Ingolstadt
Pfarrer verlässt St. Canisius

Reinhard Neumair bat Bischof "aus persönlichen Gründen" um Entbindung

09.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:20 Uhr
Pfarrer Reinhard Neumair, hier ein Foto von 2012, ist nicht mehr Pfarrer von St. Canisius. −Foto: Tölle/Archiv

Ingolstadt (DK) Die katholische Pfarrei St. Canisius bekommt einen neuen Pfarrer. Reinhard Neumair, der seit 2009 Pfarrer in Ringsee war, bat laut einer Mitteilung der Diözese Eichstätt um Entbindung von seinem Amt. Das Bistum spricht von "persönlichen Gründen" Neumairs.

Schon länger leitete der 54-jährige Neumair den Gottesdienst in seiner Pfarrei nicht mehr. Gestern Vormittag trat nun Domkapitular Paul Schmidt vor die Gläubigen und informierte sie über den endgültigen Abschied Neumairs, der schon vor zwei Monate eine Auszeit genommen hatte. Zu einem späteren Zeitpunkt will der Pfarrer nach DK-Informationen der Kirchengemeinde seine Entscheidung erklären.

Neumair selbst war für den DK gestern nicht zu erreichen, andere Beteiligte schwiegen sich zu den Hintergründen seines Ausscheidens aus. Das sei schließlich seine Privatsache, hieß es überall. Sie könne seine Entscheidung verstehen, erklärte Maria Schlenker, die Pfarrgemeinderatsvorsitzende. Doch Bedauern schwinge mit. „Er war sehr engagiert, er hat die Pfarrei vereint“, sagt sie.

Neumair, der dieses Jahr 25 Jahre Priesterweihe feierte, war im September 2009 nach Ringsee gekommen – nachdem der ebenfalls sehr beliebte Pfarrer Stefan Göller plötzlich verstorben und sein Nachfolger Richard Herrmann nach weniger als einem Jahr wieder gegangen war, hatte sich zuletzt Kontinuität entwickelt. Wie es nun weitergeht, ist noch nicht ganz klar. „St. Canisius ist eine starke Pfarrei“, sagt die Pfarrgemeinderatsvorsitzende. Mit den vielen engagierten Mitgliedern werde man die Situation meistern.

Allerdings wird es nicht einfach für die Gläubigen. Laut Bistum wird nach dem Ausscheiden Neumairs für den Pfarrverband St. Augustin–St. Canisius, zu dem die Gemeinde gehört, die Stelle eines priesterlichen Mitarbeiters ausgeschrieben, der voraussichtlich im Pfarrhaus der Pfarrei St. Canisius eine Wohnung nehmen wird. Einen eigenen Pfarrer bekommt die Gemeinde also nicht mehr.

„Das ist der Stellenplan, der schon seit einem Jahr gilt“, sagt Erich Schredl, der Pfarrer von St. Augustin, der jetzt die Verantwortung für St. Canisius mitträgt. Ein Priester, ein Gemeindereferent und zwei halbe Stellen für einen weiteren Gemeindereferenten und einen Diakon – die gemeinsam den ganzen Pfarrverband betreuen sollen. Während der Auszeit Neumairs habe man schon ein reduziertes Programm gefahren, sagt Schredl. Aus Eichstätt sei zur Unterstützung immer wieder Pfarrer Richard Hüttinger gekommen, dazu wohne zum Glück der pensionierte Diakon Andreas Kopp hier, der ehrenamtlich mithelfe. Jetzt müsse man sehen, wie es auch mittel- bis langfristig weitergeht.

Den Schritt Neumairs könne er aber gut verstehen, erklärt Schredl, wenn er ihn auch – einmal losgelöst von den strukturellen Konsequenzen – persönlich bedauere: „Er war einer der Besten, die wir in der Diözese haben.“ Er sei nach Ringsee gekommen, als es der Pfarrei nicht gut ging und habe es durch seine ausgeglichene Art geschafft, wieder Vertrauen und Frieden hineinzubringen. „Das ist eine ganz große Leistung, für die man ihm danken muss.“

Die Pfarrei müsse nun den Abgang aufarbeiten. „Das ist ein Trauerprozess“, sagt Schredl. „Wie immer, wenn man auseinandergeht. Vor allem, wenn man nicht damit gerechnet hat. Aber es darf Platz für Trauer sein.“ Auch Neumair habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Eines sei klar: „Er wird vermisst.“

Thorsten Stark