"Pflege- und Pflanzarbeiten lassen sich nicht mechanisieren"

10.07.2006 | Stand 03.12.2020, 7:43 Uhr

Kelheim (DK) Viel zeitlichen Spielraum hatte Staatsminister Josef Miller nach der Eröffnung des Landesentscheids im Forstlichen Wettbewerb nicht zur Verfügung, denn schon am frühen Nachmittag war der nächste Termin in Schwaben anberaumt. Dennoch nahm er sich am Rande die Zeit für ein Interview. Mit unserem Mitarbeiter Lorenz Erl sprach der CSU-Politiker über die Waldbauernschule und die Zukunft der Forstbewirtschaftung.

Drei Jahre lang steht die neue Waldbauernschule auf dem Goldberg bei Kelheim nach ihrem Umzug von Scheyern nun schon zur Fortbildung der privaten Waldbesitzer bereit. Wie sieht die bisherige Bilanz aus?

Miller: Dass der Standort und das Betriebskonzept richtig ist, sieht man am deutlichsten an den Teilnehmerzahlen. Die ist stark angestiegen und weist eine Steigerung der Auslastung um 60 Prozent auf. Diese Zahl spricht für sich. Die Schule wird für Forstpraktiker betrieben und die Teilnehmerzahlen an den Kursen sind der beste Beweis für ihren Erfolg – der auch auf das hervorragend engagierte Personal zurückzuführen ist. Zudem wirkt der Berufsstand als Träger der Schule selber mit.

 

Nach der Forstreform sind die Aufgaben für die Betreuung und Beratung der privaten Waldbesitzer neu verteilt worden. Wie ist die Bayerische Waldbauernschule hier eingebunden?

Miller: Hinsichtlich Beratung und Fortbildung der Waldbesitzer besteht die Notwendigkeit, ausreichende Kenntnisse zu haben, den Wald wirtschaftlich und ökologisch zu bewirtschaften. Nur präzises Arbeiten im Wald kann die Unfallgefahr senken und die Gewinnspanne des Waldbesitzers erhöhen. Für diese Wissensvermittlung steht die Waldbauernschule bereit.

 

Immer mehr Großmaschinen übernehmen die Massenarbeit im Wald. Hat der Beruf des Forstwirts da noch Zukunft?

Miller: Natürlich! Maschinen erleichtern die Arbeit, und ich habe viele Waldarbeiter gesehen, die sich bei ihrer Arbeit sehr geschunden und sich fast dabei aufgearbeitet haben. Die Maschine kann viele schwere Arbeiten übernehmen – aber immer steht der Mensch dahinter, der die Entscheidungen trifft, die Natur beobachtet und entsprechend handelt. Das kann keine Maschine. Immer noch gibt es auch viele Geländeformationen, in denen Maschinen nicht eingesetzt werden können. Viele Teile der Waldbewirtschaftung wie Pflege- und Pflanzarbeiten lassen sich nicht mechanisieren, und daher hat der Beruf des Forstwirts sicher eine Zukunft. Auch die Arbeit im Wald lohnt sich mit den gestiegenen Absatzmöglichkeiten wieder, und vieles von dem, was die heutigen Forstwirte leisten, werden erst nachfolgende Generationen ernten.

 

Am Forstlichen Landesentscheid nehmen ja auch viele Frauen teil.

Miller: Die Frauen stehen ihren Mann – und das immer schon in den landwirtschaftlichen Betrieben. Waldarbeit ist schwere Arbeit und daher haben sie meine Achtung. Früher habe ich meinem Bruder oft im Wald geholfen, aber heute hätte ich Probleme bei dieser Arbeit.

 

Sie sind öfters in Kelheim und kommen dem Anschein nach gern her. Hat das nur dienstliche Gründe oder liegt das auch an der Schönheit des Kreises?

Miller: Kelheim erinnert mich immer an einen Schulausflug, den ich als Bub zur Befreiungshalle mitgemacht habe. Ich habe mir immer vorgenommen, noch mal zu kommen und – wenn ich die Zeit dazu habe – zu Fuß zur Befreiungshalle zu gehen. Wir haben hier eine einmalige Landschaft. Das ist ja das Schöne an Bayern, wir haben die Alpen, Weinbaugebiete in Franken und hier die herrliche Mittelgebirgslandschaft.