Pflegezusatzversicherungen - Policen leisten bei Demenz

18.04.2011 | Stand 03.12.2020, 2:55 Uhr

Die steigende Zahl Demenzkranker macht die Frage der finanziellen Absicherung dieser Krankheit zunehmend aktuell. Zwischen 1,2 und 1,5 Millionen Menschen mit Demenz leben heute in Deutschland. Seit 2008 gibt es zusätzliche Leistungen aus der gesetzlichen Pflegeversicherung. Wie kann man sich zusätzlich privat absichern?

Demenzkranke haben ein Dilemma: Sie benötigen oft umfangreich Hilfe - häufig einfach eine Betreuung - sind aber körperlich noch so fit, dass sie keiner Pflegestufe zuzuordnen sind. Mit der Pflegereform 2008 wurde deshalb die sogenannte Pflegestufe 0 eingeführt: Wer in seinen Alltagskompetenzen eingeschränkt ist, erhält Betreuungsleistungen von 100 Euro im Monat (Grundbedarf) oder auch 200 Euro (erhöhter Bedarf).

Richtlinien, die die Spitzenverbände der Pflegekassen erarbeitet haben, legen fest, wann der Grundbedarf und wann der erhöhte Bedarf gilt. Der Knackpunkt an der Leistung: Man bekommt das Geld nicht überwiesen, sondern muss Rechnungen vorlegen für Betreuungsleistungen, die dann erstattet werden. Demnach müssen professionelle Betreuungsdienstleister beauftragt werden wie sie beispielsweise die Wohlfahrtverbände vermitteln. Lediglich in Nordrhein-Westfalen kann man auch Nachbarschaftshilfen mit der Betreuung beauftragen.

Bei älteren Pflegezusatztarifen fehlt Stufe 0

Will man sich zusätzlich privat absichern, stößt man zunächst auf lückenhaften Versicherungsschutz. In vielen älteren Pflegezusatztarifen ist die Pflegestufe 0 noch nicht enthalten, sagt Elke Weidenbach, Versicherungsexpertin bei der Verbraucherzentrale NRW. Vor allem Pflegetagegeldtarife leisten meist nicht bei Demenz solange man noch keiner der Pflegestufen I, II oder III zugeordnet wird. Nur wenige Ausnahmen gibt es, zum Beispiel der Tarif PZT Best der Allianz und der Tarif Pflege Top der Signal. Sie leisten bei Demenz ein Betreuungsgeld, wie der Bund der Versicherten recherchiert hat.

Deutlich besser sichern Pflegerententarife das finanzielle Risiko der Demenzerkrankung ab. Viele Tarife sehen Leistungen bei Demenz vor und zwar meist in Höhe der vereinbarten Leistung von Pflegestufe II. Der Vorteil: Man hat das Geld zur freien Verfügung und kann damit auch privat engagierte Betreuer bezahlen. Die Kehrseite: Die Pflegerentenversicherungen sind deutlich teurer als Pflegetagegeldpolicen. Dafür bieten sie auf der Leistungsseite Extras: In der Regel entfällt die Beitragszahlung, wenn man zum Pflegefall wird und man kann von Überschüssen profitieren, die neben der garantierten Leistung ausbezahlt werden. Allerdings ist deren Höhe bei Vertragsabschluss ungewiss.

Ein weiterer Vorteil gegenüber Tagegeldpolicen: Steigt man vorzeitig aus dem Vertrag aus, hat man in der Regel ein Rückkaufsrecht, so dass nicht die gesamten eingezahlten Beiträge verloren sind. Nach einer gewissen Laufzeit kann man die Policen auch häufig beitragsfrei stellen, so dass man im Pflegefall auf jeden Fall eine reduzierte Leistung abrufen kann.

In vollem Umfang wird man das Risiko Demenz oder Pflegefall selten absichern können. Man muss wegkommen von der Vollkaskomentalität, sagt Verbraucherschützerin Weidenbach. Vor Abschluss einer Versicherung sollte man auch immer die eigene finanzielle Situation analysieren: Rentenansprüche bleiben auch im Krankheitsfall bestehen, sagt die Versicherungsexpertin. Vielleicht genügt dann ja auch eine geringere monatliche Summe, die man über eine Police absichern kann.