Neuburg
Pflegefall – was dann?

Rat und professionelle Hilfe gibt’s – Expertentipps bei gut besuchter VdK-Veranstaltung

30.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:37 Uhr

Hatten ein interessiertes Publikum: (v.l.) stellvertretender VdK-Kreisvorsitzender Bernhard Peterke, Annette Eisenmann von der Caritas, VdK-Geschäftsführerin Sandra Andritschke, Yvonne Knobloch vom VdK-Landesverband und Christian Kutz, Geschäftsführer des Neuburger Pflegestützpunktes - Foto: Frank

Neuburg (DK) Ein Familienmitglied, das langsam dement wird, ein Angehöriger, der plötzlich ans Bett gefesselt ist – was dann? Der VdK gab bei einem Informationsabend Antworten. Die Resonanz war größer als erwartet.

„Alt werden ist nichts für Feiglinge.“ Mit diesem Joachim-Fuchsberger-Zitat umfasste VdK-Kreisgeschäftsführerin Sandra Andritschke am Donnerstagabend in der Neuburger Geriatrie die Probleme einer ständig älter werdenden Gesellschaft. Die Folge: Im Jahr 2030 wird es im ambulanten und stationären Bereich mehr als 50 Prozent zu Pflegende geben. Dafür wird 50 Prozent mehr Personal notwendig sein. „Die Angehörigen schultern die Pflege in hohem Maße, aber wegen veränderter gesellschaftlicher Strukturen wird das so nicht weitergehen“, prophezeihte Andritschke.

Die Zuhörerreihen im Vortragsraum der Geriatrie waren dicht besetzt. Knapp 60 Interessierte – darunter viele Betroffene – waren gekommen, um sich Tipps zu holen und ihre speziellen Fragen zu stellen („Wird die Wohnraumanpassung bezuschusst“), in der Hoffnung, die Lösung ihres Problems zu bekommen („Ich kann meine Mutter nicht waschen, gibt es das auf Rezept“). Um es vorwegzunehmen: Den Königsweg gibt es nicht. Das Thema ist viel zu facettenreich. Jeder Fall muss individuell betrachtet werden. Mit Yvonne Knobloch, beim VdK-Landesverband bayernweit für die Pflege im Alter zuständig, Christian Kutz, Geschäftsführer des Neuburger Pflegestützpunktes und Leiter des Sachgebietes Senioren und Betreuung am Landratsamt, Annette Eisenmann, geschäftsführende Pflegedienstleiterin der Caritas-Sozialstation und Bernhard Peterke, dem stellvertretenden VdK-Kreisvorsitzenden, waren Fachleute zugegen, die Rat geben konnten. Christian Kutz verdeutlichte, wichtig sei es sich möglichst viele Informationen zu besorgen, abzuklären, ob Pflege ambulant oder stationär erfolgen könne, ob der Wohnraum den Bedürfnissen angepasst werden müsse, denn der Erkrankte solle möglichst lange möglichst viel selbst erledigen können. Eine Anlaufstelle ist der Pflegestützpunkt in der Geriatrie. Er ist einer von neun in ganz Bayern. Dort werde von Mitarbeitern der Krankenkassen neutral beraten. Auch der ambulante Pflegedienst kann helfen, wie Annette Eisenmann erklärte. Durch Pflege zu Hause, aber auch mit Ratschlägen ob und wie beispielsweise ein Bad umgebaut werden muss. Hat der medizinische Dienst zudem eine Pflegestufe festgelegt – die gibt es auch für Demenzkranke – sei auch ein Zuschuss gesichert. Wer gegen diese Festlegung Widerspruch einlegen möchte, kann sich beispielsweise an den VdK wenden – sofern er dort Mitglied ist, oder es werden möchte. „Es gibt eine ganz breite Palette von Beratungsmöglichkeiten, die man nutzen kann“, versicherte Kutz.

Welche Zuschüsse gibt es für was? Der VdK hat, wie Yvonne Knobloch erklärte, dazu eine Broschüre herausgegeben. Sogar die Architektenkammer hat sich in das Thema eingeklinkt, quasi als Umbauhilfe, um Wohnungen behindertengerecht zu gestalten oder Gefahrenpunkte zu entschärfen.

Und wenn es dann doch das Heim sein muss? „Gehen Sie in die Einrichtungen, schauen Sie, wie die Atmosphäre ist und wie mit den Leuten umgegangen wird“, riet Kutz, der auch für die Heimaufsicht zuständig ist.

VdK-Vize Bernhard Peterke nutzte die Gunst der Stunde, auf Erfolge des Verbandes aufmerksam zu machen. Eine der Forderungen des VdK ziele auf eine bessere Anerkennung pflegender Angehöriger bei der Rentenversicherung ab. „Sie sollten nicht in die Altersarmut abgleiten“, sagte Peterke.