiligen Anna Schäffer nach Mindelstetten gepilgert. Bischof Rudolf Voderholzer stand dem feierlichen Pontifikalgottesdienst zusammen mit 24 Konzelebranten vor.

Monsignore Johann Tauer feierte die erste Messe am Vormittag und versuchte in seiner Predigt anhand von drei Briefen, die Anna Schäffer an Freundinnen geschrieben hatte, ihr Leben und Leiden aus dem Blickwinkel der Heiligen zu betrachten. Sie sei eine große Verehrerin von Theresia von Lisieux gewesen, der sie, ohne ihr je begegnet zu sein, nacheifern wollte. Der Lebensweg dieser Karmelitin, die bereits mit 24 Jahren an Tuberkulose starb, habe viele Gemeinsamkeiten mit der heiligen Anna Schäffer. Ihre Worte "Und werde ich einmal in der Ewigkeit sein, dann werde ich euch allen eine rechte Fürbitterin sein", erinnern an Anna Schäffers Worte: "Geh nur an mein Grab, ich hör dich schon." Beide übten die bei Leiden so wichtige Tugend des Starkmuts, so der Prediger.

Den ganzen Tag über riss trotz des trüben Wetters der Pilgerstrom nicht ab. Gegen 12 Uhr füllte sich die Anna-Schäffer-Kirche zur heiligen Messe, die im außerordentlichen Ritus gefeiert wurde. Domvikar Monsignore Georg Schwager zelebrierte in lateinischer Sprache und sagte in seiner Predigt: "Wir sollten froh sein, dass mit Anna Schäffer unserer Heimat eine so große Heilige geschenkt wurde, die uns ein Vermächtnis hinterlassen hat. Wir sollten dankbar sein, dass wir noch regelmäßig eine heilige Messe besuchen können, was Anna Schäffer wegen ihrer Leiden nicht konnte." Leider sei genau das wegen der fehlenden Priester heutzutage nicht mehr überall möglich. "Was nützt uns eine Kirche, wenn wir darin keine heilige Messe mehr feiern können, wofür sie gebaut wurde", fragte er. Viele nutzten anschließend die Gelegenheit der Einzelsegnung mit einer Anna-Schäffer-Reliquie.

In seiner Predigt beim Pontifikalgottesdienst am Abend macht Bischof Rudolf Voderholzer seinen Sorgen Luft. Er kam auf die kürzlich veröffentlichte Statistik zu Kirchenaustritten zu sprechen. "Es nützt nichts, uns von der Vergangenheit zu verabschieden und den Wünschen und Forderungen nachzugeben. Andere, die diese Forderungen längst erfüllten, haben die gleichen Probleme - oder noch größere. Wir haben nicht nur einen Priester-, sondern einen Glaubensmangel", sagte Voderholzer. "Uns allen liegt das Erscheinungsbild der Kirche am Herzen. Der Herr hat uns nicht versprochen, dass wir immer die meisten sein werden, er hat uns Gegenwind vorausgesagt." Deshalb sei Evangelisierung angesagt, "Erneuerung brauchen wir", erklärte Voderholzer. "Anna Schäffer kann uns hier ein Vorbild sein." Vor dem Ende des Gottesdienstes spendete Neupriester Peter Stier aus Marching den Primizsegen.