Pflegeleichter Traummann

13.05.2011 | Stand 03.12.2020, 2:50 Uhr

Vom Spießerlein zum Herzbuben: Evelyn (Xenia Tiling) bastelt sich Adam (Parcal Fligg) zurecht. - Foto: Neeb

München (DK) Wie auf einem güldenen Tortendrehteller kann man ihn bestaunen, begutachten, ja fast anfassen: Den Traummann im Volkstheater, wo "Das Maß der Dinge" von Neil LaBute zur Premiere gebracht wurde. Die im studentischen Milieu verankerte Gesellschaftskomödie des amerikanischen Dramatikers und Filmregisseurs stammt aus dem Jahr 2001 und wird auch heute und hierzulande gerne nachgespielt – so bereits 2002 in Augsburg und im Folgejahr in Ingolstadt.

Gezeigt wird der Umbau des verhärmt-verschüchterten Collegestudenten Adam zum Mädchenschwarm – eine neue Frisur, ein wenig Bodybuilding, ein frisch bestückter Kleiderschrank und eine Nasen-OP machen es möglich. Der schwer verliebte Adam folgt hierin den Vorgaben der tough-kühlen Kunststudentin Evelyn (Xenia Tiling) so willig, dass der totale Imagewandel erfolgt: Ein offensichtlicher "Wow!"-Effekt, der auch seinen Freunden Jenny und Philip nicht verborgen bleiben kann. So verspürt auch Jenny plötzlich die neue Anziehungskraft des verwandelten Adams und nach dem Motto "Bäumchen-wechsel-dich" bricht sich eine neue Beziehungskonstellation Bahn.

Doch: Vorsicht! Der Dramatiker legt eine falsche Fährte, eine Lunte, die dem Schluss des Stückes zu einem überraschenden Knalleffekt verhilft. Die Dramaturgie des flott durchkonstruierten, wenn auch stark an der Oberfläche verbleibenden Abends ist so stark auf diesen Kracher hin konzipiert, dass sich der Text eigentlich nur zum einmaligen Gebrauch eignet – und es sich somit auch von selbst verbietet, die Pointe zu verraten.

Am Münchner Volkstheater hatte Regisseur Florian Helmbold fühlbar Spaß an dem Thema und spickte einen flott gespielten und intelligent strukturierten Abend mit einer ordentlichen Portion Humor. So ist die Statue, zu deren Füßen sich das spätere Pärchen in einer Ausstellung kennenlernt, ein höchst lebendiger, wenn auch stummer Adonis – witzig und pointiert verkörpert vom weiß geschminkten Robin Sondermann – und das zweite Pärchen dieses Stückes, Jenny und Philip, verkündet den Plan seiner Unterwasserhochzeit mittels einer synchronen Taucherflossenchoreografie.

Die glitzrige, aber funktionelle Ausstattung von Alu Walter spielt die Raumbühne virtuos aus, das Sounddesign von Heiko Schnurpel gibt bei großer räumlicher Dichte des Publikums am Bühnengeschehen den dezenten, aber unverzichtbaren Rhythmus des Abends vor.

Schauspielerisch überzeugen vor allem Jenny (Kristina Pauls) und Adam (Pascal Fligg), die ihre Figuren überzeugend durch die Höhen und Tiefen der geradlinigen Story treiben. Ebenso überzeugt die schweißtreibend verinnerlichte Schlussszene des fast nackten Adams – aber hierüber soll ja wenigstens der Mantel des Schweigens gebreitet sein.

Weitere Vorstellungen am 18., 21. Mai sowie am 27. und 28. Juni.