stadtgeflüster
Pförring - das Tor zur Welt

16.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:01 Uhr

(rl) Die Zeiten ändern sich.

Mittlerweile ist es normal, dass man beim Metzger seines Vertrauens an der Heiß-Theke auch Kaiserschmarrn bekommt - zumindest am Freitag. Dass sich Hunde neuerdings mitunter vegan ernähren (müssen), haben wir am Wochenende unserer Heimatzeitung entnommen. Die Floskel "a so a armer Hund" bekommt so eine ganz neue Bedeutung.

Sie sehen schon: Unsere Welt dreht sich in völlig neue Richtungen. Die Grünen werden in Bayern zu politischen Überfliegern, Söder ist Ministerpräsident, und die Digitalisierung nimmt zunehmend Kurs aufs heimische Wohnzimmer. Ob "Alexa" unserem geschätzten Oberbürgermeister nachts süße Träume von Flugtaxis einsäuselt, die elegant über dem morgendlichen Stau auf der Westlichen Ringstraße schweben und alle vorhandenen und geplanten Tunnel in Ingolstadt unter sich lassen, wissen wir nicht. Was sich Christian Lösel zu Weihnachten wünscht, liegt dagegen klar auf der Hand: Dass sein Ingolstadt endlich zum Mekka Künstlicher Intelligenz wird. Was ist schon Silicon Valley gegen die Schanz 4.0?

Dabei haben wir neulich bei einer Internetrecherche ganz zufällig bemerkt, dass das Tor zur Welt nicht in Ingolstadt, sondern im beschaulichen Pförring liegt. Nicht, weil es dort den berühmten Schnäppchenmarkt gibt, der die Herzen preisbewusster Elektronikfans in regelmäßigen Abständen höher schlagen lässt, nein. Aber bei einem Pförringer kann man seinen Christbaum online einkaufen!

Es ist der Wahnsinn. Die traditionelle Baumschau bei x Verkaufsstellen kurz vor den Feiertagen? Fällt aus. Denn heutzutage stöbert man sich "ohne Stress" im Netz "durch die Baumauswahl", wie der Christbaumverkäufer auf seiner Homepage anpreist. "Christbaumkauf leichtgemacht! ", ist die Seite überschrieben. Und sie lässt echt keine Wünsche offen.

Zur Wahl stehen "der kleine Max", er ist etwa 110 Zentimeter hoch und laut Beschreibung "klein, aber schon ganz schön oho". Max jedenfalls soll weihnachtliche Stimmung auf begrenztem Raum verschaffen. Die "schnucklige Julia" bringt es auf etwa 120 bis 130 Zentimeter und füllt auch schon etwas größere Zimmer. Die "fesche Regina" macht mit rund 150 Zentimetern "Körpergröße" ihrem Namen alle Ehre. Nicht zu groß und nicht zu klein. "Einfach fesch eben", so die Werbebotschaft des Händlers. Der "stramme Fritz" ist mit etwa 170 Zentimetern der größte Baum, der - zumindest von Pförring aus - im Pappkarton via Paketdienst auf die vorweihnachtliche Reise geht.

Die auf Kulturen in Bayern herangewachsenen "Nordmanntannen in Premium-Qualität" werden erst kurz vor dem Versand gefällt und sollen daher besonders frisch sein. Wenn der Online-Christbaum dann auch noch rechtzeitig vor Heiligabend ankommt und der kleine Max, die schnuckelige Julia, die fesche Regina oder der stramme Fritz den Transport schadlos überstanden haben, steht dem Fest des Friedens nichts mehr im Weg.