Neuburg
Pflegefamilie – eine Chance für Kinder

01.02.2010 | Stand 03.12.2020, 4:17 Uhr

Das Team des Pflegekinderdienstes (v.l.): Gerda Reitberger, Daniela Schläfer und Jutta Wender. - Foto: oh

Neuburg (DK) Max (Name geändert), drei Jahre alt, tobt durch den Garten der Jugendhilfeeinrichtung, in der er seit längerer Zeit lebt. Der lebhafte Junge nimmt "seine" Erzieherin an der Hand und führt uns zum Sandkasten, um sein Bauwerk herzuzeigen. Kurz darauf ist Max wieder verschwunden. Wir finden ihn im Spielzimmer, wo er auf dem Boden liegend mit seiner Holzeisenbahn spielt.

Max fühlt sich wohl in seiner Gruppe. Er wurde im Rahmen einer Inobhutnahme in der Jugendhilfeeinrichtung untergebracht. Damals war eine schnelle Unterbringung nötig, eine Pflegefamilie stand nicht zur Verfügung. Die Perspektive für Max, das heißt ob eine Rückkehr zur Mutter möglich ist, war lange unklar. "Heute wissen wir, dass eine Rückkehroption nicht mehr besteht. Deshalb suchen wir nach einer Pflegefamilie, in der Max aufwachsen kann", so Daniela Schläfer vom Pflegekinderdienst.

Wie für Max ist der Pflegekinderdienst ständig auf der Suche nach neuen Pflegefamilien. Im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen werden derzeit 36 Pflegekinder in 28 Familien betreut.

Pflegefamilien sind Vertragspartner des Jugendamtes. Sie erziehen das Kind im Auftrag oder stellvertretend für die biologischen Eltern und erhalten hierfür ein monatliches Pflegegeld.

Die Vollzeitpflege ist eine Form der Jugendhilfe, die entweder eine vorübergehende oder eine auf Dauer angelegte Lebensform darstellt. Konkret heißt das, dass Kinder, die aus verschiedenen Gründen, zum Beispiel wegen eines Alkohol- oder Drogenproblems, einer psychischen Erkrankung oder Überforderung der Eltern, nicht mehr zu Hause leben können, für eine bestimmte Zeit oder auf Dauer in einer Pflegefamilie untergebracht werden.

Pflegefamilien haben eine sehr wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe; sie geben Kindern eine neue Chance. Leider ist die Zahl der Neubewerber rückläufig, da sich immer weniger Familien diese Herausforderung zutrauen.

"Da wir mit der Unterbringung in einer Pflegefamilie die Weichen für das weitere Leben eines Kindes stellen, muss die Auswahl mit größter Sorgfalt geschehen", so Schläfer weiter.

Seit April 2009 verstärkt die Sozialpädagogin den Pflegekinderdienst in Teilzeit. Neben der Betreuung mehrerer Pflegeverhältnisse gehören vor allem die Beratung von pflegeinteressierten Familien, die Durchführung des ausführlichen Bewerbungsverfahrens sowie Öffentlichkeitsarbeit zu ihren Aufgaben. Betreut und begleitet werden die Pflegeverhältnisse, von der Unterbringung eines Kindes bis zur Beendigung der Hilfe, in erster Linie von den Sozialpädagoginnen Gerda Reitberger und Jutta Wender, die seit Jahren im Pflegekinderdienst tätig sind.

Ausführliche Informationen zum Thema Pflegekinder und zu einer Bewerbung als Pflegefamilie erteilen Daniela Schläfer, Telefon (0 84 31) 5 72 64, daniela.schlaefer@lra-nd-sob.de, Gerda Reitberger, Telefon (0 84 31) 5 73 37, gerda.reitberger@lra-nd-sob.de

Jutta Wender, Telefon (0 84 31) 5 73 87, jutta.wender@lra-nd-sob.de

Einen guten Einblick in das Thema bekommen Interessierte auch im "Ratgeber Pflegekinder" von Irmela Wiemann, rororo-Verlag.