Pfaffenhofen
Pfaffenhofener Krankenhaus: Die Menschen umarmen

Der Weg zum finanziellen Erfolg der Ilmtalklinik führt für Geschäftsführer Peter Lenz über Qualität und gutes Miteinander

26.02.2022 | Stand 22.09.2023, 23:56 Uhr
Im engsten Führungskreis spricht der neue Geschäftsführer Peter Lenz (rechts) seine Vorhaben genau ab. Geschäftsführer Ingo Goldammer (links) und der Ärztliche Direktor Hansjörg Aust ziehen mit ihm an einem Strang. −Foto: Degen

Pfaffenhofen - Zahlen sind sein Metier. Würde man meinen. Nach hundert Tagen an der Spitze der Ilmtalklinik GmbH hält sich Geschäftsführer Peter Lenz bei seiner Zwischenbilanz aber nicht lang mit trockenen Fakten auf. Fälle, Defizit und Zielvorstellungen: All das handelt der neue Mann an der Spitze des Krankenhauses - ganz und gar nicht Heuschrecken-like - eher nebenbei ab. "Ich bin beeindruckt von den Menschen, die hier arbeiten", sagt er vielmehr. "Sie gehen bei enormer Belastung jeden Tag an ihre Grenzen. Das ist Identifikation mit der Region. Sie tragen dieses Haus."

Lenz muss keinem was beweisen. Das sagt er. Und das strahlt er aus. In seinen 25 Jahren bei den Barmherzigen Brüdern hat er bewiesen, dass er defizitäre Krankenhäuser zu neuer Blüte führen kann. Trotzdem sagt er: "Die wirtschaftlichen Interessen stehen zurück, wenn es darum geht Patienten optimal zu versorgen." Die Menschen würden sich vor allem für ein Krankenhaus entscheiden, wenn sie von kompetentem und engagiertem Personal versorgt werden. Nebenbei müsse sich das Haus optimal aufstellen und intern ein Rädchen ins andere greifen. Alles weitere komme mit der Zeit. Lenz: "Ein Krankenhaus ist halt kein Schnellboot. Eher ein Tanker."

Seit gut drei Monaten lernt Lenz die Häuser und die Menschen in Pfaffenhofen und Mainburg kennen. "Klar sehe ich grundsätzliche Probleme, an denen wir arbeiten müssen", räumt er ein - und spielt auf eingefahrene, wenig effektive Strukturen an. Es gehe darum, die Patienten besser und schneller von der Notaufnahme in die Zimmer zu bekommen. "Und nach der Behandlung zügig und zielgerichteter wieder nach Hause", sagt er. Keine langen Wartezeiten. Strukturiertes Arbeiten. Gute Kommunikation und Information. Das sind Schlagworte, die Lenz mit Leben füllen möchte. "Mit der Effektivität geht die Geschwindigkeit einher", sagt er, "und letztlich auch der finanzielle Vorteil."

Damit landet Lenz indirekt dann doch bei den Zahlen. Er hat ja auch einen Auftrag: das Defizit von zuletzt neun Millionen Euro deutlich senken. Ein Ziel, das er momentan noch nicht anpacken kann. Und Schuld daran ist noch immer das Coronavirus. Draußen rufe alles nach Lockerungen, berichtet Lenz. Aber drinnen in der Klinik beeinträchtige Covid-19 die Arbeit derzeit mehr denn je. "Nicht wegen der Coronapatienten. Da ist es momentan halb so wild", sagt er. Aber viele Mitarbeiter würden sich infizieren und ausfallen. "Wir können ein Viertel unserer Betten nicht belegen", berichtet Lenz. Immer wieder muss Personal zwischen den Abteilungen hin- und hergeschoben werden, um Lücken zu stopfen. "Die Qualität der Versorgung ist trotzdem gut", sagt er. Aber es schlage sich auf die Fallzahlen und damit auf die Einnahmen nieder.

"Ich hoffe, dass wir im April zur Normalität zurückkommen", fügt er an. Erst dann könne es auch finanziell aufwärts gehen. Bis zum Jahresende will er einen bilanziellen Aufwärtstrend nachweisen können. "Das ist mein Anspruch. Daran werde ich mich auch messen lassen." Der Geschäftsführer ist überzeugt, dass es funktionieren kann. "Wir hatten 2021 höhere Fallzahlen als 2020. Trotz Corona. Damit sind wir eines von wenigen Häusern in Bayern, die das behaupten können." Im Zuge der Generalsanierung könne das breite Angebot der Klinik erhalten oder sogar noch weiter diversifiziert werden, fügt er an. "Vor allem die Notaufnahme wollen wir erweitern. Das wird uns gehörig weiterbringen."

Außerdem entstehen rundherum gute Rahmenbedingungen. "Der Schlüssel zum Erfolg ist das Personal. Wir bauen eine Pflegeschule, schaffen Wohnheime, binden gute Leute", sagt Lenz - und umarmt die Menschen erneut. "Das ist vorausschauende Politik. Mehr wert und viel entscheidender als zehn Betten mehr in einem Krankenhaus zu haben."

In Mainburg geht's bergauf

Ausgesprochen positiv hat sich das Mainburger Krankenhaus im vergangenen Jahr entwickelt. Laut Christian Degen, Beteiligungsmanager am Landratsamt, wurden im Jahresverlauf 4480 Patienten behandelt - und das sind 590 Fälle mehr als ein Jahr zuvor. 162 davon waren mit dem Coronavirus infiziert. Besonders steil nach oben ging es bei den chirurgischen Eingriffen. "Das hat sich super entwickelt", sagt Degen.

Um das Potenzial noch besser ausschöpfen zu können, wurde die Präsenz der Anästhesie während der Hauptoperationszeiten aufgestockt. Als gutes Zeichen in ihrem leidenschaftlich geführten Kampf um den Erhalt des Herzkatheterlabors können die Mainburger die Ankunft eines neuen Oberarztes in der Kardiologie werten. Am 1. März tritt er seinen Dienst an. "Allerdings geht es vor allem darum, das gesamte Ärzteteam der Kardiologie der Ilmtalklinik zu stärken, welches standortübergreifend Dienste leisten muss - nicht nur speziell am Standort Mainburg", dämpft Degen damit möglicherweise verknüpfte Erwartungen ein wenig.

Für den Erhalt der Notfallstufe 1 am Mainburger Standort stecken die Verantwortlichen der Klinik um Peter Lenz mitten in den Verhandlungen. Bei der Wahrnehmung der Versorgung innerhalb der Bevölkerung spiele das keine Rolle, sagte Lenz. Sie bleibe in jedem Fall auf dem bewährten Level. Aber für die Ilmtalklinik GmbH wäre ein positiver Bescheid bares Geld wert: Es geht hier um immerhin rund 400 000 Euro.

Die Sanierung des Krankenhauses für angedachte zehn Millionen Euro startet heuer mit Maßnahmen zur technischen Instandhaltung und optischen Verschönerungen. Der "große Wurf", so Degen, also die mögliche bauliche Erweiterung im Rahmen der Errichtung des Medizinischen Versorgungszentrums, wird heuer zunächst geplant und den Gremien vorgestellt. "Die Umsetzung folgt dann in den nächsten Jahren."

PK

Patrick Ermert