"Persönliche Verletzungen"

Hans Bittl ist aus der CSU ausgetreten – Fraktionsspitze: "Sind keine Amigos"

07.03.2012 | Stand 03.12.2020, 1:45 Uhr

Hat die CSU verlassen: der Geschäftsführende Beamte im Rathaus, Hans Bittl - Foto: EK-Archiv

Eichstätt (kno) Jetzt ist es also doch passiert: Hans Bittl hat seinen Austritt aus der Eichstätter CSU erklärt. „Das ist nicht mehr meine politische Heimat“, bestätigte der Geschäftsführende Beamte im Rathaus auf Anfrage des EICHSTÄTTER KURIER. Und: „Heimat ist dort, wo man sich wohlfühlt.“

Es habe in den vergangenen zwölf Monaten „persönliche Verletzungen“ gegeben, so Bittl weiter. Er sei über die örtliche Partei- und Fraktionsspitze „sehr verärgert“ und auch von ihr enttäuscht. Seinen Schritt bezeichnet der 54-Jährige als „konsequent“, denn es gehe „hier auch ums Menschliche“.

Dem Vernehmen nach war die auch mit CSU-Stimmen ausgeschlagene Beförderung des Rathausbeamten der Auslöser, was Bittl aber so nicht bestätigen wollte. Vielmehr habe ihn „eine lange Kette von Ereignissen“ zu seinem Austritt bewogen. Ihm sei das nicht leichtgefallen, räumte er ein.

Hans Bittl war seit dem 29. September 1979 Mitglied der Eichstätter CSU und auch viele Jahre im Vorstand aktiv. Anfang Juli vergangenen Jahres hatte er seine Kandidatur für das Amt des Eichstätter Oberbürgermeisters erklärt – als unabhängiger Bewerber, weil die Christsozialen bereits Walter Eisenhart ins Rennen geschickt hatten.

Aus Sorge um seine Gesundheit und um sein intaktes Familien- und Privatleben, wie es damals hieß, zog Bittl seine Kandidatur Mitte November wieder zurück. Beobachter hatten ihm eigentlich gute Chancen zugerechnet. Bittl arbeitet seit 38 Jahren im Rathaus und kennt die Abläufe dort aus dem Effeff.

CSU-Ortsvorsitzende Carmen Albrecht meinte dazu: „Ich bedaure den Austritt eines jeden Mitglieds, auch den des Herrn Bittl. Es obliegt aber nicht meiner Person, über die Gründe für seinen Schritt zu sprechen.“

Dafür wurde die CSU-Fraktionsspitze im Stadtrat umso deutlicher: Auf Nachfrage des EICHSTÄTTER KURIER zeigte sich CSU-Fraktionschef Achim Janssen darüber verwundert, dass „interne Personalangelegenheiten des Rathauses“ nach außen getragen worden seien. Nicht verwundert habe ihn dagegen der Parteiaustritt Bittls, „den dieser für den Fall angedroht hatte, dass seine Beförderung abgelehnt würde“. Es liege nun auf der Hand, dass Bittl „aus Verärgerung über seine nicht erfolgte Beförderung“ aus der Partei ausgetreten sei.

Insofern habe sich die CSU nach Ansicht Janssens nichts vorzuwerfen: „Denn eine Beförderung unmittelbar vor der OB-Wahl hätte die Organisationsstruktur der Rathausverwaltung für die nächsten zwölf Jahre festgelegt und jedem künftigen Oberbürgermeister dauerhaft Handlungsspielräume genommen.“ Dies sei nicht sachgerecht.

Daher habe die CSU-Fraktionsspitze einschließlich OB-Kandidat Walter Eisenhart kurz vor der Wahl keine vollendeten Tatsachen schaffen wollen. Eisenhart betonte, dass es keine steuerfinanzierten Wahlgeschenke für Rathausmitarbeiter geben dürfe: „Wir sind keine Amigos. Bei uns wird nicht nach Parteibuch entschieden.“