Eichstätt
Perlen aus 20 Jahren Lithographie-Werkstatt

Li Portenlänger blickte auf Höhepunkte der Kunst in ihrer Werkstatt zurück - Soirée am heutigen Mittwochabend

13.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:57 Uhr
  −Foto: Kusche

Eichstätt (EK) 20 ereignisreiche Jahre in der Lithographie-Werkstatt in der Pfahlstraße Revue passieren zu lassen und allen Künstlern und Unterstützern ihren Dank auszusprechen - dies war Anlass für Werkstattleiterin und Lithokünstlerin Li Portenlänger, zu einer feierlichen Matinée einzuladen.

Rund 40 Gäste, darunter auch Landrat Anton Knapp und Stadträtin und Kulturbeauftragte Maria Lechner, waren ihrer Einladung gefolgt, ihre eigens zum 20-jährigen Jubiläum vorbereitete Ausstellung "Perlen der Lithographie" zu eröffnen. Dazu hatte Portenlänger 40 herausragende Exponate von rund 20 Künstlern ausgewählt, die in den letzten zwei Jahrzehnten zu Gast in Eichstätt gewesen waren. Auch eine Vielzahl bibliophiler Werke, Bücher und Mappen über die zahlreichen interdisziplinären Projekte sind in der Ausstellung zu sehen.

Die zahlreichen Herausforderungen, die vor der Eröffnung der Litho-Werkstatt in der Pfahlstraße im Jahr 1998 bewältigt werden mussten, werden immer unvergessen bleiben: Ingobert Schön, damaliger Tourismus- und Kulturbeauftragter sowie Chef des Alten Stadttheaters, setzte persönlich alles daran, eine in Amsterdam aufgespürte antike Litho-Presse nach Eichstätt zu bringen - nicht ohne Widrigkeiten, von denen Ingobert Schön den Zuschauern anlässlich des Jubiläums schmunzelnd berichtete. "Wir wissen gar nicht, was für eine Perle wir hier mit der Lithographie-Werkstatt von Li Portenlänger in Eichstätt haben", betonte Schön mit Blick auf die nicht nur regionale, sondern inzwischen europaweite Bekanntheit der Kunststätte.

Auch Portenlänger blickte in ihrer Begrüßungsrede auf den Beginn ihrer Arbeit in Eichstätt zurück: "Meine Vision war es, mit einem Ort der Kunst im öffentlichen Raum nicht nur die pure Technik von Lithographie, sondern auch die Zusammenhänge mit dieser Druck- und Kunstform aufzugreifen", betonte die Künstlerin. Dabei sei es ihr nicht nur wichtig gewesen, in unmittelbarer Nähe zu einer der bedeutendsten Steinbruchregionen der Welt - Solnhofen - tätig zu sein. Von größter Bedeutung sei die Kooperation mit anderen Institutionen, die Möglichkeit, Veranstaltungen auch an anderen Orten durchzuführen und interdisziplinär zu arbeiten: "Lithographie soll in meinen Augen immer auch mit anderen Kunstmedien kommunizieren", so Portenlänger.

Dass der Litho-Werkstattleiterin und Künstlerin dies mit Unterstützung vieler Förderer und in Zusammenarbeit mit einer Vielzahl von Institutionen gelungen ist, davon zeugt die lange Liste nicht nur der Lithographiekünstler aus aller Welt, die regelmäßig zu zwei- bis dreiwöchigen Gastaufenthalten nach Eichstätt kamen und dort die Werkstatt von Portenlänger nutzten: 43 Künstler hat Portenlänger seit 1998 begrüßen können. Die Mehrzahl von ihnen bot im Anschluss an ihren Arbeitsaufenthalt eine spannende Ausstellung. Doch nicht minder eindrucksvoll liest sich die Liste der aufgeführten interdisziplinären Projekte, die Portenlänger seit 2003 mit künstlerisch hochkarätigen Produkten realisiert hat: die "Hortus Wander Wunder Kammer", die "Zeit-Wege Himmel-Pfade" oder der "Verborgene Garten - Das Cobenzl-Projekt", um nur drei der bisher sieben anspruchsvollsten interdisziplinären Projekte zu nennen, die teilweise mehrere Jahre Arbeit bedeuteten.

Ihren Dank richtete Portenlänger abschließend an die Mitarbeiter der Universitätsbibliothek, wo die vielfältigen lithographischen Jahresdrucke aus den Jahresausstellungen von Gastkünstlern, deren Eigentümerin die Stadt Eichstätt ist, eine sichere Bleibe finden: "Bei der letzten Übergabe Ende 2017 konnten rund 100 Kunstblätter und Jahresdrucke aus Ausstellungen und Gastaufenthalten seit 2012 übergeben werden", betonte Portenlänger. In der Hofgarten-Bibliothek würden diese in einer eigens angelegten "Sammlung Lithographie Eichstätt" aufgenommen, katalogisiert und öffentlich zugänglich gemacht.

Ein gemeinsamer Rundgang aller Vernissagegäste mit Li Portenlänger durch die Jubiläumsausstellung zeigte das enorme Spektrum von Lithographie- und Kunsttechniken, die in den vergangenen 20 Jahren in der Litho-Werkstatt von Künstlern aus aller Welt praktiziert worden waren. Aus dem "Eichstätter Tagebuch" (2011) der beiden Künstler Li Wang und Jiang Hui Kou aus Tianjin (China) konnten eindrucksvolle Eichstätter Ansichten sowohl in Bild- als auch in Fächerform bewundert werden. Erinnerungen an den Prager Künstler Mikolás Axmann mit seinem Litho-Druck auf Stoff "Pilger" wurden ebenso wach wie an Cyril Bihains Jahresdruck zum "Jura-Haus", Els Patoors "Grenzgänge" oder Walter Dohmens "Heilige Walburga". Fasziniert zeigten sich die Besucher auch von der bibliophilen Arbeit und Kunstmappe "Erfahren - Figurenfeld - Erinnerung", die in Zusammenarbeit mit der Universitätsbibliothek, der Druckwerkstatt Broulim in Antwerpen sowie zahlreichen Künstlern, Autoren und Raimund Wünsche, Sohn von Alois Wünsche-Mitterecker, realisiert werden konnte. Angesichts ihres Aktualitätsbezugs jedoch erweckte die vom Wuppertaler Künstler Wolfgang Schmitz gefertigte Mappe "Jura-Museum" ganz besondere Aufmerksamkeit bei den Gästen. Intensiv hatte er sich der 2017 verstorbene Künstler vor vielen Jahren mit dem Jura-Museum auseinandergesetzt und diesem in seinen eindrucksvollen Werken "Jura", "Reich" und "Barriere" sowie weiteren Arbeiten seine ganze Aufmerksamkeit gewidmet. "Diese Sammlung ist eine ganz besondere Perle der Lithographie", erläuterte Portenlänger.

Am heutigen Mittwochabend um 19 Uhr lädt Li Portenlänger noch einmal zu einer Soirée in ihre Jubiläumsveranstaltung "Perlen der Lithographie" in die Lithographie-Werkstatt ein. Zu Gast sind die beiden Künstlerinnen Sabine Wimmer aus Eichstätt und Jodi Le Bigre aus Edinburgh. Bei der Soirée wird auch noch einmal der Film der Künstlerin Karin Mels aus Brügge (Belgien) mit dem Titel "Green Thoughts" gezeigt, der 2008 im Rahmen des interdisziplinären Projekts "Hortus Wander Wunder Kammer" entstand.

Dagmar Kusche