Ein
Pfarrköchin wird 100

Kreszenz Lehmeier feierte gestern Geburtstag

19.02.2012 | Stand 03.12.2020, 1:49 Uhr

Seit gestern 100: Kreszenz Lehmeier - Foto: Hammerl

Ein sehr Runder

Das stolze Alter von 100 Jahren hat am Sonntag die älteste Einwohnerin der Gemeinde Königsmoos erreicht. Kreszenz Lehmeier feierte mit Nichten, Neffen und deren Familien ihren runden Geburtstag in Stengelheim bei Neffe Ulrich und Ehefrau Christa Lehmeier, bei denen sie seit zehn Jahren lebt.

Insgesamt 56 Jahre lang war Kreszenz Lehmeier Pfarrköchin. Bereits mit 13 Jahren wurde die in Untermaxfeld geborene Bauerstochter zum Helfen ins Pfarrhaus geschickt. Weil ihr Vater Josef Lehmeier Kirchenpfleger war und nicht alle seiner 14 Kinder in der heimischen Landwirtschaft Arbeit hatten, lag es nahe, das junge Mädchen zum Pfarrer in Stellung zu schicken. Zunächst ging sie der Mutter von Pfarrer Ferdinand Wachter, die ihm den Haushalt führte, tageweise zur Hand, mit 14 Jahren dann wurde sie eingestellt und blieb bis zur Rente mit 63 Jahren offiziell Pfarrköchin in Untermaxfeld. In Rente gegangen ist sie allerdings nur theoretisch, denn auch als Rentnerin versorgte sie Pfarrer Wachter bis zu dessen Tod im Jahr 1981 weiter.

Zu ihren Aufgaben gehörte schon als ganz junges Mädchen, Gockel zu schlachten, wie sie später gerne erzählte. Das Amt der Organistin gehörte ebenfalls zu den Pflichten der Pfarrköchin, weshalb sie sich autodidaktisch das Orgelspielen beibrachte. „Das Schwierigste war wohl, sich immer einen Orgeltreter zu beschaffen, denn ohne den hätte sie nicht spielen können“, erzählt Christa Lehmeier schmunzelnd. Einen Führerschein hat die alte Dame zeitlebens nie gehabt, aber mit ihrem Fahrrad war sie trotzdem sehr mobil. Bis nach Ingolstadt und durchs ganze Donaumoos ist sie geradelt. In den Urlaub fuhr sie am liebsten mit Pfarrer Wachter in die Berge. „Sie ist immer sehr naturverbunden gewesen“, weiß Christa Lehmeier.

Auch kinderlieb war die Tante ihres Mannes, weshalb sich im Pfarrhaus stets viele Kinder aus Nachbarschaft und Verwandtschaft eingefunden hätten. „Ein Nutella- oder Marmeladenbrot haben sie immer bei ihr bekommen“, erzählt Lehmeier. Und gebastelt wurde auch viel im Pfarrhaus. Nach dem Tod von Pfarrer Wachter lebte Kreszenz Lehmeier bis zu ihrem 90. Geburtstag allein in ihrem eigenen Haus in Stengelheim – bis es alleine nicht mehr ging. Ulrich und Christa Lehmeier kümmern sich seitdem, unterstützt von ihrer Schwester und Schwägerin Marianne Lehmeier, die ein Haus weiter wohnt, liebevoll um die pflegebedürftige Seniorin. ahl