Philosophische Bilderreise durch Schrobenhausen

04.11.2009 | Stand 03.12.2020, 4:31 Uhr

Szene der Pöttmeser Straße im abendlichen Berufsverkehr. ? Repros: Staimer

Schrobenhausen (tsj) "mein schrobenhausen": Nach zweijähriger Abstinenz kehrt der Schrobenhausener Künstler Lothar Vietzke mit seinem bereits erprobten Ausstellungsformat in die Galerie des Kunstvereins zurück. Mit dabei: neue Fotografien aus seiner Heimatstadt zum Schauen, Nachdenken und Drüberreden.

Gerne erinnert sich Lothar Vietzke an seine letzte Ausstellung im Schrobenhausener Kunstverein vor ziemlich genau zwei Jahren zurück. "mein schrobenhausen", so der Titel von Ausstellung und Fotokalender damals, wie auch heute. Die Zeit hat sich geändert und damit auch die Motive. Was gleich geblieben ist, ist das Konzept – sofern es so etwas überhaupt gibt. Schnörkellos schlicht, ohne Vernissage-Brimborium, ohne Kunstrummel, so Vietzkes Idee. An sechs Ausstellungstagen steht die Galerietür offen.

"Beim letzten Mal waren ein Haufen Leute da", erzählt der Künstler mit einem Funkeln in den Augen. Die Bilder seien die Basis gewesen für lebendige Diskussionen. Genau wie sich Vietzke auf den Weg gemacht hat, um Motive zu entdecken, die ihn bewegen, die etwas bedeuten, so kann sich der Besucher auf den Weg machen in der Ausstellung zwischen den großformatigen Abzügen.

Auch wenn es um das künstlerische Schaffen des Bildhauers ruhig geworden ist, untätig ist er nie gewesen. Früher in Metall, Holz und Stein, später zur digitalen Kunst umgeschwenkt: Gleich blieb immer die Intention, die eigene Geschichte, das eigene Leben aufzuarbeiten. "Das Wesentliche ist, dass sich das Ego ausdrücken kann. Dann ist es gut!", philosophiert der 59-Jährige. Er habe nie den Drang gehabt, sich nach außen zu präsentieren.

"Lothar ist immer im Gespräch mit den Menschen – ein bisschen Gernstl unterwegs mit der Fotokamera", beschreibt Hildegard Vietzke die Arbeit ihres Mannes. Jetzt mit einem Bein in Halbergmoos zu Hause, mit dem anderen in Schrobenhausen, das zum Wochenenddomizil geworden ist.

Wie ein Chronist zeichnete Lothar Vietzke Momentaufnahmen mit seiner Kamera. Hier die alljährliche Wiederkehr bekannter Dekorationselemente im alteingesessenen Schreibwarenladen in der Innenstadt. Da ein Schrobenhausener Hinterhof eines Fahrradhändlers mit südländischem Flair. Obwohl aktuelles Projekt, sind manche Motive trotzdem schon wieder Vergangenheit, wie die Aufnahme des Gianni-Nachfolgers "S 1".

Schrobenhausen dem Wandel von Zeit und Jahreszeit unterworfen: hier der winterlich zugefrorene Eisweiher, da die Blütenpracht der Innenstadt im Frühling. Der wunderschöne Fotokalender mit 57 beeindruckenden Fotografien, sei mehr eine "Begleiterscheinung", so Vietzke, denn ein gezieltes Produkt. Egal ob Skurriles oder Alltägliches, spröde Schönheit oder offenkundige Ästhetik – der Leitgedanke Vietzkes ist die Suche nach dem Gemüt, das den Dingen inne wohnt. Wo es drin steckt – das Gemüt – und wo es abhanden gekommen ist, kann mit Lothar Vietzke ganz persönlich diskutiert werden – bei einer gemütlichen Tasse Kaffee oder Tee. Die Ausstellung "mein schrobenhausen" ist an den beiden kommenden Wochenenden in der Galerie des Kunstvereins in der Liebfrauengasse 5 zu sehen. Freitags und samstags (6./ 7. und 13./14. November) jeweils 15 bis 19 Uhr. An den Sonntagen, 8. und 15. November, von 11 bis 18 Uhr.