Beilngries
Pferderennen, Bier und Blaskapellen

Das Beilngrieser Volksfest hat im Laufe der Jahrzehnte gravierende Veränderungen erfahren

07.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:32 Uhr

Beilngries (DK) Zum 70. Mal nach dem Zweiten Weltkrieg feiern die Beilngrieser heuer ihr Volksfest. Dabei gibt es erstmals eine „Oide Altmühl-Wiesn“. Aus diesem Anlass zeigt unsere Zeitung anhand einiger Beispiele, wie es in alten Zeiten auf der Wiesn in der Altmühlstadt zuging.

Die Geschichte des Volksfests zu Füßen von Schloss Hirschberg reicht bis ins Jahr 1846 zurück. Damals gab es am Zusammenfluss von Sulz und Altmühl ein Bezirkslandwirtschaftsfest für die Amtsgerichtsbereiche Beilngries, Greding und Kipfenberg. Dessen Höhepunkt war ein Pferderennen unterhalb des Paulushofener Bergs. Zu gewinnen waren 15 Gulden und eine Fahne. Bei etlichen weiteren Wettbewerben gab es Prämien für das stattlichste Horn- und Schafvieh, die beste Wiesenkultur und Düngerbereitung sowie den schönsten Obst- und Gartenbau. Dienstboten wurden geehrt, vor dem Rathaus war eine Anlage zum Schießen auf Scheiben aufgebaut. Der erste Preis, sechs Gulden, entsprach damals einem Wochenlohn. Am Festmontag war Viehmarkt und am Dienstag trugen zum Beispiel Baumklettern, Fahnenschwingen, Sackrennen, Schubkarrenfahren sowie Hunderennen zum festlichen Vergnügen bei. Die Versorgung der Gäste mit Bier oblag einzelnen Wirtschaften. Schon damals gab es auch einen Festzug. An der Spitze marschierten die Landwehrabteilung und die Musikkapelle, gefolgt von Polizeibeamten und Fahnenträgern mit Stadtfahnen, einer Delegation des Magistrats, Gemeindebevollmächtigten, von Komiteemitgliedern, Trägern der Preisfahnen sowie von einer Gruppe Schützen mit Büchsen und Stutzen und dem Renngericht zu Pferde.

Im Jahr 1875 feierten die Beilngrieser erstmals auf der einstigen Bauernwiese an der Sulz. Dabei fand eine große Tierschau große Aufmerksamkeit. Im Jahr 1921 beschloss der damalige Stadtrat die eigentliche Gründung des Volksfests. Man vergnügte sich erstmals nach dem Ersten Weltkrieg wieder. Auf dem Programm stand wieder eine Tierschau, die Hauptattraktion war jedoch erneut ein Pferderennen mit Startern, die bis aus Seligenporten kamen. Ein Zirkus aus Neustadt an der Aisch pries damals seine „bestgeschulte Musikkapelle, eigene Lichtanlage“ sowie ein „erstklassiges Weltstadtprogramm“ an.

Eine weitere längere Unterbrechung erfolgte ab dem Jahr 1939. An den sonst üblichen Festtagen gab es allenfalls noch die Viehmärkte. In recht bescheidenem Rahmen ging im Jahr 1948 das erste Nachkriegsvolksfest in Beilngries über die Bühne. Schauplatz des nun alljährlich stattfindenden Ereignisses war erneut die Bauernwiese.

In den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts standen dort jeweils zwei Bierzelte. Die beiden Festbrauereien überboten sich bei der Verpflichtung von „Starkapellen“, die seinerzeit ausschließlich Blasmusik spielten. Ab dem Jahr 1960 gab es dann nur noch ein großes Zelt, in dem beide Brauereien ihr jeweiliges Bier ausschenkten. Dies geschah in zwei von einer Barriere getrennten Hälften. In diesem Jahr wurde der Volksfestzug von Schulkindern gestaltet. Organisator war Hauptlehrer Hans Schöpf. Mehr als 400 Kinder sowie drei Musikkapellen bildeten vor 57 Jahren einen „Märchenfestzug“. Beim „Bauerntag”, den es immer noch gibt, waren seinerzeit ein Pferde und Zuchtschweinemarkt, ein „Schlepperfestzug“ sowie ein Leistungspflügen für Landwirte aus dem damals noch existierenden Landkreis Beilngries angesagt. Im Jahr 1967 dauerte das Beilngrieser Volksfest erstmals fünf statt vier Tage und seit 1973 feiert man zu Füßen von Schloss Hirschberg an zwei Wochenenden.

30 000 LITER BIER AN FÜNF TAGEN

Ein Beispiel dafür, wie es auf der Wiesn in Beilngries einst zuging, ist das Volksfest im Jahr 1967. Vor genau 50 Jahren gab es etwas Neues: Man feierte erstmals nicht mehr vier, sondern fünf Tage. Hatte das Volksfest bis zum Jahr 1966 jeweils erst am Samstag begonnen, war der Auftakt nun bereits am Freitagabend. Wie dem damaligen Programm zu entnehmen ist, gab es am ersten Tag den Einzug der Festwirte ins damals noch zweigeteilte Zelt und danach eine Bierprobe. Festwirte in der einen Hälfte waren Fritz und Anton Wagner und in der anderen Kronenwirtin Lina Bauer. Höhepunkt beim Auftakt war ein Sulz-Altmühltaler Heimatabend. Dabei traten laut Programm Stadtkapelle, Trachtenverein und Männergesangverein aus Beilngries sowie ein Gstanzlsänger namens Nerb aus Lenting auf.

Am Samstag stand zunächst die Eröffnung einer Ausstellung für Amateurfunker auf dem Programm. Erst an diesem Tag gab es dann den eigentlichen Auszug der Festwirte zum Bierzelt. Dort war für den Abend eine Vorstellung der „bekannten 3 Scheierborzeler“ aus Mainz angekündigt. Sie kamen aber nicht und wurden von den „Drei Poldis“, ebenfalls aus Hessen, vertreten.

Am Volksfestsonntag gab es auch damals schon zunächst Standkonzerte und dann den großen Festzug. Tags darauf war vormittags ein Pferde- und Fohlenmarkt und dann der Kindertag. Er fand damals noch auf dem Festplatz statt. Am Dienstag fand zunächst der große Waren- und Viehmarkt statt, ehe das Fest mit einem Brillantfeuerwerk endete. Nach Angaben der beiden Festbrauereien Wagner und Prinstner wurden im Jahr 1967 mehr als 30 000 Liter Bier ausgeschenkt. Eine aus dem Steinkrug getrunkene Maß kostete 2,20 Mark, also gut einen Euro. Offensichtlich hatten viele Festbesucher recht tief in den Krug geschaut, denn das auf dem Festplatz vertretene Rote Kreuz meldete während der fünf Festtage nicht weniger als 110 Einsätze. | nur